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Nadja Benaissas Teilgeständnis, sie sei in ihrer Vergangenheit mit ihrer „Infektion nicht verantwortungsvoll genug“ umgegangen, wirft Fragen auf. Es geht um den richtigen Umgang mit Sexualität.
„So kann das nicht gehen!“, argumentiert auch Volker Mertens, der Sprecher der Aids-Stiftung. Leider werde, spätestens seit den 60er Jahren, seit es die Pille gebe, der Frau gerne die Verantwortung für Verhütung zugeschoben. Das A und O der Aids-Prävention sei jedoch, dass sich jeder selbst schützen müsse. „In diesem Fall wird stattdessen der Sündenbock beim anderen gesucht. Dabei ist das Kondom der beste Schutz vor einer HIV-Infektion. Wenn der Mann da nicht die Initiative ergreift, sollte die Frau in solchen Fällen ein Kondom in ihrer Handtasche haben“, so Mertens.
Wenn sich also der Partner nicht verantwortungsvoll genug zeige, habe man immer noch Verantwortung für sich selbst. Eine Argumentation, die auch für den 34-jährigen Künstlerbetreuer gilt, der vor Gericht angab, mit der No Angels-Sängerin fünf- bis siebenmal Sex gehabt zu haben.
Höchstens ein halbes Dutzend ähnlicher Fälle werden pro Jahr von deutschen Gerichten verhandelt. Zu einem Urteil zu kommen, sei erfahrungsgemäß nicht so einfach, da meist Aussage gegen Aussage stehe. Und nach so vielen Jahren wie etwa im Fall Benaissa sei es äußerst schwierig nachzuweisen, dass es derselbe Virus sei, der die HIV-Infektion ausgelöst habe. Schließlich verändere sich der Virus im Körper sehr stark. Gerade wenn Medikamente genommen würden.
Die Hoffnung sei aus Sicht der Aids-Stiftung nun, dass der Prozess das Bewusstsein für Aids schärfe und deutlich werde: Es kann ein einziges Mal ausreichen, sich zu infizieren. Mertens: „Und das ist es nicht wert! Die Alternative heißt: Kondome benutzen!“