Berlin. Karoline Schuch hat herausfordernde Drehs hinter sich. Im Interview verrät sie, welche Grenzerfahrung sie privat noch immer umtreibt.
Intensive Dreharbeiten hat Karoline Schuch für gleich zwei Fernsehproduktionen hinter sich, die demnächst Premiere feiern. Am 27. und 28. Dezember ab 22.15 Uhr zeigt das ZDF jeweils drei Folgen der sechsteiligen Miniserie „Die zweite Welle“. Darin werden sieben Überlebende der Tsunami-Katastrophe von 2004 mit schockierenden Enthüllungen konfrontiert.
Wenige Wochen später präsentiert die ARD am 19. und 26. Januar den düsteren Thriller-Vierteiler „Oderbruch“. Die 42-jährige Schauspielerin, bekannt aus der Soap-Opera „Verbotene Liebe“, hat für derart anstrengende Dreharbeiten einige Entspannungsmethoden. Welche das sind und wann sie auch abseits des Sets schon Extremerfahrungen machen musste, verrät Karoline Schuch im Interview.
2024 liegt der Tsunami, auf dessen Folgen die Serie „Die zweite Welle“ basiert, 20 Jahre zurück. Wie sehr ist er noch in Ihrem Gedächtnis präsent?
Karoline Schuch: Ich habe ziemlich genau vor Augen, wo ich war, was ich damals gemacht habe und wie es mir ging. Das war ja auch die erste wirklich große Naturkatastrophe, mit der wir konfrontiert waren. Seinerzeit war ich auf Lanzarote im Urlaub und konnte nicht aufhören, auf den Fernseher zu starren. Es war unfassbar leidvoll für alle Betroffenen.
Lesen Sie auch: Katharina Böhm – „Wir müssen uns mehr umeinander kümmern“
Haben Sie mit Überlebenden gesprochen?
Schuch: Nein, aber ich habe das Buch „Phi Phi Island“ von Josef Haslinger gelesen, der damals mit seiner Familie den Tsunami erlebt hat. In den Stunt- und Wasserszenen, die wir in Thailand gedreht haben, konnte ich das ansatzweise nachempfinden, obwohl wir in einem nur 1,10 Meter tiefen Pool gedreht haben.
Aber da musste ich ein Kind auf einer Tür balancieren und ihm vormachen, dass wir absoluten Spaß haben. Und sobald es mir den Rücken zukehrte, hatte ich zu spielen, dass wir in einer lebensbedrohlichen Situation sind. Das war nicht einfach für mich.
Karoline Schuch: „Es ist mein Beruf, mich in emotionale Zustände zu katapultieren“
In welchem Anspannungszustand waren Sie dann während des Drehs?
Schuch: Es ist ja mein Beruf, mich in emotionale Zustände zu katapultieren und dann im besten Fall danach einen dicken Haken dran zu machen. Aber die Drehtage mit dem zweijährigen Mädchen waren sehr herausfordernd. Das Kind hat meine Sprache nicht gesprochen, ich die seine nicht.
Wir mussten trotzdem Vertrauen aufbauen und ich musste gleichzeitig verhindern, dass das Mädchen in den Pool rutscht, ansonsten hätten wir den Drehtag abbrechen müssen. Aber wir waren ein fantastisches Team und Ensemble. Wir haben wunderbare Freizeiten und Abende miteinander verbracht.
Gab es jemals eine Rolle, die Ihnen zu viel wurde?
Schuch: Nur kurz nach „Die zweite Welle“ gingen aufgrund von coronabedingten Verschiebungen die Dreharbeiten zur Miniserie „Oderbruch“ los. Danach brauchte ich eine längere Unterbrechung, um wieder in der Realität anzukommen.
- „Eberhofer“-Star: Lisa Maria Potthoff – „Manchmal ist eine Pause gut“
- Autorin: Cornelia Funke – „Ich werde meinen Mann immer vermissen“
- Schauspielerin: Iris Berben hadert mit dem Altern – „Möchte wissen, wie es weitergeht“
- TV-Star: Patrick Kalupa über Familie – „Wusste nicht, wie wir die Kinder ernähren“
Was sind Ihre bevorzugten Wege, um sich „auszumitteln“?
Schuch: Gute-Laune-Musik, Kino, Sport und meine Familie.
Karoline Schuch: So ruht sie sich nach anstrengenden Drehs aus
Welche Musik und welche Filme helfen dabei?
Schuch: Ich habe wahnsinnig gerne die britische Band Metronomy gehört. Und Beyoncé hatte gerade ihr neues Album herausgebracht, das war fantastisch für mich. Was Filme angeht, haben wir „Dune“ und den letzten „James Bond“ angeschaut, so richtig fette Teile, wo es relativ klar war, wer der Gute und wer der Böse ist.
Auch wenn Ihnen Katastrophen zum Glück erspart blieben, haben Sie selbst schon Dramatisches erlebt?
Schuch: Das ist schon vorgekommen, aber ich möchte diese Sachen nicht unbedingt teilen. Aber ein Beispiel: Vor zwei Jahren haben wir uns im Familienurlaub in Slowenien auf einem Berg plötzlich einigermaßen unfreiwillig auf einem Klettersteig wiedergefunden.
Wir hatten erst nicht verstanden, dass das ein Klettersteig war, doch die Leute, die dort gegangen sind, hatten Bergsteigerausrüstung mit Sicherungssystemen und Helmen – im Gegensatz zu uns. Das war eine Grenzerfahrung mit kleinen Kindern, die ich nicht missen möchte, aber nicht noch einmal brauche.
Wie kamen Sie damit zurecht?
Schuch: Ich bin ein Mensch, der Panik bekommen kann, aber in diesem Moment wusste ich: Wir können nicht zurück, denn das ist eine Einbahn-Geschichte, wir müssen da durch, denn es wurde auch bald dunkel. Ich habe dann irgendwie auf Autopilot geschaltet und hatte hinterher einen ziemlichen Adrenalinkick.
Und Ihre Töchter?
Schuch: Die fanden das wahnsinnig spannend und haben gut mitgemacht.
Karoline Schuch: „Ich schätze das Privileg, Erlebnisse in anderen Ländern zu machen“
Sie meinten, Sie würden zu Panik neigen, aber sind Sie wirklich dem Leben gegenüber ängstlich eingestellt?
Schuch: Einerseits trage ich das Katastrophisieren in mir, andererseits bin ich erstaunt, was ich mich alles in jungen Jahren getraut habe – insbesondere die Reisen, die ich alleine gemacht habe. Als Kind der DDR schätze ich das Privileg, möglichst viele Erlebnisse in anderen Ländern zu machen. So gesehen kann ich nur empfehlen, viel zu unternehmen und sich nicht zu sehr von der Angst leiten zu lassen. Man kommt immer irgendwie voller toller Erfahrungen zurück.
Inwieweit sind Sie bereit für die nächsten extremen Rollenerfahrungen?
Schuch: Ich habe eine sehr lange Pause gemacht. Jetzt bin ich auf der Suche nach ähnlichen Herausforderungen.
Und würden Sie sich wieder auf so einen Klettersteig einlassen?
Schuch: Mit der entsprechenden Ausrüstung – sofort.