Aachen. .

Partys, Promis, Printen – auf die Schlagworte wird Hermann Bühlbecker zuweilen reduziert. Denn der weltgrößte Hersteller für Weihnachtsgebäck zeigt sich gerne in illustrer Gesellschaft. Er gilt als einer der schillernsten Manager Deutschlands, wurde 2002 zum Manager des Jahres gewählt.

„Herr Bühlbecker erwartet sie in der Galerie”, erklärt die Dame im kleinen Aufseherhaus am Werkstor des eher schlichten Lambertz-Stammhauses in Aachen. Die sogenannte Galerie verdient diesen Namen nicht wirklich. Es ist ein einfacher Konferenzraum, einer, der suggeriert: Hier wurde die 300 Jahre alte Lebkuchenbäckerei in den letzten Jahrzehnten durch geschickte Verhandlungen, durch den Aufkauf der Konkurrenz, zum Marktführer gemacht. Es ist ein Raum, in dem Bühlbecker, Bühlbeckers Charité-Anspruch huldigt: Eine lange Wand ist dekoriert mit Preisen, Danksagungen und Promi-Bildern. „Wenn ich an Aachen denke, dann kommen mir Karl der Große, Lambertz und die Pferde in den Sinn”, schrieb einst der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker. Einen Meter weiter präsentiert Bühlbecker sein Netzwerk: Bühlbecker mit Bill Clinton, Bühlbecker mit Boris Becker, mit Angelina Jolie, mit Bündchen, Klitschko, Hamid Karsai, Al Gore ...

Globale Initiative

„Nein, ich sammel keine Menschen”, sagt der 60-Jährige Firmeninhaber mit der gezähmten grauen Haarmähne und dem gepflegten Silberbart. Mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Sport beteilige er sich an einer weltumspannenden globalen Initiative, die der ehemalige US-Präsident Bill Clinton initiiert habe. Kleine Projekte meist, wie das mit Afghanistan. Drei junge Menschen hat Bühlbecker vom Hindukusch nach Aachen geholt. Sie lernen hier deutsch, machen eine Ausbildung als Bäcker und kehren – von Bühlbecker ausgestattet mit einer Anschubfinanzierung für ein eigenes Geschäft – in ihre Heimat zurück.

Schoko-Fashion-Shows

Der Herr der Printen engagiert sich auch im Kampf gegen Aids und im Sport. Er unterstützt Alemannia Aachen, das internationale Reitturnier in der Soers, und als ehemaliger Bundesliga-Tennisspieler natürlich auch den weißen Sport. Was ihn das alles kostet, verrät er nicht. Nur so viel: „Ich brauche keine Yacht, kein luxuriöses Anwesen an einem illustren Ort dieser Welt.” Trotz seiner globalen Initiative ist Bühlbecker bodenständig geblieben.

Bereits mit 27 Jahren, nach BWL-Studium nebst Promotion, übernahm er das Traditionsunternehmen Lambertz vom Bruder seiner Mutter. Damals stand die Firma mit 300 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von zehn Millionen kurz vor der Pleite. „Ich packe gerne selbst an”, sagt er fast bescheiden. Bühlbecker ging Klinken putzen, erschloss die großen Lebensmittelketten wie Aldi, Rewe, Edeka und Netto zunächst für sein Weihnachtsgebäck und später auch für sein neues Sortiment. „Heute liegt der Anteil von Ganzjahresgebäck bei 60 Prozent”, sagt er nicht ohne Stolz. Bühlbecker ging shoppen: Er kaufte den Nürnberger Lebkuchenbäcker Haeberlein & Metzger, Kinkartz in Aachen, die süddeutsche Lebkuchenfabrik Weiss, beteiligte sich an Otten in Erkelenz. „Heute haben wir 3500 Beschäftigte aus 30 Nationen an sechs Standorten in Deutschland”, sagt er. Von einem Werk in Polen beliefert er den osteuropäischen Markt. Der Umsatz liegt bei 500 Millionen.´Der Mann redet und arbeitet im Akkord. „Zeit zum Ausruhen hat man zwischen dem 31. Dezember und 1. Januar. Danach geht es wieder los – aufs Neue!“ steht auf der Firmen-Website.

Neue Schokoladenwelten

Woher er die Kraft für den Dauereinsatz nimmt, ist ihm klar: „Disziplin”, sagt er „Freude” und „Mut”. So schafft er unermüdlich neue Schokoladenwelten: Schokoladenpartys mit Schoko-Fashion-Shows, auf denen Klitschko, Jerry Hall – sie wissen schon – zu den Gästen zählen. Oder er gibt limitierte Schokokalender in Auftrag, in denen sich Models auf opulenten Bildern der Schokolust hingeben. Das alles sind raffinierte Marketing-Events, bringen ihm regelmäßige Geschichten in der „Gala“ und der „Bunten“ ein. „Ich habe noch nie TV-Werbung geschaltet“, sagt er fast entschuldigend.