Peking. Tödliches Drama in Wenzhou: In der ostchinesischen Stadt sollte eine Familie Strafe zahlen, weil sie gegen die Ein-Kind-Politik verstoßen hatte. Doch der Beamte für Familienplanung, der das Geld für den Zweitgeborenen eintreiben sollte, überfuhr das Kleinkind. Unfall oder Absicht?
Ein für die Familienplanung zuständiger
Beamter hat in China das Baby einer Familie überfahren, die er wegen Verstoßes
gegen die Ein-Kind-Politik belangen wollte. Nach Angaben eines örtlichen
Verwaltungsbeamten vom Dienstag ereignete sich das Drama in der ostchinesischen
Stadt Wenzhou. Ermittlungen sollen klären, ob es sich um einen Unfall oder um
Absicht handelte.
Der Familienplaner forderte laut dem
Verwaltungsbeamten von den Eltern eine Strafgebühr wegen Verstoßes gegen die
Ein-Kind-Politik. "Die Familie war aufgeregt", schilderte der Beamte. Daher habe
der Familienplaner die Eltern in sein Büro bringen
wollen, "um die Angelegenheit zu besprechen." Nachdem er den Wagen gestartet
habe, habe er den Jungen überfahren unter dem Auto entdeckt.
Für den kleinen Jungen kam jede Hilfe zu spät
Laut der chinesischen "Volkszeitung" wurde das Baby noch in ein
Krankenhaus gebracht, doch kam jede Rettung zu spät. Die Behörden hätten nun
Ermittlungen eingeleitet, wie der kleine Jungen unter den Wagen gekommen
sei.
Mit 1,3 Milliarden Menschen ist China das bevölkerungsreichste Land
der Welt. Um das Bevölkerungswachstum einzudämmen, gilt seit den späten 1970er
Jahren die sogenannte Ein-Kind-Politik. In Städten lebende Paare dürfen nur ein
Kind haben, Paare auf dem Land dürfen ein zweites Kind bekommen, wenn das erste
ein Mädchen ist. Verstoßen sie gegen die Regel, müssen sie hohe Strafen
zahlen.
Viele Chinesinnen wurden angeblich zur Abtreibung gezungen
Menschenrechtsgruppen zufolge werden zahlreiche Frauen zur Abtreibung
gezwungen. Für Empörung sorgte im vergangenen Sommer der Fall einer jungen Frau,
die im siebten Schwangerschaftsmonat zur Abtreibung gezwungen worden war. (afp)