Sant‘Angelo Lodigiano. Eine italienische Gastwirtin macht zunächst wegen ihrer Zivilcourage Schlagzeilen. Einen Tag später wird sie tot aufgefunden.

  • Eine Pizzeria in Italien sowie die Besitzerin erregten zuletzt viel Aufsehen
  • Zunächst machte die italienische Gastwirtin wegen ihrer Zivilcourage Schlagzeilen
  • Dann wurde sie tot aufgefunden

Nach großem Wirbel um eine im Internet zunächst gefeierte und dann kritisierte Pizzeria-Besitzerin aus Italien ist die Frau nun tot aufgefunden worden. Am Sonntag wurde die Leiche der Gastwirtin am Ufer eines Flusses unweit ihres Restaurants in der Gemeinde Sant‘Angelo Lodigiano in Norditalien entdeckt, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Die Italienerin sorgte wenige Tage zuvor mit ihrer schlagfertigen Reaktion auf eine homophobe und diskriminierende Online-Bewertung landesweit für Aufsehen. Später kamen Zweifel an dieser Geschichte auf.

Nach Hass-Kommentar: Pizzeria-Besitzerin soll Gast Eintritt verwehrt haben

Die Gastwirtin Giovanna Pedretti machte am vergangenen Wochenende Schlagzeilen in Italien. Nachdem ein Gast einen hetzerischen Kommentar im Internet als Bewertung hinterlassen hatte, soll die Inhaberin der Pizzeria „Le Vignole“ ihm den weiteren Zutritt verwehrt haben.

Der Restaurantbesucher soll sich in einer Bewertung beschwert haben, dass er „neben einigen Schwulen“ habe sitzen müssen und neben einem „Jungen im Rollstuhl, der nur mit Mühe essen konnte“. Deshalb habe er dem Restaurant nur einen von fünf Sternen gegeben. Später sei der Eintrag gelöscht worden. Die Gastwirtin bat den Gast in ihrer Antwort laut einem von ihr geteilten Bildschirmfoto nicht wiederzukommen.

Die Besitzerin der Pizzeria wurde zunächst für ihre Zivilcourage gefeiert. Doch kurz darauf mehrten sich in den sozialen Medien Zweifel an der Geschichte. Zwei italienische Promis heizten die Spekulationen an und äußerten den Verdacht, dass der ganze Vorfall erfunden sei. Sie warfen der Gastwirtin eine Marketingaktion vor.

Influencer hetzen im Netz gegen Gastronomin

Die Schauspielerin, Moderatorin und Autorin Selvaggia Lucarelli und ihr Partner Lorenzo Biagiarelli, ein Koch und Influencer, scheuten nicht davor, die 59-jährige Pizzeria-Besitzerin im Netz offen der Lüge zu bezichtigen, berichtet die italienische Zeitung „Corriere della Sera“.

Sie warfen der Gastronomin vor, die veröffentlichte Bewertung mithilfe von Fotobearbeitung erstellt zu haben und die Diskriminierserfahrungen von Menschen mit Behinderung sowie LGBTQ-Mitgliedern zu missbrauchen, um neue Kunden zu gewinnen. Die Vorwürfe lösten einen Shitstorm aus.

Laut italienischen Medien gibt es bislang jedoch keine Beweise, dass es sich bei der Restaurantbewertung um eine Fälschung gehandelt haben könnte. Die Pizzeria, die von der Wirtin Giovanna Pedretti gemeinsam mit ihrem Ehemann betrieben wurde, steckt demnach nicht in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Die Staatsanwaltschaft von Lodi hat Ermittlungen aufgenommen.

Nach Hass im Netz: Todesursache von Pizzeria-Besitzerin unklar

Die Selvaggia Lucarelli und Lorenzo Biagiarelli wiesen derweil den Vorwurf von „Hass im Netz“ nur ein paar Stunden nach Bekanntwerden des Todes der Wirtin öffentlich zurück. Biagiarelli schrieb auf Instagram: „Ich bedauere den Tod von Signora Giovanna sehr und meine Gedanken sind bei ihrer Familie.“

Und weiter: „Signora Giovanna hat in den letzten zwei Tagen nichts als Lob und Wertschätzung von der Presse erhalten hat und nur ein paar verstreute und mühsame Versuche, die Wahrheit wiederherzustellen, die auf jeden Fall nicht die gleiche Kraft gehabt hat und nie gehabt hätte.“

Die genaue Todesursache der Gastwirtin ist noch unklar. An dem Flussufer fanden die Ermittler auch das Auto der Frau. Die Behörden ordneten die Autopsie der Leiche an.

Anmerkung der Redaktion: Aufgrund der hohen Nachahmerquote berichten wir in der Regel nicht über Suizide oder Suizidversuche, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn Sie selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Selbstmordgedanken leiden oder Sie jemanden kennen, der daran leidet, können Sie sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen. Sie erreichen sie telefonisch unter 0800/111-0-111 und 0800/111-0-222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.