Berlin/Essen.. Das Internet hat nun sein eigenes Biotop für Bekloppte. Auf Hatr.org findet sich, was in den Kommentarbereichen zahlreicher Blogs so an Hass und Beschimpfungen veröffentlicht wird. Lesefutter für die ganz Harten. Und ein cleveres Projekt.

Es gibt Dinge, die möchte man nicht lesen. Und es gibt Menschen, die möchten diese Dinge gerne schreiben. Aus diesem Dilemma ist das Projekt Hatr entstanden. Ein Versuch, im Internet aus Scheiße Geld zu machen.

Apropos Scheiße. War das jetzt für Sie schon so ein Wort, das Sie nicht lesen wollen? Dann sollten Sie Hatr.org möglicherweise nie anklicken, sondern sich nur hier abstrakt erklären lassen. Denn Hatr ist ein Auffangbecken für das, was Menschen so an Hass-Kommentaren unter Blog-Artikeln veröffentlichen.

„Dumme Abzockerschnepfe!“

Die Idee entstand im Mai 2010. „Seitdem arbeiten wir zu viert an Hatr.org, haben das Konzept entwickelt, die Software programmiert, Kontakt zu den Blogs aufgenommen“, fasst Kathrin Ganz zusammen. „Die Posts stammen bislang vor allem von feministischen Projekten wie der Mädchenmannschaft, dem Missy Magazine und Piratenweib“, erklärt Ganz. „Zu unserem Netzwerk gehören aber auch andere Blogs, die zum Beispiel Rassismus als thematischen Schwerpunkt haben.“ Themen, bei denen es nicht allen Kommentatoren gelingt, sachlich zu bleiben.

Und damit Einträge wie „Dumme Abzockerschnepfe! Bah, siehst SCHEISSE aus *KOTZ*“ nicht mehr jeglichen Dialog ersticken, werden sie nun umgetopft. Aus den Blogs raus, rüber zu Hatr, ins Biotop für Bekloppte. Umrankt werden sie dort, und das ist das Charmante, von allerlei Werbeplätzen und der Möglichkeit, per Flattr-Button zu spenden.

Hass-Kommentare subversiv für andere Zwecke nutzen

Wer also hartgesotten genug ist, um bei Hatr zu lesen, was Troll-Kommentatoren anderswo von sich geben, unterstützt das digitale Alchemieprojekt. „Wir freuen uns über jeden Cent, den wir emanzipatorischen Projekten zukommen lassen können“, sagt Kathrin Ganz. Hatr solle außerdem auch zeigen, mit welchem Hass Menschen konfrontiert werden, die sich im Netz zu gesellschaftskritischen Themen äußern.

Froh wäre sie natürlich, wenn es solche Kommentare gar nicht erst gäbe, fügt Ganz noch hinzu. Aber immerhin: „Jetzt können wir sie subversiv für unsere Zwecke nutzen.“