Berlin. Die Ergebnisse einer großangelegten Studie sind ernüchternd: Der Alltag der Mädchen und Jungen unter 14 jahren wird zusehends vom Medienkonsum bestimmt. Und immer mehr greifen zur Tastatur oder zur Maus, wenn sie sich schlecht fühlen. Jedes dritte Kind hat einen eigenen PC oder ein TV-Gerät

Viele Kinder in Deutschland suchen Trost vor dem Bildschirm. Etwa jedes fünfte Kind zwischen neun und 14 Jahren nutzt Computerspiele und Fernsehkonsum manchmal, oft oder sogar immer als «Trostspender», wie aus dem am Freitag in Berlin veröffentlichten LBS-Kinderbarometer 2009 hervorgeht. Das betrifft demnach verstärkt Kinder, die sich in ihrer Familie weniger gut fühlen. Auch wer glaubt, in der Schule nicht mithalten zu können, greift öfter zu Maus und Fernbedienung.

Meist allein vor dem Gerät

Die Umfrage unter 10.000 Kindern macht deutlich, dass die Medien den Alltag der Kinder in Deutschland immer stärker bestimmen. 84 Prozent der neun bis 14-Jährigen können daheim im Internet surfen. Bei jedem dritten Kind stehen PC und Fernsehgerät sogar im Kinderzimmer.




Wenn sie am Computer spielen, sind die Kinder laut Umfrage meist allein. Nur jedes fünfte sitzt immer oder oft auch mit Gleichaltrigen vor dem PC - Jungen häufiger als Mädchen. Den Eindruck, am Rechner etwas Nützliches zu lernen, haben nur wenige. Lediglich 16 Prozent sehen darin auch ein Lerngerät. Fast 80 Prozent haben nach eigenen Angaben kein Problem damit, Hausaufgaben und Computer spielen unter einen Hut zu bringen. Je häufiger sie aber am PC sitzen, desto weniger kommen sie nach eigenen Angaben mit den Hausaufgaben klar.

Glotzen aus Langeweile

Noch beliebter als der Computer ist nach wie vor das Fernsehen, das häufig als «Lückenfüller» genutzt wird. Mehr als ein Drittel der Kinder schaltet das TV-Gerät nur dann an, wenn sie nichts anderes zu tun haben. Bei der Auswahl des Programms geht die Mehrzahl der befragten Kinder aber durchaus gezielt vor. Fast zwei Drittel geben an, genau zu planen, welche Sendungen sie sehen wollen.

Dennoch gibt etwa jeder Vierte an, das Programm sei für ihn manchmal zu brutal. 41 Prozent glauben allerdings, beim Fernsehen manchmal auch etwas zu lernen. In den Familien wird das Gesehene selten thematisiert. Fast 60 Prozent reden mit ihren Eltern selten oder nie über das, was sie am Bildschirm gesehen haben. Folglich gibt es auch wenig Streit über Inhalt und Dauer des Fernsehkonsums. Nicht einmal jedes fünfte Kind berichtet über solche Diskussionen.

Für das Kinderbarometer 2009 hatte das Institut ProKids im Auftrag der LBS und unter Schirmherrschaft von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) gut 10.000 Kinder in ganz Deutschland befragt. (afp)