Washington.. Vier Wochen nach dem Tod von Whitney Houston gab Tochter Bobbi Kristina Brown im US-Fernsehen ihr erstes Interview. Kritische Nachfrage, etwa zu Drogenkonsum und Tablettensucht von Mutter und Tochter sparte Talklegende Oprah Winfrey in ihrem Gespräch jedoch aus.
Wenn Oprah Winfrey wirklich das Muttertier der amerikanischen
Fernsehfragenstellerinnen ist, dann hat sie am Sonntagabend einer
Schutzbefohlenen einen Bärendienst erwiesen. Im ersten Interview mit engsten
Angehörigen der am 11. Februar tot in der Badewanne eines Hotels in Hollywood
gefundenen Pop-Sängerin Whitney Houston umging die erfolgreichste TV-Talkerin
der USA alle heiklen Fragen.
Anders als etwa im Januar, als sie den Aerosmith-Sänger Steven
Tyler in ihrer neuen Sendung ausgiebig über dessen jahrzehntelange
Drogenabhängigkeit ausfragte, blieben Houstons Tochter Bobbi Kristina,
Schwägerin Patricia und Bruder Gary selbst behutsame Nachfragen zu dem Thema
erspart, das seit Jahren wie ein Damoklesschwert über der Künstlerin schwebte. Winfrey, die sich als persönliche, enge Freundin der Familie Houston empfindet,
präsentierte eine 19-Jährige, die gefasst und ohne jede Träne ihre weltweit
bewunderte Mutter posthum anhimmelte und Sätze wie diesen sagte: “Sie war nicht
nur eine Mutter, sie war eine beste Freundin, sie war wie eine Schwester.”
Houston-Tochter Bobby will das künstlerische Erbe ihrer Mutter Whitney fortsetzen
Dass
auch in seriösen amerikanischen Medien seit Wochen Fotos und Berichte kursieren,
die Bobbi Kristinas Kokain- und Marihuana-Konsum und eine ausgeprägte
Tablettensucht zum Gegenstand hatten, dass Mutter und Tochter noch vor kurzem
gemeinsam vergeblich eine Entziehungskur gemacht haben sollen, ließ Oprah
Winfrey beiseite.
Beinahe unheimlich geriet so der Moment, als die Allein-Erbin
des Houston-Vermögens ankündigte, das künstlerische Erbe ihrer Mutter fortsetzen
zu wollen – singend, tanzend, schauspielernd. Winfrey fragte, ob der Druck nicht
immens sei, der dabei auf ihr laste. Antwort: “Ja. Aber meine Mutter hat mich
gut darauf vorbereitet”. Womit, das blieb unerwähnt.
Momente, wo das Gespräch
wirklich interessant und aufklärend hätte werden können, ließ die Moderatorin
mit kumpelhaften Gesten verstreichen. Patricia Houston, Whitneys Schwägerin,
setzte einmal zu einem verklausulierten Erklärungsversuch für das Drama der
Künstlerin an: “Ich sah, dass sie einem Traum hinterher jagte. Sie suchte an den
falschen Orten nach Liebe.”
Falsche Männer? Zu viel Streben nach Ruhm? Oprah
Winfrey nahm den Gedanken nicht auf. Stattdessen durften Bruder Gary und
Schwägerin Patricia unhinterfragt auf dem Sofa zu Protokoll geben, dass Bobby
Brown, Whitneys allseits verrufener Ex-Mann, ein “guter Kerl” sei und nicht
derjenige, der den Popstar zum verhängnisvollen Drogenkonsum verleitet habe, der
die Karriere der Sängerin schon lange vor ihrem Tod schleichend beendet hatte.
Wer denn dann? Oprah wollte es nicht wissen. Bobbi Kristina erwähnte ihren Vater
mit keinem Wort.