Hannover. Die Polizei Hannover erntet harsche Kritik für eine Facebook-Panne. Der Hinweis auf eine angeblich kinderpornographische Seite hatte jedoch viele Facebook-Nutzer erst auf die Seite aufmerksam gemacht und eine Flut von Kommentaren hervorgerufen. Ein Experte sieht mangelnde Medienkompetenz bei den Verantwortlichen.
Die Polizei Hannover ist wegen eines Hinweises bei ihrem Facebook-Auftitt auf eine angebliche kinderpornographische Seite in die Kritik geraten. Die Landtagsgrünen forderten am Mittwoch eine bessere Abwägung zwischen Nutzen und Schaden der Polizeipräsenz bei dem sozialen Netzwerk. "Diese Panne zeigt, dass die Gefahren, die den Umgang mit dem Medium Facebook beinhalten, gravierend sein können", sagte die innenpolitische Sprecherin, Meta Janssen-Kucz, in Hannover. Was jetzt passiert sei, könne jederzeit auch mit weitaus sensibleren Daten wieder geschehen.
Eine Sprecherin des Innenministeriums betonte, so etwas dürfe "natürlich nicht passieren". Es müsse sichergestellt werden, dass Derartiges künftig nicht mehr vorkomme.
Von einer mangelnden Medienkompetenz der verantwortlichen Beamten sprach Anwalt und Blogger Udo Vetter. "Wenn die Polizei bei Facebook weitermachen will, muss das Personal besser geschult werden", sagte er der Nachrichtenagentur dapd in Düsseldorf.
Die Kommentarfunktion bei Facebook animiere "Hilfssheriffs und Böswillige" dazu, andere anzuprangern und falsche Informationen zu streuen, sagte Vetter. "Diese Prangerwirkung wird wohl nach wie vor nicht ernst genommen."
"Unwillkommene Nebeneffekte"
Der innenpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Klaus-Peter Bachmann, bezeichnete das als "unwillkommene Nebeneffekte" der Nutzung von Facebook durch die Polizei. In Emden hätten Facebook-Veröffentlichungen zur Mobilisierung eines Lynchmobs geführt, sagte er. Dort hatten sich im April nach dem Facebook-Aufruf eines 18-Jährigen rund 50 Menschen vor einer Polizeiwache versammelt und wollten zu einem jungen Mann vordringen, der zeitweilig des Mordes an einer Elfjährigen verdächtigt wurde.
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Zu der aktuellen Facebook-Panne war es gekommen, als die Polizei der Internetgemeinde mitteilen wollte, dass gegen die Seite bereits Ermittlungen liefen und keine weiteren Hinweise mehr von Usern auf den Fall erforderlich seien. Der Hinweis hatte jedoch viele Facebook-Nutzer erst auf die Seite aufmerksam gemacht und eine Flut von Kommentaren hervorgerufen.
Nach Angaben des Landeskriminalamtes waren auf der betreffenden Internetseite keine strafrechtlich relevanten Inhalte zu sehen. Die Seite wurde inzwischen gelöscht. Aus heutiger Sicht hätte man auf die Nennung des Namens der Facebook-Seite verzichtet, um sie "nicht zusätzlich interessant zu machen", sagte ein Polizeisprecher. (dapd)