Witten. Beipackzettel von Medikamenten haben Risiken und Nebenwirkungen: Manche kranke Menschen nehmen nach der Lektüre die verschriebenen Arzneien erst gar nicht. Das hat eine Studie der privaten Universität Witten/Herdecke ergeben.
In einer Studie für das Forschungsministerium hat eine Forschergruppe der Universität Witten/Herdecke (UWH) die Wirkung von Beipackzetteln untersucht. Ergebnis: Bei vielen Patienten lösen sie Angst, Zweifel, Unsicherheit und Unzufriedenheit aus. "Das sind keine Emotionen, die einer Gesundung dienen", sagt Dr. Stefan Wilm, Allgemeinmediziner und Leiter des Instituts für Allgemein- und Familienmedizin an der Uni. Und: "Im Ergebnis nehmen einige Patienten die Tabletten dann schlicht nicht, andere versuchen, sich im Internet, in Büchern oder sonstwo schlau zu machen."
Ziel verfehlt
Die Pharmakologin Dr. Petra A. Thürmann vom Helios-Klinikum Wuppertal hat mitgeforscht und erklärt: "Es gibt gesetzliche Vorgaben für Beipackzettel. Und die Arzneimittelhersteller wollen sich gegen Klagen absichern. Das alles führt zu Texten, die kein Patient versteht und damit verfehlen die Beipackzettel ihr ursprüngliches Ziel."
Dieses Ziel wieder anzusteuern, war die Vorgabe des Forschungsministerium für die Studie: Wie müsste ein Beipackzettel gestaltet sein, damit er dem Patienten auch tatsächlich von Nutzen ist? Mit dieser Frage haben sich Pflegewissenschaftler Dr. Oliver R. Herber und die Apothekerin Verena Mülders befasst. Sie haben sechs Gruppen von je fünf bis acht Patienten befragt, die an Blutzucker, Bluthochdruck oder an erhöhtem Cholesterin litten. In Interviews wurden unter anderem deren Reaktionen erfasst und Wünsche analysiert.
Musterhafte Beipackzettel entwickeln
"Die meisten hielten den Zettel für zu umfangreich, wenig verständlich und hätten stattdessen lieber ausführlicher mit ihrem Arzt über das Medikament gesprochen", fasst Herber die Reaktionen zusammen. Sie sollen im nächsten Schritt an 1000 Patienten getestet werden, so ein Sprecher der Uni. Aus der großen Studie sollen Musterbeispiele für Beipackzettel entwickelt werden, die Patienten nutzen.