Frankfurt/Main. Adnan V. hatte über das Internet Werbung für die Terrorgruppe Al-Kaida gemacht. Außerdem hat er Anleitungen zum Bau von Bomben weitergegeben. Adnan V. hatte seine Taten gestanden. Der Senat vertraut darauf, dass sich der 26-Jährige in seiner U-Haft vorm Islamismus abgewandt hat.
Ein Terrorhelfer bleibt auch nach Prozessende auf
freiem Fuß: Das Oberlandesgericht Frankfurt verurteilte den 26-jährigen Adnan V.
am Freitag zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren, setzte diese aber zur
Bewährung aus. Über das Internet hatte der Mann mit deutscher und türkischer
Staatsangehörigkeit Werbung für Al-Kaida gemacht und Anleitungen zum Bombenbau
weitergegeben. Die Bundesanwaltschaft hatte zweieinhalb Jahre Haft
gefordert.
Der Staatsschutzsenat vertraut offenbar darauf, dass sich der
Internet-Dschihadist während der zehnmonatigen Untersuchungshaft tatsächlich vom
Islamismus abgewendet hat. "Wir wollen Ihnen daher eine Chance geben.", sagte
der Vorsitzende Richter Thomas Sagebiel zu dem Angeklagten.
Geständnis wirkt strafmildernd
Die islamische Scharia ginge sicher nicht so milde mit ihren Feinden
um wie der Rechtsstaat, sagte der Richter: "Schließlich haben Sie sich als Feind
der freiheitlichen Demokratie erwiesen." Strafmildernd wirkte das umfassende
Geständnis des Angeklagten. Zudem hatte er sich mehrfach öffentlich vom
Islamismus distanziert.
Begonnen hatte die Radikalisierung des Angeklagten, nachdem die
Familie von Frankfurt nach Offenbach umgezogen war. Adnan V. verbrachte viel
Zeit vor dem Computer und beschäftigte sich immer mehr mit der Propaganda von Al -Kaida. Ihm sei es offenbar nicht gelungen, sich dieser "schleichenden
Gehirnwäsche" zu entziehen, sagte Richter Sagebiel.
In zwei Internetforen stellte Adnan V. dann 2007 und 2008 zahlreiche
Links zu insgesamt drei Al-Kaida-Videos ein. Dabei war ihm offenbar klar, dass
dies strafbar ist. So bat er einen Forumsbetreiber darum, seine Spuren in Form
der IP-Adresse zu löschen. Er wolle ihm künftig nicht "aus einer Gefängniszelle"
schreiben.
Anleitung zum Bombenbau verschickt
Im Herbst 2009 bekam Adnan V. dann die E-Mail, die ihn schließlich,
zumindest für die zehnmonatige Untersuchungshaft ins Gefängnis führte. Der
ehemalige Chemie-Student wurde darum gebeten, einem "aktiven Bruder" Tipps zum
Bombenbau zu geben. Daraufhin schrieb Adnan V. auf, wie sich aus Dünger
Sprengstoff herstellen lässt. Zudem verfasste er zwei weitere Anleitungen zum
Bau von Zündern und Sprengkapseln. Die E-Mails waren für einen Terroristen
bestimmt, der laut der Bundesanwaltschaft vermutlich in Pakistan aktiv ist.
Das Wissen hatte Adnan V. nicht nur aus seinem Chemie-Studium. In der
elterlichen Wohnung hatte er selbst mit kleinen Mengen an Sprengstoff
experimentiert. Schon als Jugendlicher gewann er einen Regionalpreis bei Jugend
forscht. Derzeit studiert er an der Fernuniversität Hagen, demnächst will er
heiraten. (dapd)