Berlin. In einem Berliner Hotel ist ein Riesen-Aquarium geplatzt. Zwei Menschen wurden verletzt, 1500 Fische starben. So ist die Lage vor Ort.
- Das riesige Aquarium des Hotels "Dom Aquarée" in Berlin-Mitte ist am frühen Freitagmorgen geplatzt
- Aus dem Aquadom ergossen sich eine Million Liter Wasser und fluteten bis auf die Straße
- Zwei Menschen wurden verletzt, rund 1500 Fische verendeten
- Eine Materialermüdung könnte die Ursache für das Unglück sein
- Am Bau beteiligte US-Firma schickt Team nach Berlin
Unfassbare Bilder aus Berlin: Im Hotel "Dom Aquarée" ist das Riesen-Aquarium "Aquadom" geplatzt. Bilder und Videos aus dem Inneren des Hotels zeigen, dass von dem 16 Meter hohen Zylinder nichts mehr übrig ist. Auch der Rest des Gebäudes ist teilweise zerstört.
Der Aquadom hatte eine 14 Meter hohe Wassersäule, war mit rund einer Million Liter Wasser gefüllt und beherbergte rund 1500 tropische Fische. Er war laut Betreiber das "größte freistehende zylindrische Aquarium der Welt" und eine beliebte Touristenattraktion.
Aquadom: Hotelleitung gibt Statement ab
Einem Sprecher der Berliner Feuerwehr zufolge wurde die Feuerwehr am Morgen um kurz vor sechs Uhr zu dem Einsatzort gerufen. Das Aquarium soll geplatzt und anschließend rund eine Millionen Liter Wasser ausgetreten sein. Es ergoss sich vor allem über die oberen Geschosse des Hotels. 400 Gäste waren zur Zeit des Unfalls im Hotel.
- Lesen Sie hier: Aquarium in Berlin geplatzt - Das war offenbar der Grund
Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey machte sich noch am Vormittag ein Bild von der Lage vor Ort. "Wenn das alles nicht um 5.45 Uhr, sondern nur eine Stunde später passiert wäre, dann müssten wir nun über furchtbare menschliche Schäden berichten", so Giffey. Stattdessen seien nur zwei Menschen leicht verletzt worden. Die Feuerwehr suchte am Morgen mit Rettungshunden nach weiteren menschlichen Opfern und fand glücklicherweise keine.
Aquarium in Berlin: Unzählige Fische tot
Von den rund 1500 Fischen, die sich in dem Riesen-Aquarium befunden haben, sind hingegen nahezu alle verendet. Lediglich im unteren Bereich des Beckens und in einzelnen Pfützen konnten einige Dutzend der ehemaligen Bewohner gerettet werden.
Laut THW-Einsatzleiter Friedrich Engel konnten etwa 30 Fische aus den Trümmern gerettet werden, darunter zwölf Kois, eine japanische Zuchtform des Karpfens. "Diese Tiere befanden sich in einem Süßwasseraquarium am Fuß des zerstörten Zylinderaquariums. Um an dieses Becken zu gelangen, mussten wir zuerst die Trümmer beseitigen", sagte Engel der "Berliner Morgenpost". "Die Kois haben wir anschließend zum Zoo Berlin gebracht, weil es Süßwasserfische sind. Außerdem wurden ungefähr 20 Salzwasserfische in das Süßwasserbecken gespült. Die Tiere haben alle noch gelebt und wir haben sie in die Salzwasserbecken von Sea Life gebracht."
Bericht einer Augenzeugin: Hotelgast über Explosion - "Papageienfisch lag erfroren da"
Zudem gibt es im Untergeschoss des Komplexes einige kleinere Aquarien, die zur Nachzucht verwendet dienen. Die Fische dort haben ebenfalls überlebt. Zwischenzeitlich war die Situation aber kritisch, weil die Gefäße nicht mit Strom versorgt werden konnten.
Laut einem Polizeisprecher sind Teile der Fassade des Hotels, in dem sich das Aquarium befand, auf die Straße geflogen. Es sei "schlagartig Wasser ausgetreten", hieß es weiter. Das Wasser habe sich unter anderem in ein Café ergossen, Tische und Stühle mit sich gerissen. Videos und Fotos von Hotel-Gästen zeigen das Ausmaß des Unglücks. Auf der Straße vor dem Hotel lagen viele Trümmer, die Eingangstür des Hotels ist stark beschädigt.
Hotelgäste wurden mit Wärmedecken ausgestattet aus dem Hotel, das zur Radisson-Blu-Gruppe gehört, geführt. In bereitgestellten Bussen konnten sich die Menschen aufwärmen.
Berlin: Platzte Aquarium wegen Materialermüdung?
Über die Ursache der Aquariums-Explosion kann derzeit nur spekuliert werden. Das Riesen-Aquarium Aquadom war im Jahr 2019/2020 erst umfassend modernisiert worden. Dafür musste das Wasser komplett abgelassen werden. Die Fische des Großaquariums wurden in dieser Zeit vorübergehend in Aquarien im Untergeschoss des Dom Aquarée untergebracht.
Dass ein Aquarium aus Acrylglas explodiert, verwundert Aquaristik-Experten. "Acrylglas gilt eigentlich als unverwüstlich und ist bei Aquarien dieser Größe das übliche Material", sagte Manfred Rank, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde (VDA), der Berliner Morgenpost.
Die Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sprach von einer Materialermüdung als mögliche Ursache. "Die Ermittlungen zur Ursache sind natürlich noch nicht abgeschlossen, erste Anzeichen deuten jedoch auf eine Materialermüdung", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Die Senatorin bedankte sich bei Polizei und Feuerwehr für ihren Einsatz. Beide waren seit dem frühen Freitagmorgen nach eigenen Angaben mit jeweils etwa 100 Leuten im Einsatz. Spranger wünschte den Verletzten eine "schnelle Erholung".
Der Einsatz des Technischen Hilfswerks (THW) konnte noch am Freitagabend beendet werden. Das Hotelgebäude mit dem Aquarium sei inzwischen als sicher eingestuft worden. Von dem Gebäude gehe keine Gefahr mehr aus so THW-Sprecher Friedrich Engel in der rbb24 Abendschau. Das Hotel-Atrium und die Rezeption seien aber schwer verwüstet worden.
Eigentümer: Gebäude nach Platzen des Aquariums nicht einsturzgefährdet
Nach dem Platzen des riesigen Aquariums in Berlin ist das Gebäude am Freitagabend an den Eigentümer übergeben worden. "Es ist nicht einsturzgefährdet", sagte Fabian Hellbusch, Sprecher des Gebäudeeigentümers Union Investment, am Samstagmorgen. Bautechnische Untersuchungen fänden aber weiterhin statt.
Das Hotel, in dem sich das 16 Meter hohe Aquarium befand, sei "bis auf weiteres" geschlossen. Die Gäste seien noch am Freitag in ein anderes Hotel gebracht worden. Man sei in engem Austausch mit dem Hotel, sagte Hellbusch. In dem Gebäudekomplex wurden demnach mindestens sechs weitere Läden beschädigt. "In der Tiefgarage stehen aktuell immer noch fünf Zentimeter Wasser", sagte er.
US-Firma schickt Team nach Berlin
Eine am Bau des geplatzten Aquariums beteiligte US-amerikanische Firma will ein Team zur Untersuchung des Vorfalls nach Berlin schicken. Das teilte das Unternehmen Reynolds Polymer Technology mit. "Zum jetzigen Zeitpunkt ist es noch zu früh, den Faktor oder die Faktoren zu bestimmen, die zu einem solchen Riss geführt haben." Das Unternehmen aus den USA hat nach eigenen Angaben 2002 eine "Zylinderkomponente" des Tanks hergestellt und installiert. Auf seiner Homepage schreibt das Unternehmen, es habe das Acrylfenster des Aquadoms hergestellt.
Reynolds Polymer spreche den Hotelgästen, allen betroffenen Hotelangestellten und den Verletzten seine "aufrichtige Anteilnahme" aus. "Wir sind auch zutiefst betrübt über den Verlust von Tieren und Wasserlebewesen. Unser Dank gilt den Mitarbeitern und Ersthelfern, die einige der Fische retten und umbetten konnten", hieß es.
Aquarium: Explosion löst seismische Welle aus
Die Erschütterung, die durch das Platzen des Aquariums und das Austreten der eine Million Liter Wasser ausgelöst wurde, war so groß, dass sie sogar eine seismische Welle auslösten, wie ein Erdbeben. Zwei private Stationen hätten die Erschütterung aufgezeichnet.
Das "Dom Aquarée" in Berlin-Mitte ist ein Hotel-, Wohn- und Geschäftszentrum. Im Mittelpunkt des Komplexes nahe dem Berliner Dom befand sich das Riesen-Aquarium, in dem die Besucher mit einem Panoramalift durch das 16 Meter hohe Meerwasseraquarium fahren konnten.
(amw/fmg)