Köln.. Fußball-Muffelinnen, aufgemerkt: Die ARD bietet ein tolles Gegenprogramm zum Champions-League-Kick Bayern gegen Juve im Zweiten. „Halbe Hundert“ ist eine Komödie über Frauen im ziemlich besten Alter. Der Film fängt da an, wo “Sex and the City“ aufhört.

Es ist wie bei „Wetten, dass..?“. Wenn das ZDF ein Spiel aus der Königsklasse mit deutscher Beteiligung zeigt, setzt kein Konkurrent Frischware dagegen. Das aber muss kein Problem sein. Im Gegenteil, wie der ARD-Film „Halbe Hundert“ (20.15 Uhr) zeigt: Wiedersehen macht Freude.

Doris Dörrie gab vor drei Jahren den Takt mit der ZDF-Miniserie „Klimawechsel“ vor. Sie knüpfte da an, wo der US-Quotenhit „Sex And The City“ aufhörte. Dörrie porträtierte mit leichter Hand Frauen um die 50, die sich in einer Gesellschaft behaupten, die für immer jung sein will. Auch der Film von Regisseur Matthias Tiefenbacher und Drehbuch-Autorin Silke Zertz spiegelt dieses Lebensgefühl. Drei Freundinnen in den ziemlich besten Jahren stecken in einer Lebenskrise. Sie fürchten um das Schwinden ihrer Attraktivität.

Film fängt da an, wo „Sex & The City“ aufhört

Muttertier Charlotte (Johanna Gastdorf) erlebt, wie peinlich Hilfsbereitschaft sein kann. Im Bus bietet ihr ein Jungspund seinen Platz an, weil er sie für eine ältere Dame hält. Peng – das sitzt. Charlotte ist etwas aus der Form geraten; sie will sich die Brüste verkleinern lassen.

Die geschiedene Boutiquen-Besitzerin Fiona will sich ihre Jugendlichkeit mit Hilfe einer befreundeten Frauenärztin erhalten. Das und nur das, so glaubt sie, beschert ihr neues Liebesglück.

Und bei Handchirurgin Anne (Martina Gedeck) stehen sozialer Erfolg und eheliche Zufriedenheit in einem schlimmen Missverhältnis. So sucht sie ihr Heil zuerst in bezahlter Liebe. Schließlich muss die Ärztin für eine verrückte Liebe zahlen. Das Verhältnis zum jugendfrischen Miet-Liebhaber Josh alias Martin (Torben Liebrecht) treibt sie erst in einen emotionalen Strudel und schließlich fast in den finanziellen Ruin.

Ensemble zeigt Bestleistung

Der Film indes ist ein Gewinn – allein deshalb, weil Tiefenbacher das Ensemble zu Bestleistungen treibt, allen voran die Gedeck. Auf der einen Seite überzeugt sie als Frau, die als Porsche-Fahrerin demonstriert, dass die Gleichberechtigung inzwischen sogar in der Generation Bleifuß angekommen ist. Andererseits benimmt sie sich scheu wie ein Schulmädchen – nicht nur als sie ihren Begleiter aussucht, sondern, mehr noch, als sie ihn zum ersten Mal trifft.

Mag das Ende des Films letztlich konventionell sein – das Schöne an ihm ist, dass er die Frauen um die 50 feiert. Nie zuvor waren sie so selbstbewusst, und nie zuvor waren sie so schön. Und obendrein besteht ihre Stärke darin, dass sie zu ihren Schwächen stehen.

Bei der Erstausstrahlung im vorigen Jahr ging die Quoten-Rechnung übrigens auf. „Halbe Hundert“ machte eine Figur gegen einen starken Gegner. Er hieß, wie heute, Bayern München.