Berlin. Das Dokudrama mit Christoph Bach ist etwas zu lang geraten, aber dank der Erkenntnisse des Astronomen Kepler dennoch faszinierend.

Er sei nur ein Zwerg auf der Schulter von Riesen, hat kein Geringerer als Isaac Newton gesagt, immerhin Schöpfer diverser nach ihm benannter universeller Gesetze. Einer dieser Riesen war Johannes Kepler (1571 bis 1630). Legendäre Epigonen wie Newton oder Einstein mögen heute ein größeres Ansehen genießen, aber ohne die Forschungen des Mathematikers aus Weil der Stadt wäre ihre Arbeit gar nicht möglich gewesen.

Kepler hat zu Beginn des 17. Jahrhunderts als erster postuliert, dass die Gesetze der Physik nicht nur auf der Erde gelten; seine Erkenntnisse bildeten die Grundlagen der modernen Astrophysik. Das Fernsehspiel mit dem etwas einfallslosen Titel „Johannes Kepler, der Himmelsstürmer“ setzt ihm nun ein filmisches Denkmal.

Kepler-Film: Eindeutig zu lang

Der Schwabe war besessen davon, Ordnung in das vermeintliche Chaos der Planeten zu bringen. Wie Kopernikus, aber in krassem Gegensatz zur landläufigen Meinung ging er davon aus, dass die damals bekannten Himmelskörper keineswegs um die Erde, sondern um die Sonne kreisen. Ähnlich wie später Einstein („Gott würfelt nicht“) war er überzeugt, das hinter allem ein göttlicher Plan stecke. Er wollte nicht weniger als die Perspektive Gottes einnehmen, um diesen Bauplan zu entschlüsseln.

Mit 90 Minuten ist der Film allerdings entschieden zu lang; das Porträt wirkt wie eine aufgeblasene „Terra X“-Folge. Diverse Szenen haben offenbar allein den Zweck, für Auflockerung zu sorgen (Drehbuch: Daniel Sich, Susanne Utzt). Damit die Hauptfigur nahbarer wird, menschelt es zudem zwischendurch des Öfteren.

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Schon der Auftakt der eigentlichen Handlung, als sich Gattin Barbara, von Lena Drieschner gleichermaßen verhuscht wie schreckhaft verkörpert, während der Kutschfahrt nach Prag übergeben muss, ist völlig überflüssig. Momente wie diesen gibt es immer wieder. Wenig erhellend sind auch die Auseinandersetzungen Keplers mit dem eifersüchtigen Konkurrenten Tengnagel (Frederik Bott). Die Feindschaft zwischen den Forschern mag verbürgt sein, trägt aber nichts zur Wahrheitsfindung bei.


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Trotz Mängel ein sehenswerter Film

Die Besetzung der Nebenrollen ist ohnehin ein weiteres Manko. Uneingeschränktes Zentralgestirn des Films ist Hauptdarsteller Christoph Bach. Der Schauspieler ist dank seiner Ausstrahlung stets eine gute Wahl für große Persönlichkeiten.

Gewohnt wuchtig ist auch Heiko Pinkowski. Er spielt Tycho Brahe, einen der schillerndsten Wissenschaftler jener Jahre. Der Hofmathematiker von Kaiser Rudolf II. will gemeinsam mit Kepler die Geheimnisse des Planetensystems entschlüsseln, betrachtet jedoch die Erde als Maß aller Dinge. Als Brahe stirbt, bekommt der Film eine Unwucht, weil Bach nun keinen Mitspieler mehr auf Augenhöhe hat.

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Sehenswert ist der Film dennoch, weil es das Drehbuch vorbildlich versteht, komplexe astronomische Vorgänge leicht verständlich darzustellen. Gut ausgewählt sind auch die Expertinnen (ausnahmsweise tatsächlich nur Frauen), die sehr charmant und fast schwärmerisch über Kepler sprechen.


Der Film „Johannes Kepler – Der Himmelsstürmer“ läuft am Samstag um 20.15 Uhr bei Arte.