Hamburg. Es ist der Traum von Vielen, die Pohlmanns aus Hamburg haben ihn sich erfüllt: Die vierköpfige Familie war fünf Monate auf Weltreise.



Mit dieser Reaktion hatten sie nicht gerechnet. Es gab da diesen Moment, als Bettina Pohlmann (51) und ihr Mann Frank (50) ihrer neunjährigen Tochter erzählten, dass sie alle bald auf Weltreise gehen würden. Die Eltern konnten ihr Glück kaum fassen.

Und das Kind? Stellte trotzig klar: „Ich bleibe hier!“ Das Mädchen wollte ihre Freundinnen nicht verlassen. Es brauchte einige Überredungskunst, bis auch Pohlmanns Nachwuchs Lust hatte auf dieses Abenteuer: fünf Monate unterwegs, Afrika, Asien, Australien, Nordamerika, ein Leben aus der Reisetasche. Die Hamburger Familie ist dadurch noch enger zusammengerückt.

Bettina Pohlmann will anderen Familien Mut machen

Über ihre Erfahrungen hat Bettina Pohlmann ein Buch geschrieben, das jetzt im Blanvalet-Verlag erschienen ist: „Frühstück mit Giraffen“ (320 Seiten). Pohlmann schildert darin Möglichkeiten und Wege, als Familie exotische Länder zu besuchen.

„So eine Reise kann jede Familie unternehmen“, sagt Pohlmann. „Es muss ja keine monatelange Weltreise sein, man kann auch in sechs Wochen eine Menge sehen.“ Sie will anderen Familien Mut machen, aus dem Alltag auszubrechen.

Die Familie investierte das Erbe in Flugtickets

Allzu leicht ist das allerdings nicht: Tochter Antonia war zum Zeitpunkt der Reise neun und in der dritten Klasse. Um sie von der Schule befreien zu lassen, mussten die Eltern Antonia unterwegs selbst unterrichten. Klassenarbeiten schrieb das Mädchen im Hotelzimmer und mailte sie an die Lehrer.

Auch finanziell ist eine Weltreise eine Herausforderung. Dass Bettina Pohlmann sich das leisten konnte, hatte einen traurigen Grund – ihre Eltern starben, sie erbte Geld. „Keine Riesensumme, aber doch so viel, dass man sich hinsetzt und überlegt, was man Sinnvolles damit anstellen könnte.“ Sie investierte es in vier Rund-um-die-Welt-Flugtickets zu je 3000 Euro.

Zähne putzen mit abgekochtem Wasser

Pohlmann sagt, dass sie lange mit sich gerungen habe, ihren Töchtern die Reise zuzumuten. Vor allem Länder wie Indien. „Die hygienischen Zustände dort sind berüchtigt“, so Pohlmann. „Ich habe mich gefragt, wie wir einem Darmvirus und anderen Krankheiten entgehen konnten.“ Sie mahnte zur Vorsicht, die Hamburger putzten sich die Zähne mit abgekochtem Wasser, hielten beim Duschen den Mund geschlossen und aßen nur in Restaurants, die zu Hotels gehörten.

Wenn das Essen dort schlecht wäre, dachten sie sich, hätte das bestimmt mal irgendein Hotelgast im Internet geschrieben. Für die Mädchen sei das Reisen eine wertvolle Erfahrung gewesen. In dem knappen halben Jahr sammelten Helen und Antonia so viele Erlebnisse wie sonst kein Kind aus ihrem Umfeld.

In Südafrika lernten sie den Alltagsrassismus kennen

In Kapstadt lebte die Familie bei einem deutschen Auswandererehepaar. Die Kinder erlebten die sozialen Unterschiede in Südafrika hautnah: Die Weißen in ihrer Straße beschäftigen schwarze Gärtner und Putzfrauen, die auf keinen Fall die Toilette im Haus benutzen dürfen.

Dennoch, so schildert es Bettina Pohlmann, hätten die Weißen damit geprahlt, wie gut sie die schwarzen Südafrikaner behandeln würden. Später besuchte die Familie einen Slum und verteilte Spielzeug an die Kinder der Bewohner.

Die Reise hat ihre Töchter verändert

Die Mädchen aus Deutschland ekelten sich vor den aufgespießten Schafsköpfen überall – eine lokale Spezialität. Helen und Antonia hielten sich angewidert die Nase zu. Aber der Besuch zeigte Wirkung. „Sie haben gelernt, dass viele Menschen sehr arm sind, dass sich ganze Familien ein Zimmer teilen. Dass Menschen nicht nur unterschiedlich leben, sondern auch unterschiedlich aussehen“, sagt ihre Mutter. Ganz neue Horizonte.

Es ist Mai, als die Familie wieder in Hamburg landet. Die Mädchen sind froh, wieder daheim zu sein. Erst langsam dämmert es Bettina und Frank Pohlmann, wie sehr sich ihre Töchter verändert haben. Antonia hat trotz der langen Abwesenheit die Versetzung in die höhere Klasse geschafft. Und Helen? „Sie ist viel selbstbewusster geworden“, sagt ihre Mutter. „Sie geht jetzt viel offener auf fremde Leute zu.“