Essen.. Im ZDF-Krimi “Gefährliches Schweigen“ heilt Veronica Ferres an diesem Montag als Polizei-Seelsorgerin „Lena Fauch“ alle Wunden und kämpft in ihrer typischen Kümmerinnen-Art gegen das Schlechte in der Welt. Dabei spart sie nicht an banalen Empfehlungen, die beim Zuschauer nicht selten den Fremdschämeffekt auslösen.
Wer könnte für die Rolle einer evangelischen Polizeiseelsorgerin geeigneter sein, als eine Frau, die ihre Betroffenheit über die Schlechtigkeit der Welt stets so dekorativ vor sich herträgt? Veronica Ferres stattet diese „Lena Fauch“ in dem Film „Gefährliches Schweigen“ (Montag, ZDF, 20.15 Uhr) mit so viel Güte und Verständnis aus, dass bei ihr sogar Lebensgefährte Carsten Maschmeyer auf die Idee käme, all seine Sünden zu beichten.Wer zur Einschätzung gelangte, Regisseur Johannes Fabrick, immerhin Grimme-Preisträger, habe das „Wort zum Sonntag“ einfach mal in einen Krimi gegossen, der läge nicht ganz falsch.
Bibelfester Kommissar
Dabei muss Frau Fauch es schon am ersten Arbeitstag auf der Münchener Wache mit dem ausgesprochen bibelfesten Kommissar Fenn (Alexander Held) aufnehmen, der gleich mal vom „Kampf gegen Sodom und Gomorrha“ schwadroniert und auch sonst gern bis zur Peinlichkeitsgrenze aus dem Alten oder Neuen Testament zitiert.
Natürlich hat die kluge Frau mit dem blassen Teint, dem blonden Bubikopf und der betulichen Kümmer-Art auf alles eine bessere Antwort (am Ende kapiert das selbstverständlich auch Herr Fenn ganz kleinlaut). Und das Drehbuch von Britta Stöckle und Johannes Fabrick lässt ihrer sanften Stimme generell das letzte Wort, um noch eine angestrengt aufgesagte Kalenderblattweisheit loszuwerden. Selbst zum Revierbrutalo (Norman Hacker), der aus Frust schon mal einen Obdachlosen krankenhausreif prügelt und sie in seinem Büro an die Wand presst und ihr in den Schritt greift, findet sie die passende Haltung (der Kerl kränkt andere ja nur, weil er selbst immer gekränkt wird, das musste ihm nur endlich mal einer sagen, damit er mal ans Nachdenken kommt).
Die Ferres ist eben immer das Superweib, diesmal nur in der züchtigen Pastorenversion mit drei Holzkreuzen an der heimischen Wohnungswand und Tee in der Tasse. Und prallvoll mit Empfehlungen, bei denen sich der Fremdschämeffekt einstellt. „Hassen Sie nicht, es vergiftet Ihr Herz“, gehört da zu den originelleren Tipps.
Muss man jetzt noch erwähnen, dass sie in der Kantine vegetarisch wählt, Fahrrad fährt und in Indien mal richtig in sich reingehorcht hat?
Schmutzige Geschäfte
Logisch auch, dass nicht ihre Profi-Kollegen den Mord an einem jungen Mann aufklären, sondern sie höchstpersönlich dem Täter auf die Schliche kommt. Und nebenher bringt sie dem Rechthaber Fenn bei, dass man die eigene Tochter (Xenia Assenza) nicht mit zu hohen Erwartungen an die Wand drücken darf. Das Kind hat dem Vater vorgegaukelt, es studiere in den USA, dabei ist es daheim in ganz schmutzige Geschichten verwickelt. Trost findet es bei wem wohl? Na klar.
Und wenn diese Lena Fauch wirklich mal selber Rat braucht, haben die Autoren für sie den väterlichen Freund (Jörg Gudzuhn) erfunden. Bei dem brennt zwar, wie lustig, das Essen schon mal an, aber sonst ist er natürlich ein Pfundskerl, der immer die richtige Antwort parat hat.
Ein Jahr hat es gedauert, bis das ZDF diese Lena Fauch mit ihrem zweiten Auftritt unter die Sterblichen geschickt hat. Mit dem dritten muss es sich auch nicht beeilen.