Berlin. Das U-Boot Titan ist implodiert, die Insassen sind tot. Was passiert mit menschlichen Körpern 3800 Meter unter dem Meeresspiegel?

  • Die Titan ist am Sonntag, 18. Juni, implodiert
  • Das Tauchboot war auf dem Weg zum Wrack der Titanic
  • Die fünf Passagiere starben
  • Was ist bei der Implosion mit ihren Körpern passiert?

Nach dem Unglück der Titan und dem Tod der fünf Insassen in den Tiefen des Nordatlantiks sollen Trümmerteile des Tauchboots in den USA untersucht werden. Wie die US-Küstenwache mitteilte, analysieren Mediziner nun die mutmaßlich menschlichen Überreste, die ebenfalls geborgen wurden. An Bord der Titan waren diese fünf Passagiere:

  • der Franzose Paul-Henri Nargeolet (77)
  • der britische Abenteurer Hamish Harding (58)
  • der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood (48)
  • Dawoods 19-jähriger Sohn Suleman
  • der Chef der Betreiberfirma Oceangate, Stockton Rush (61), steuerte das Boot

Wie die fünf Passagiere ihren Tod erleiden mussten, ist unklar. "Es ist davon auszugehen, dass das Ganze stattgefunden hat, nachdem unter anderem die Systeme zur Sauerstoffversorgung ausgefallen waren", sagt Leo Latasch, Tauchmediziner und ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Katatstrophenmedizin, dieser Redaktion. In diesem Fall waren die Insassen zum Zeitpunkt der Implosion durch den Anstieg des Kohlendioxids oder den Sauerstoffausfall bereits bewusstlos oder sogar tot.

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Das Innere des Tauchboots Titan.
Das Innere des Tauchboots Titan. © Oceangate Expeditions/PA Media/dpa

Anders verhält es sich, wenn die fünf Abenteuer zum Zeitpunkt der Implosion noch bei Bewusstsein waren. Denn das Titanic-Wrack liegt auf einer Tiefe von 3800 Metern, wo ein enormer Druck herrscht: „Der Wasserdruck nimmt alle 10 Meter um ein Bar zu“, sagt Claudia Haizmann dieser Redaktion. Sie ist leitende Ärztin am Druckkammerzentrum in Freiburg. Folglich müsste am Meersgrund ein Druck von 380 Bar herrschen. Zum Vergleich: Ein prall gefüllter Autoreifen misst etwa 2 Bar.

NameTitanic
StandortRund 600 Kilometer vor Neufundland (Kanada)
Baubeginn31. März 1909
Gewicht52.310 Tonnen
Länge269 Meter
UnglückApril 1912
Entdeckt1 September 1985

Titanic-Fotostrecke: Verschwundenes U-Boot gefunden

Die Titanic galt bei ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York 1912 als unsinkbar. Doch es kam anders. Das Wrack des Schiffs liegt seitdem in etwa 3800 Meter Tiefe rund 600 Kilometer von Neufundland/Kanada entfernt auf dem Meeresgrund.
Die Titanic galt bei ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York 1912 als unsinkbar. Doch es kam anders. Das Wrack des Schiffs liegt seitdem in etwa 3800 Meter Tiefe rund 600 Kilometer von Neufundland/Kanada entfernt auf dem Meeresgrund. © imago stock&people
Hochauflösende 3D-Aufnahmen zeigen das Wrack der Titanic.
Hochauflösende 3D-Aufnahmen zeigen das Wrack der Titanic. © Atlantic Productions/Magellan
Das Foto aus dem Jahr 2004 zeigt die Überreste eines Mantels und von Stiefeln im Schlamm des Meeresbodens nahe des Hecks der Titanic.
Das Foto aus dem Jahr 2004 zeigt die Überreste eines Mantels und von Stiefeln im Schlamm des Meeresbodens nahe des Hecks der Titanic. © Institute for Exploration, Center for Archaeological Oceanography/AP/dpa
Das U-Boot Titan des Unternehmens Oceangate Expeditions versprach Touristen, es bis zum Wrack der Titanic zu führen, um all diese Dinge aus der Nähe zu sehen.
Das U-Boot Titan des Unternehmens Oceangate Expeditions versprach Touristen, es bis zum Wrack der Titanic zu führen, um all diese Dinge aus der Nähe zu sehen. © OceanGate Expeditions/AP/dpa
Seit seiner letzten Mission am Sonntag, 18. Juni, galt das U-Boot jedoch als verschollen. Inzwischen steht fest: Es ist gesunken.
Seit seiner letzten Mission am Sonntag, 18. Juni, galt das U-Boot jedoch als verschollen. Inzwischen steht fest: Es ist gesunken. © Google/dpa
Insgesamt fünf Menschen befanden sich an Bord des Tauchbootes.
Insgesamt fünf Menschen befanden sich an Bord des Tauchbootes. © Oceangate Expeditions/PA Media/dpa
Dieses von American Photo Archive zur Verfügung gestellte Foto zeigt den Innenraum des Tauchboots Titan mit den damals reisenden Passagieren. Die Ticketpreise lagen bei ca. 250.000 Dollar.
Dieses von American Photo Archive zur Verfügung gestellte Foto zeigt den Innenraum des Tauchboots Titan mit den damals reisenden Passagieren. Die Ticketpreise lagen bei ca. 250.000 Dollar. © American Photo Archive/Alamy/PA Media/dpa
Unter den wohlhabenden Touristen war auch der britische Geschäftsmann und Abenteurer Hamish Harding.
Unter den wohlhabenden Touristen war auch der britische Geschäftsmann und Abenteurer Hamish Harding. © Felix Kunze/Blue Origin/AP/dpa/Archiv
An Bord des Bootes befanden sich außerdem der Kommandant Paul-Henry Nargeolet (l), der als einer der bekanntesten Experten für das Titanic-Wrack galt und daher den Spitznamen
An Bord des Bootes befanden sich außerdem der Kommandant Paul-Henry Nargeolet (l), der als einer der bekanntesten Experten für das Titanic-Wrack galt und daher den Spitznamen "Mr. Titanic" trug. © JIM ROGASH/AP/dpa
An der Rettungsaktion waren mehrere Flugzeuge, Schiffe und Sonarboote beteiligt.
An der Rettungsaktion waren mehrere Flugzeuge, Schiffe und Sonarboote beteiligt. © Handout / US Coast Guard / AFP
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U-Boot Titan: Sicherheitsmängel trotz High-Tech-Kabine

"Das heißt, da herrscht ein unglaublicher Wasserdruck, den das U-Boot aushalten muss“, so Haizmann. Dieser wird laut Latasch zum einen durch das Material aufgefangen, zum anderen durch einen leichten künstlichen Druck von innen: "Durch den Ausfall der gesamten Technik versagte der Innendruck, die äußere Hülle implodierte in das Innere."

Wie das U-Boot letztlich implodierte, ist zur Zeit noch nicht klar. In der Vergangenheit waren immer wieder Sicherheitsmängel bekannt geworden. In einer Reportage von "CBS News" ist etwa zu sehen, dass die Titan mit einem X-Box-Controller gesteuert wird. Oceangate-CEO Stockton Rush, der sich ebenfalls unter den Passagieren befand, sagte damals allerdings, dass der Druckbehälter gemeinsam mit Boeing, der NASA und der Universität in Washington entwickelt wurde.

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Implosion: Körper wird innerhalb von Millisekunden zerrissen

„Wenn da irgendetwas kaputtgeht, dann wird das Boot wie eine Cola-Dose zusammengedrückt“, sagt Haizmann. Das Problem bei der Implosion sei dabei der schlagartig Druckunterschied, der ausgeglichen werde. "Wir gehen davon aus, dass es den menschlichen Körper dann innerhalb von Millisekunden zerreißt", so Tauchmediziner Latasch. Bei dieser Geschwindigkeit habe der Mensch gar keine Zeit, zu registrieren, dass er tödlich verletzt wurde.

 Claudia Haizmann ist leitende Ärztin am Druckkammerzentrum in Freiburg.
Claudia Haizmann ist leitende Ärztin am Druckkammerzentrum in Freiburg. © Druckkammerzentrum Freiburg GmbH

„Letztendlich gibt es eine Implosion und das eindringende Wasser hat dann so eine Macht, dass es dann nachher aussieht wie bei einer Explosion – in kleinste Teile zerlegt“, so Haizmann. Im Körper befänden sich einige luftgefüllte Hohlräume, wie die Lunge, die es dann zusammendrückt. Das heißt nicht nur die Überbleibsel des U-Bootes, "sondern auch die Körper gleichen einem Trümmerfeld. Da bleibt nichts mehr heil."