Washington. .

Mit 26 Jahren der Mann des Jahres: Das „Time“-Magazin hat damit Mark Zuckerberg ausgezeichnet. Der Facebook-Chef habe die weltweite Kommunikation verändert, heißt es in der Begründung.

Man kann Mark Zuckerbergs Schöpfung lieben, man kann sie hassen. Ignorieren kann man Facebook nicht. Das US-Magazin „Time“ kürte den 26-Jährigen am Mittwoch zur „Person des Jahres“ 2010 - eine Auszeichnung, mit dem die Zeitschrift alljährlich weltweit großes Aufsehen erregt. Zuckerberg habe mit Facebook „unser alltägliches Leben verändert“, schrieb Chefredakteur Richard Stengel. Mit 600 Millionen Nutzern erreiche Facebook inzwischen ein Zehntel der Erdbevölkerung und habe sich zum „Bindegewebe“ für soziale Beziehungen entwickelt.

Über einen Mangel an Aufmerksamkeit kann sich der eher scheue Zuckerberg in diesem Jahr nicht beklagen. In den Kinos läuft derzeit mit großem Erfolg der Spielfilm „The Social Network“, der Zuckerbergs Aufstieg nachzeichnet - und dabei freilich ein wenig schmeichelhaftes Porträt des Jungunternehmers liefert. Der Film greift den Vorwurf auf, Zuckerberg habe die Idee für Facebook an der Uni von Komilitonen geklaut und sich rücksichtslos zu eigen gemacht.

Zuckerberg setzte sich gegen Assange durch

Abgesehen davon, in welchem Hirn die Idee für das Online-Freundesnetzwerk zuerst reifte, muss Zuckerberg eines zugebilligt werden: Er hat aus einer bloßen Idee einen riesigen Erfolg gemacht. „Er hat mehr als eine halbe Milliarde Menschen in Verbindung gebracht und ihre Beziehungen gestaltet - so etwas hat es noch nie gegeben“, schreibt „Time“. „Er hat ein neues System zum Austausch von Informationen geschaffen, dass unverzichtbar zu zugleich manchmal etwas unheimlich ist. Außerdem hat er unser Leben auf innovative und sogar optimistische Weise geändert.“ In der Endausscheidung bei „Time“ setzte sich Zuckerberg unter anderem gegen Wikileaks-Gründer Julian Assange, einen anderen Star des Internet-Zeitalters, durch.

Als Zuckerberg 2004 mit einigen Uni-Freunden in Harvard das Projekt Facebook entwarf, konnte er nicht geahnt haben, dass er damit einmal die Kommunikation der Welt verändern würde. Facebook schuf eine perfekte Mischung aus „Narzismus und Voyeurismus“, wie „Time“ schreibt. Die Idee, Freunde und bekannte auf einer Internet-Plattform zu versammeln und mit ihnen Neuigkeiten, Klatsch und Fotos auszutauschen, kam an.

„Zuckerberg ist ein Staatsoberhaupt im T-Shirt“

Internet-Konzerne begannen sich für das Phänomen zu interessieren, bereits 2006 bot Yahoo eine Milliarde Dollar für Facebook - ohne Erfolg. Ein Mittzwanziger, der eine Milliarde Dollar ablehnt: Zuckerberg, der Mann mit dem jungenhaft-harmlosen Gesicht, zeigt viel geschäftliches Selbstbewusstsein. „Zuckerberg ist ein Staatsoberhaupt im T-Shirt“, schreibt „Time“ - und fügt hinzu, Facebook habe „sicherlich mehr Informationen über seine Bürger als jede Regierung“.

Facebook steht wegen seines Umgangs mit Nutzerdaten immer wieder in der Kritik. Umstritten ist unter anderem die Praxis, die E-Mail- und Handy-Adressbücher der Nutzer auszuspähen und Profile von Nichtnutzern ohne deren Einwilligung zu verwerten. Streit gibt es auch um die Frage, ob die Nutzer das Recht haben, sämtliche ihrer Daten komplett zu löschen. (afp)