Essen/Nürnberg.. Die Nürnberger Spielwarenmesse zeigt 70.000 Neuheiten - von „Spurensicherung am Tatort“ über per Smart-Phone gesteuerte Helikopter bis zum sprechenden Ken. „Öko“ bleibt weiterhin ein Thema für die Hersteller.
Gut sieht er aus. Keinesfalls wie 50. Obwohl Barbies Freund Ken bald so alt wird. Muskulös der Körper, gepflegt die Kleidung. Nur an der Frisur könnte er langsam mal etwas arbeiten. Dafür kann er jetzt sogar sprechen. 2004 zwangsgetrennt von seiner großen Liebe und fast vergessen, hat sich die Plastikpuppe nun zurückgemeldet. In Nürnberg. Auf der Spielwarenmesse.
Doch dort ist der sprechende Ken nur eine von rund 70 000 Neuheiten, die in diesem Jahr auf der weltgrößten Branchenschau vorgestellt werden und eines von rund einer Million Spielzeugen, die auf einer Fläche groß wie 22 Fußballfelder zu sehen sind. 2700 Aussteller sind dafür seit gestern aus aller Welt zusammengekommen. Was sie zeigen ist allerdings nur für Fachbesucher. Kindern ist der Zutritt ins Spielzeugparadies grundsätzlich verwehrt.
Echte Trends sind schwierig zu finden. „Öko“ ist mal wieder ein Schlagwort, doch Spielzeuge aus Holz oder Bio-Baumwolle sind nicht neu. Dafür gibt es sie immer öfter. Und wenn das Spielzeug doch elektrisch sein muss, dann bitte solarbetrieben. Oder zumindest mit einem sparsamen Akku. Doch nicht nur bei den ganz Kleinen wird Umweltbewusstsein groß geschrieben. Für Eisenbahnfreunde gibt es nun auch originalgetreue Windenergieanlagen im Maßstab 1:87. Dort vorbeifahrende Züge lassen sich übrigens neuerdings auch mit Apple-Mobiltelefonen steuern – sofern sie von Märklin sind. „Überleitung von der Tradition zur Moderne“ nennt der Modellbahnbauer so etwas und steht damit nicht alleine da. Mehr und mehr Helikopter, Autos oder Schiffe lassen sich künftig per Smart-Phone steuern.
Kickende Frauen
Immer moderner geht es auch bei den Gesellschaftsspielen zu. „Spurensicherung am Tatort“ heißt ein neuer Experimentierkasten mit dem sich bisher eher harmlose Kinder und Jugendliche in „CSI“-Ermittler verwandeln. Das kleine Labor ist mit Lupe, Schutzbrille, Gips, Tatorttütchen, Fingerabdruckkarten und Tatortkärtchen ausgestattet. Utensilien, mit denen sich nach Angabe der Hersteller sogar die DNA einer Banane isolieren lässt. Von den Spuren, die der Dieb des letzten Stücks Schokolade im Kinderzimmer hinterlassen hat, ganz zu schweigen. Mitentwickelt wurde das Spiel vom Kriminalbiologen Mark Benecke, der wegen seiner Kenntnisse über Insekten gerne auch „Dr. Made“ genannt wird.
Sogar altbewährtes Spielgut wird geändert, wenn auch sehr vorsichtig. So wirken die seit Jahrzehnten bewährten Tipp-Kick-Figuren auf der Messe irgendwie schlanker. „Ja“, sagt Mathias Mieg, 49-jähriger Inhaber und Enkel des Firmengründers, „wir bieten erstmals weibliche Spielerfiguren an.“ Hat aber ausnahmsweise nichts mit Quote zu tun, sondern mit der Frauen-Fußball-WM. Die steigt nämlich in diesem Jahr in Deutschland.
Kreide zeichnet in 3D
Nicht einmal die gute alte Kreide bleibt bei näherem Hinsehen wie sie war. Sie zeichnet – sofern man sie durch die beiliegende Brille betrachtet – nun auch dreidimensional.