Jakarta. Vor dem Ausbruch des Vulkans Sinabung auf der indonesischen Insel Sumatra sind mittlerweile mehr als 25.000 Menschen geflohen. Am Samstag wurden erneut “mehrere Male“ Gesteinsbrocken und Asche bis zu 5000 Meter hoch in die Luft geblasen, sagte ein Sprecher des Katastrophenschutzes am Sonntag.

Gasfontänen, Lavaströme, Aschewolken im Minutentakt: Der Vulkan Sinabung auf der indonesischen Insel Sumatra lehrt seine Anwohner das Fürchten. Tausende sind auf der Flucht. Für die Bauern steht ihr Lebenswerk auf dem Spiel.

Alle Anwohner im Umkreis von fünf Kilometern hätten die Gefahrenzone verlassen, erklärte eine Sprecher des Katastrophenschutzes am Sonntag. Insgesamt seien mehr als 25.516 Menschen in Sicherheit gebracht worden.

Im Bauch des 2460 Meter hohen Bergs rumort es, Gasfontänen schießen aus dem Krater tausende Meter in die Luft. Riesige Aschewolken quellen hervor, oft hängen sie tief über dem Umland und tauchen die Umgebung in ein gespenstisches Licht. Immer wieder gehen Gesteinsbrocken auf die Hänge nieder. Wenn die Asche sich legt, glüht manchmal ein roter Lavastrom am Berg. 60 solcher Ströme, bis zu fünf Kilometer lang, gab es nach Angaben der Katastrophenbehörde schon.

Betreuung durch die Behörden wird bemängelt

Die Lavaströme sind nicht das größte Problem. Die Vulkanologen wissen im Prinzip, wo sie abfließen. Unberechenbarer ist die glühende Asche. Sie kann selbst für Menschen zur Gefahr werden, die in ihren Häusern Schutz gesucht haben. Das passierte zum Beispiel, als 2010 der Merapi auf Java ausbrach. Damals kamen mehr als 350 Menschen ums Leben.

Viele Anwohner des Sinabung harren deshalb in Notunterkünften aus, und das teils seit Wochen. Dort liegen die Nerven blank. Steht mein Haus noch? Sind dort Plünderer unterwegs? In der Enge der Unterkünfte, mit wenig zu tun, verzweifeln viele. "Ich sorge mich um meine Ernte", sagt Amsar Tarigan (51) aus Karo. "Wir sind Bauern, wir können ohne unsere Arbeit nicht leben."

"Die Menschen sitzen hier und starren Löcher in die Decke", sagt Benny Kaban, Priester der evangelischen Kirche von Karo. "Viele sind gestresst." Die Kinder können nicht zur Schule. Kaban bemängelt die Betreuung durch die Behörden. "Das sind Bauern hier, und man setzt ihnen welkes Gemüse vor", sagt er vorwurfsvoll.

130 aktive Vulkane auf Indonesien

"Der Distriktvorsteher sollte mal rauskommen und sich das hier ansehen", sagt Sutopo Nugroho von der Behörde für Katastrophenschutz. Das Essen reiche zwar, aber die Leute bräuchten dringend Babymilch, Trinkwasser, Kleidung und Hygieneartikel.

Indonesien
Indonesien © afp | afp

Ein Ende der Misere ist nicht in Sicht. Der Vulkan ist in den vergangenen fünf, sechs Tagen mehr als 220 mal ausgebrochen. Der Berg war 400 Jahre lang ruhig, ehe er 2010 wieder erwachte. Und er ist damit nicht allein: Auch über dem fast 2900 Meter hohen Marapi rund 600 Kilometer weiter südlich standen diese Woche Rauchwolken. Es ist einer der aktivsten Vulkane Indonesiens.

Indonesien liegt am Pazifischen Feuerring, wo es besonders viele Vulkane gibt - denn dort stoßen verschiedene Erdplatten aufeinander. In Indonesien sind es 130 aktive Vulkane - so viele aktive Vulkane wie in keinem anderen Land der Welt. (afp/dpa)