Berlin. Jedes Jahr gibt es Forderungen für ein Böllerverbot an Silvester. Tatsächlich führen die Knaller zu viel Leid bei Haus- und Wildtieren.

  • Silvester steht vor der Tür
  • Für viele Haus- und andere Tiere ein wahrer Alptraum
  • Wie Sie Ihren Lieblingen über den Jahreswechsel helfen, lesen Sie hier

Für viele Menschen ist die Silvesternacht fest mit Feuerwerken und Böllern verbunden. Tatsächlich erfreuen sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger an den bunten Funken im Himmel und dem Knallerspaß am Boden. Doch für die Natur und insbesondere die Tiere ist Silvester mit seinem Böllerlärm alles andere als unterhaltsam. Das gilt sowohl für Haus- und sogenannte Nutztiere als auch für Tiere in freier Wildbahn.

Längst ist das Böllern und Raketenschießen auch Privatpersonen in Deutschland wieder gestattet – doch Feuerwerk und Co. setzen viele Tiere unter Stress. In einer Online-Umfrage des Vereins "Welttierschutzgesellschaft" gaben von mehr als 600 befragten Tierhaltenden 83,6 Prozent an, dass ihre Tiere an Silvester Angstsymptome zeigen.

Auch deshalb werden jedes Jahr Forderungen nach einem generellen Böllerverbot laut. Der Deutsche Tierschutzbund und andere Organisationen fordern sogar ein Böllerverbot zumindest rund um Tierheime und ähnliche Einrichtungen. 

Die Deutsche Umwelthilfe teilte zum Verkaufsstart von Pyrotechnik mit: „Die Folgen sind seit Jahren bekannt: tausende Verletzte – darunter viele Kinder –, Millionen Tiere, die in Panik geraten, sich verletzen oder sterben, tonnenweise Müll in der Natur und eine gefährliche Luftverschmutzung, die Millionen Menschen mit Atemwegserkrankungen trifft.“ Sie rief Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) auf, die „private Böllerei“ zu verbieten.

Wenn es draußen kracht und blitzt, hilft manchmal schon eine kleine Höhle.
Wenn es draußen kracht und blitzt, hilft manchmal schon eine kleine Höhle. © Christin Klose/dpa-tmn | Unbekannt

Silvester: Warum sind Böller schlecht für Tiere?

Für viele Tiere bedeutet der Silvesterlärm Stress und eine Belastung. Sowohl Haustiere als auch Wildtiere reagieren oft sensibel auf den Lärm und die blitzartigen Funken am Himmel. Das Leipziger Büro des Naturschutzbund Deutschland (NABU) bezeichnet Silvester sogar als "Schockerlebnis für Tiere", es führe zu Panik, Verletzungen und manchmal sogar zum Tod.

Das liegt besonders auch daran, dass manche Tiere bei Angst vor einer möglichen Bedrohung instinktiv flüchten. Während Haustiere in Wohnungen und Häusern noch relativ geschützt sind, sieht das bei Wildtieren schon anders aus: Fliegen aufgeschreckte Vögel beispielsweise in die Höhe, werden sie oft von Feuerwerkskörpern oder deren Funken getroffen. Das passiert besonders oft bei Vögeln, die großen Schlafgemeinschaften in Stadtparks oder Wohngebieten in den Bäumen ruhen.

Aber auch für andere Wildtiere bringt der Feuerwerks- und Böllerlärm eine große Gefahr mit sich: Überwinternde Tierarten wie der Igel können durch die Kracher aus ihrem Winterschlaf aufgeschreckt werden. Das bedeutet einen erheblichen Energieverlust, der ebenfalls tödlich enden kann.

Hunde sind von den zischenden Feuerwerkskörpern oft stark irritiert.
Hunde sind von den zischenden Feuerwerkskörpern oft stark irritiert. © Patrick Pleul/dpa-tmn | Unbekannt

Angst vor Feuerwerk: Was passiert an Silvester mit Tieren?

Die Tage vor und nach Silvester, an denen jeweils bereits viele Böller knallen, sind für die Tiere und die Umwelt besonders stressig. Allein in der Silvesternacht fliegen laut NABU 15 Prozent der jährlich im Straßenverkehr freigesetzten Menge Feinstaub in die Luft. Das sind rund 4000 Tonnen. Auch die Tiere werden in diesem Zeitraum besonders oft aufgeschreckt. Mit tragischen Folgen.

Ornithologen und Ornithologinnen berichten jährlich von orientierungslosen und verschreckten Vogelschwärmen. Wie der NABU erklärt, fliegen manche Gartenvögel in der Silvesternacht bis zu 1000 Meter hoch, um vor Lärm und Feuerwerk zu flüchten – und das, obwohl sie in der Regel nur selten Höhen über 100 Meter erreichen.

Immer wieder tragen die Tiere durch den Feuerwerks- und Böllerlärm auch Verletzungen davon: Säugetiere können Gehörschäden erleiden oder sich bei der Flucht verletzen, die Lichtreflexe führen zu Panik und Orientierungslosigkeit. Besonders in der Winterzeit verlieren die Tiere so wichtige Energiereserven, die sie für die kalte Jahreszeit mit weniger Nahrung dringend benötigen.

Was kann man tun, um Tiere vor Böllerlärm zu schützen?

Für die Tiere ist es am besten, wenn keine Böller und Feuerwerke in ihrer Nähe gezündet werden. Wer trotzdem böllern will, sollte dies nicht in der Nähe von Wäldern, Garten- oder Grünanlagen, Seen oder Feldern tun. Doch auch in Nachbarschaften verschreckt der Böllerlärm Tiere, wenn auch eher im Haus- und sogenannten Nutzierbereich.

Zum Schutz von Haustieren empfiehlt die Welttierschutzgesellschaft folgende Maßnahmen:

  • keine eigenen Böller oder Raketen zünden
  • Halsbänder der Tiere mit Notfallnummern und Adressdaten versehen
  • Hunde in den Tagen vor und nach Silvester – je nachdem, wann die Knallerei beginnt – nur angeleint und in bekannten Gebieten ausführen
  • Freigängerkatzen rechtzeitig vorher und lange genug ins Haus holen
  • Im Haus oder in der Wohnung einen ruhigen und sicheren Rückzugsort vorbereiten
  • Fenster und Rollläden zulassen, bei Kleintieren zusätzlich den Käfig mit einem dünnen Tuch abdecken und weitab von Fenstern aufstellen
  • Bei den Tieren bleiben, sobald die ersten Böller und Feuerwerke losgehen, und versuchen, Ruhe auszustrahlen und sich normal zu verhalten

Böller an Silvester: So helfen Sie Haustieren

Obwohl viele Tierhaltende dazu tendieren, ihre Hunde und Katzen in der Silvesternacht übermäßig zu beruhigen und ihnen sogar Rescue-Tropfen geben, ist gut gemeint nicht immer gut gemacht. Wie die Welttierschutzgesellschaft erklärt, überträgt sich das Verhalten des Rudelführers, also des Menschen, auch auf die Tiere.

In den Wochen vor Silvester sollten Haustierhaltende daher testen, welche Beruhigungsmethode gut auf ihr Tier wirkt. Dabei rät der Verein, am Oberschenkel des Tieres den Puls zu messen und so zu überprüfen, ob die Strategie wirklich wirkt. Ein Weg zur Beruhigung ist demnach sanftes Streicheln.

Tierhalter sollten zudem bereits einige Tage vor Silvester Hunde in bewohnten Gebieten nur noch angeleint ausführen, denn verfrühte Kracher könnten sie in panischem Schrecken davonlaufen lassen. Unfälle, verursacht durch das verstörte Tier, sind oft die Folge.

Rückzugsorte schaffen

Der Deutsche Tierschutzbund rät Tierhaltern, knallerfreie Zonen einzurichten. Denn Tiere reagieren besonders sensibel auf Geräusche. Der plötzlich auftretende, ungewohnte Lärm in der Silvesternacht - und häufig auch schon in den Stunden zuvor - versetzt sie in Angst und Schrecken. Es kann auch zu dauerhaften Gehörschäden kommen. „Lärm, Brandgeruch und Lichtblitze sind ein Alptraum für Tiere“, so der Tierschutzbund.

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Fenster, Türen und möglichst auch die Rollos in der Wohnung sollten in der Silvesternacht geschlossen sein, damit der Lärm und die Lichtblitze zumindest gedämpft werden. Eine Geräuschkulisse von Fernseher oder Radio kann ebenfalls helfen, Außengeräusche zu überdecken.

Halter von Kleintieren und Vögeln sollten Gehege und Volieren in einem möglichst ruhigen Raum und mit einiger Entfernung zum Fenster unterbringen und sie mit einem Tuch abdecken. Außengehege sollten abgeschirmt und gegen Feuerwerkskörper gesichert sein.

Wenn alles nicht mehr hilft, können auch Rescue-Tropfen oder andere Beruhigungsmittel zur Unterstützung genutzt werden. Vor der Verabreichung sollte aber ein Tierarzt oder eine -ärztin zu Rate gezogen werden. (mit Material von AFP)