Wiesbaden. Auf deutschen Straßen sterben immer weniger Menschen. Die Zahl der Verkehrstoten wird 2013 voraussichtlich auf ein Rekordtief sinken. Vor allem in der Gruppe der jungen Leute gibt es weniger Tote. Fachleute und Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) warnen aber davor, mit den Anstrengungen nachzulassen.

Moderne Technik im Auto, sicherere Straßen und Fortschritte in der Unfallmedizin: Der Trend zu weniger Verkehrstoten in Deutschland setzt sich fort. Die Zahl der Todesopfer auf den deutschen Straßen dürfte 2013 auf ein historisches Tief fallen. Auch bei den jungen Fahrern, die eine besondere Risikogruppe bilden, wird es laut Statistischen Bundesamt wohl deutlich weniger Tote geben. Fachleute und Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) warnen aber davor, mit den Anstrengungen nachzulassen. Manche Experten pochen sogar auf striktere Regeln wie ein Tempolimit oder ein generelles Alkoholverbot am Steuer.

Unfallforscher Siegfried Brockmann sieht in den Städten eine wachsende Gefahr für die besonders ungeschützten Radfahrer und Fußgänger. "Es kann nicht sein, dass die Städte den Radfahreranteil erhöhen wollen, ohne die Infrastruktur umzubauen." Ein anderes Risiko können Mängel an den Autos sein: Jedes vierte fällt beim Tüv durch.

Das Begleitete Fahren ab 17 nimmt zu

Nach der Schätzung des Statistischen Bundesamtes wird die Zahl der im Straßenverkehr gestorbenen Menschen bis zum Jahresende unter 3300 bleiben - etwa zehn Prozent weniger als im Vorjahr. Zugleich ist mit weniger Verletzten zu rechnen. Ihre Zahl sinkt voraussichtlich um fast fünf Prozent auf 366 000.

Begleitetes Fahren mit 17 Jahren, das völlige Alkoholverbot für Anfänger sowie die Probephase nach dem Führerschein sind nach Einschätzung von Unfallforscher Brockmann "ein Maßnahmenpaket, das Erfolge erzielt hat". Die Möglichkeit, schon mit 17 Jahren den Führerschein zu machen, führe wahrscheinlich auch dazu, dass weniger Jugendliche mit Mofas und den besonders gefährlichen Mopeds unterwegs seien. "Und das Begleitete Fahren ab 17 nimmt zu", sagt Sven Rademacher vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR).

Anja Hänel vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) betont zudem die positiven Auswirkungen des Alkoholverbots und fordert, dies müsse für Fahrer jeden Alters gelten. "Es entbindet einen Fahrer von dem Rechtfertigungszwang, nach dem Motto: 'Ein Glas geht doch'." Auch der DVR ist für ein generelles Alkoholverbot am Steuer und meint, dies sei gesellschaftlich inzwischen auch akzeptabel.
Andreas Hölzel vom ADAC fordert, die Führerscheinausbildung zu verbessern, um das Risikobewusstsein junger Leute weiter zu stärken. Sinnvoll sei etwa ein Sicherheitstraining und ein verkehrspsychologisches Seminar.

Weniger Verkehrstote in den meisten Industrieländern

Die deutliche Zunahme der tödlichen Unfälle auf den Autobahnen in den ersten acht Monaten des Jahres ist nach Ansicht vieler Fachleute vor allem als statistische Schwankung zu erklären. Vor allem DVR und VCD warnen aber vor zu schnellem Fahren. "Behutsam mit dem Gasfuß umgehen - auf Autobahnen und Landstraßen", formuliert es Rademacher vom DVR. Der VCD plädiert für ein Tempolimit von 130 auf Autobahnen.

Der Trend zu weniger Verkehrstoten insgesamt sei in fast allen Industrieländern zu beobachten, sagt Hölzel. Der Einfluss des Wetters sei bei den Jahreszahlen aber nicht zu unterschätzen. "Wir hatten 2013 einen verregneten Frühling und Hochwasser im Juni. Da kommt kein Motorradfahrer oder Radfahrer auf die Idee, sich draußen zu bewegen." Unfallforscher Brockmann ergänzt: "Schlechtes Osterwetter hat sofort Auswirkungen." 2013 sei dies ein wesentlicher Grund für weniger tödlich verunglückte Motorradfahrer. Und Hölzel mahnt: "Wenn wir 2014 ein Superfrühjahr oder einen Supersommer kriegen, können die Zahlen langsamer sinken oder sogar mal wieder steigen." (dpa)