Washington. Der Amokläufer von Fort Hood soll nach dem Willen einer Militärjury sterben. Prozessbeobachter meinen, der ehemalige Militärpsychiater Nidal Hasan habe es darauf angelegt: Er verteidigte sich mit keiner Silbe und gab die Morde von Anfang an zu. Hasan hatte im November 2009 auf der Militärbasis in Texas ein Blutbad angerichtet.

Knapp vier Jahre nach seinem Amoklauf auf dem US-Militärstützpunkt Fort Hood ist
der frühere Armeepsychiater Nidal Hasan zum Tode verurteilt worden. Nach
vierstündigen Beratungen verhängten die Geschworenen am Mittwoch einstimmig die
Höchststrafe gegen den 42-jährigen Major, der im November 2009 auf dem
Stützpunkt im Bundesstaat Texas 13 Menschen erschossen und 32 weitere verletzt
hatte. Hasan nahm das Urteil äußerlich ungerührt auf.

Der Soldat hatte sich zu der Tat bekannt und war bereits am Freitag
in allen 45 Anklagepunkten schuldig gesprochen worden. Seinen
Pflichtverteidigern zufolge, die er aber abgelehnt hatte, zeigte Hasan kein
Interesse an einer automatisch erfolgenden Überprüfung des Urteils. Sie
mutmaßten daher, dass er selbst an einer Hinrichtung interessiert ist.

Der US-Staatsbürger mit palästinensischen Wurzeln ist das erste
Armeemitglied seit 2005, das zum Tode verurteilt wurde. Nach der Verkündung der
Strafe durch das Militärgericht wurde Hasan zurück in das Gefängnis gebracht, in
dem er seit mehr als drei Jahren einsitzt.

Amokläufer stand kurz vor seiner Entsendung nach Afghanistan

"Die Beweise werden eindeutig zeigen, dass ich der Schütze bin",
hatte Hasan schon zu Prozessbeginn Anfang August erklärt. Der Armeepsychiater
hatte nach eigenen Angaben auf seine Kameraden geschossen, weil diese in
Afghanistan in einem "illegalen Krieg" gegen Muslime kämpfen würden. Hasan
verteidigte sich selbst, während der zweieinhalbwöchigen Verhandlung schwieg er
aber die meiste Zeit. Der Angeklagte rief keine eigenen Zeugen auf, auch auf ein
Schlussplädoyer verzichtete er.

Hasan stand wenige Wochen vor einer Entsendung nach Afghanistan, als
er am frühen Nachmittag des 5. November 2009 das Feuer auf unbewaffnete
Kameraden eröffnete. Das Massaker ereignete sich in einem Sanitätsgebäude von
Fort Hood, in dem der Psychiater eingesetzt war. Augenzeugen sagten damals aus,
der Major habe "Allahu akbar" (arabisch für "Gott ist größer") geschrien, bevor
er mit einer halbautomatischen Pistole um sich geschossen habe. Polizisten
erwiderten das Feuer und verletzten Hasan schwer. Er ist seitdem
querschnittsgelähmt.

Verurteilter soll Kontakt zu radikalislamischem Prediger al-Aulagi gehabt haben

Der Angriff in Fort Hood gilt als bisher schlimmster Zwischenfall auf
einem Militärstützpunkt in den USA. Er erschütterte die US-Streitkräfte und
löste eine Debatte über Extremisten in den eigenen Reihen aus.

Hasan stand mutmaßlich mit dem inzwischen bei einem US-Drohnenangriff
getöteten radikalislamischen Geistlichen Anwar al-Aulaqi in Kontakt. Die
US-Regierung spricht aber offiziell nicht von einem Terrorakt, sondern stuft die
Bluttat als "Gewalt am Arbeitsplatz" ein.

Ursprünglich hatte der Prozess bereits im Sommer 2012 beginnen
sollen, er verzögerte sich aber wegen eines bizarren Streits über den Bart des
Angeklagten. Ein Richter hatte eine Zwangsrasur angeordnet, weil er in der
Gesichtsbehaarung eine Missachtung des Gerichts und Verstöße gegen militärische
Vorschriften sah. Hasan erklärte dagegen, sich den Vollbart als Ausdruck seines
muslimischen Glaubens wachsen zu lassen. Schließlich durfte er nach einem Urteil
eines Berufungsgerichts der US-Streitkräfte den Bart behalten, während der
Richter wegen Befangenheit abgezogen wurde. (afp/dpa)