Los Angeles. Pink gehört seit über einem Jahrzehnt zu den schillerndsten, kreativsten und großklappigsten Popstars der Welt. Ihr neues Album heißt „The Truth about Love“. Ein Gespräch über Casting-Shows, Ehrlichkeit, die Liebe und ihre neue Rolle. „Wenn du Kinder hast und arbeitest, sind das zwei Vollzeitjobs“.
Alecia Moore, besser bekannt als Pink, ist zurück. Das neue Album der 33-Jährigen, die seit über einem Jahrzehnt zu den schillerndsten, kreativsten und großklappigsten Popstars der Welt gehört, heißt „The Truth about Love“. Musikalisch probiert Pink dort sehr viel aus – von Pop über Zirkusswing bis Country. Privat hat sie nach Jahren voller Höhen und Tiefen ihr Glück gefunden, bis auf weiteres. Mit dem Motocross-Fahrer Carey Hart und der gemeinsamen einjährigen Tochter Willow lebt Pink in Los Angeles, nicht weit vom Pazifikstrand entfernt. Unser Mitarbeiter Steffen Rüth sprach mit ihr.
Das Video zu Ihrem aktuellen Hit „Blow me (One last Kiss)“ ist schwarzweiß gedreht, die Optik erinnert an die fünfziger und sechziger Jahre. Was verbinden Sie mit dieser Zeit?
Pink: Wehmut. War das nicht eine wunderbare Epoche? Ich stehe auf diesen klassischen Stil. Wissen Sie, damals war es doch viel einfacher als heute, eine gewisse Würde und eine gewisse Haltung auszudrücken.
Wollen Sie die guten, alten Zeiten zurückbringen?
Pink: Ja, warum nicht? Was gibt es denn stattdessen? Reality-TV-Shows und diesen ganzen Mist. Die Leute sehen sich nicht mehr etwas an, um ihre Phantasie zu stimulieren, sondern um ihre Phantasie abzutöten.
Stimmt es, dass Sie abgelehnt haben, Jury-Mitglied bei der Castingshow „The X Factor“ zu werden, obwohl man Ihnen 20 Millionen-Dollar dafür geboten hat ?
Pink: Das stimmt. Ich hatte auch Angebote von „American Idol“ und „The Voice of Australia“ auf dem Tisch. Ich möchte nicht mit diesen Shows in Verbindung gebracht werden. Und ich hätte mich als Teil der Jury anpassen und verstellen müssen.
Ehrlichkeit ist Ihnen sehr wichtig?
Pink: Sie ist der Schlüssel. Ich rede viel Blödsinn, aber das meine ich jetzt ernst: Wer nicht aufrichtig ist im Leben, der wird dafür bezahlen. Ich hasse Lügner. Und bin stolz darauf, dass ich in über zehn Jahren in dieser Branche nicht zu einer verlogenen, falschen Zynikerin geworden bin. Man muss ehrlich und aufrichtig sein, immer. Man darf den Leuten keinen Scheiß erzählen
Ihr Album heißt „The Truth about Love“, also „Die Wahrheit über die Liebe“. Welche Erkenntnisse haben Sie denn da in letzter Zeit gesammelt?
Pink: Dass nichts planbar ist. Meine Mutter ist Mitte 60 und hat sich vor einigen Jahren zum ersten mal so richtig verliebt. Mein Vater, der von meiner Mutter getrennt lebt, ruft mich nun immer an und fragt mich aus über die Liebe. Als wenn ich wüsste, wie es funktioniert! Ich kenne sowieso genug Leute, die immer noch jeden Stein umdrehen, um zu schauen, ob sie darunterliegt. Und wenn sie die Liebe dann gefunden haben, kommt die Angst.
Sie sind vor gut einem Jahr zum ersten Mal Mutter geworden und haben sich zuvor mit ihrem Ehemann und langjährigen Lebensgefährten versöhnt. Ist jetzt alles perfekt zwischen Carey Hart und Ihnen?
Pink: Wir kämpfen jetzt netter als früher. Wir haben uns immer geliebt. Dieses Gefühl war nie weg, auch nicht während der Trennung. Wir hatten noch etwas zu erledigen: Ein Baby machen! (lacht). So im Nachhinein ist das doch alles ganz offensichtlich. Hinzu kommt: Mein Mann und ich, wir sind Kämpfer. Wir kämpfen manchmal gegeneinander, aber wir kämpfen auch füreinander.
Einsichten in ihr Beziehungsleben gewähren Sie in dem Lied „True Love“. Sie singen unter anderem „You are an asshole, but I love you“. Findet Ihr Mann das lustig?
Pink: Er hat zum Glück einen starken Sinn für Humor. Das ist unser ganz normaler Umgangston.
Und „Blow me (One last Kiss)“ ist ein Trennungslied?
Pink: Es geht darum, dass wir oft versuchen, die Liebe krampfhaft festzuhalten und sie so erst recht ersticken und endgültig umbringen. Liebe hat bei uns immer so viel mit Angst zu tun. Wir haben Angst, uns zu verlieben, Angst, uns zu binden, Angst, etwas zu verpassen, Angst, uns zu trennen. Vielleicht sollten wir uns stattdessen einfach mehr trauen. Aber ich habe gut reden
Sie haben nach der Geburt ihrer Tochter Willow eine Weile Pause gemacht. Fiel es Ihnen schwer, danach wieder zu arbeiten?
Pink: Nein. Im Gegenteil. Willow verbreitet eine unglaubliche Energie, die auf mich abfärbt. Außerdem merke ich, dass es machbar ist, Kind und Karriere zu kombinieren, auch wenn es verflixt anstrengend ist. Wenn du Kinder hast und arbeitest, sind das zwei Vollzeitjobs. Ich bewundere jede Frau, die das hinbekommt.
Und Willow?
Pink: Sie ist immer dabei, auch im Studio, und wenn sie da ist, bin ich zu 100 Prozent Mutter und zu 100 Prozent Rockstar. Mit Willow macht alles im Leben viel mehr Spaß, sie ist immer mit dabei und bereits eine großartige Tänzerin. Seit sie da ist, ist mein Leben leichter, lockerer geworden. Ich verzichte jetzt auf wilde Parties, auf Zigaretten und – naja, fast - auf Alkohol. Aber das macht mir nichts aus.
Nichts?
Pink: Okay: Wenig.