Essen. Das eisige Winterwetter hat Europa auch in den nächsten Tagen im Griff. Während in Deutschland überwiegend klirrende Kälte herrscht, wurde Italien von heftigen Schneefällen heimgesucht. Aus Ost-Europa haben Temperaturen deutlich unter der Gefriergrenze nach Behördenangaben über 170 Tote gefordert.

Das eisige Winterwetter hat vor allem den Osten Europas weiter fest im Griff und
kostet dort immer mehr Menschen das Leben. Wegen starken Schneefalls mussten am
Samstag in mehreren Ländern auf dem Balkan Straßen gesperrt, Flughäfen und
Bahnhöfe geschlossen werden. Aber auch die italienische Hauptstadt Rom erlebte
mit zehn Zentimetern Schnee ihren stärksten Wintereinbruch seit mehr als 25
Jahren.

Durch das eisige Wetter kamen in den
vergangenen Tagen in Osteuropa nach Angaben der Behörden mindestens 176 Menschen
ums Leben
, viele von ihnen waren Obdachlose. In der Ukraine teilte am Samstag
das Katastrophenschutzministerium mit, dass in den vergangenen acht Tagen 122
Menschen gestorben seien, darunter 78 Obdachlose, die auf den Straßen gefunden
wurden. Fast 1.600 Menschen seien wegen Erfrierungen behandelt worden. Schulen
wurden geschlossen, der Busverkehr eingestellt.

In Österreich fielen in Salzburg wegen eines technischen Problems in
einem Heizkraftwerk in 10.000 Haushalten die Heizung aus. Alle Bewohner der
Stadt sollten sparsam mit Warmwasser und Wärme umgehen, sagte Martin Jager vom
örtlichen Versorger Salzburg AG. Betroffen war auch ein größeres Krankenhaus.
Die Verwaltung erklärte jedoch, die Klinik werde den Tag dank der Restwärme in
den Leitungen überstehen. In Salzburg herrschten am Samstagmorgen Temperaturen
von minus 14 Grad.

Heftige Schneefälle in Bosnien

In der bosnischen Hauptstadt Sarajevo wurde nach heftigen
Schneefällen der Notstand ausgerufen. Die meisten Bewohner konnten ihre Häuser
nicht verlassen. Etwa 30 Menschen mussten die Nacht in ihren Autos in einem
Tunnel verbringen. Sie riefen bei Radiosendern an und baten um Hilfe. Sie hätten
Kinder bei sich und ihnen gehe das Benzin aus. Schneepflüge, die zu ihrer
Rettung ausrückten, blieben in den Schneemassen stecken.

Viele Ortschaften in Bosnien waren von der Außenwelt abgeschnitten.
Die Präsidenten von Serbien und Kroatien, die in einem Wintersportort in der
Nähe von Sarajevo an einer Konferenz teilnahmen, konnten den Berg nach dem
Treffen nicht verlassen. Im benachbarten Montenegro mussten nach drei Tage anhaltenden
Schneefällen Straßen und der Flughafen der Hauptstadt Podgorica geschlossen
werden. In einer Schneelawine kam ein Mann in seinem Fahrzeug ums Leben. Die
Polizei musste mehr als hundert Menschen aus eingeschneiten Fahrzeugen
retten.

Auch Rom kämpft mit dem Schnee

Der Wintersturm, der derzeit Italien heimsucht, führte nördlich von Rom zu einem Fährunfall. Ein Schiff, das aus dem Hafen von Civitavecchia auslaufen wollte, wurde am Samstag vom Wind in ein Dock gedrückt. Es entstand im Schiffsrumpf ein Riss, aber oberhalb der Wasserlinie. (Foto: rtr)
Der Wintersturm, der derzeit Italien heimsucht, führte nördlich von Rom zu einem Fährunfall. Ein Schiff, das aus dem Hafen von Civitavecchia auslaufen wollte, wurde am Samstag vom Wind in ein Dock gedrückt. Es entstand im Schiffsrumpf ein Riss, aber oberhalb der Wasserlinie. (Foto: rtr) © Unbekannt | Unbekannt

In Rom fielen in der Nacht auf Samstag zehn Zentimeter Schnee. Der
Zivilschutz verteilte 4.000 Schaufeln, damit die Menschen den Schnee von Wegen
und Plätzen räumen konnten. Die Kinder hatten wegen des für Rom ungewöhnlichen
Wetters schulfrei. Wegen des Schnees auf den Straßen fuhren in Rom weniger
Bussen und Taxen als üblich.

Der Wintersturm, der derzeit Italien heimsucht, führte nördlich von
Rom zu einem Fährunfall. Ein Schiff, das aus dem Hafen von Civitavecchia
auslaufen wollte, wurde vom Wind in ein Dock gedrückt. Verletzt wurde niemand.
Den letzten derartig starken Schneefall gab es in Rom 1986, auch wenn es in den
Jahren danach immer mal wieder vorkam, dass die Stadt zumindest kurzzeitig
schneebedeckt war, so auch 2010.

Wetter in NRW bleibt frostig

Kalte Luft aus Russland und Skandinavien sorgt in den kommenden Tagen weiterhin
für frostige Temperaturen in Deutschland. An der See kommt es tagsüber zu
leichtem Frost. Im Binnenland wird mäßiger bis strenger Frost erwartet, wie der
Deutsche Wetterdienst am Samstag in Offenbach mitteilte.

Am Sonntag ist es teils sonnig, teils locker bewölkt. In Ostseenähe
gibt es wiederholt und zum Teil kräftige Schneeschauer, sonst schneit es nur
vereinzelt ein wenig. Die Höchsttemperaturen bewegen sich zwischen minus 13 Grad
an den Alpen und minus 5 Grad im Emsland. In der Nacht zum Montag ist der Himmel
größtenteils klar. Die Luft kühlt sich auf minus 11 bis minus 17, in Gebieten
mit Schnee auf unter minus 20 Grad ab.

Zu Wochenbeginn scheint am Montag verbreitet die Sonne, nur nach
Südosten hin überwiegen Wolken. Die Höchsttemperaturen liegen im Osten und Süden
bei minus zehn Grad, sonst zwischen minus vier und minus neun Grad. Es weht
schwacher bis mäßiger Nordostwind.

Am Dienstag schneit es zeitweilig im Südosten, auch im Küstenbereich
sind einzelne Schneeschauer möglich. Sonst ist es vielfach heiter und trocken.
Die Höchstwerte liegen zwischen minus drei und minus zehn Grad.

Minus 27 Grad im Ost-Allgäu

Die eisigen Temperaturen haben Deutschland die bislang kälteste Nacht dieses
Winters beschert. So fiel die Temperatur in Oberstdorf im Oberallgäu in der
Nacht zu Samstag auf minus 27,3 Grad, wie der Deutsche Wetterdienst am Samstag
in Offenbach mitteilte. Das Wetterportal Wetter.net meldete in Oberstdorf gar Minus 32 Grad, in Garmisch-Partenkirchen Minus 30 Grad. Laut Wetterdienst verlagerte sich das nächtliche Kältezentrum von
den östlichen Mittelgebirgen in das Alpenvorland.

Im Unterschied zu den vergangenen Nächten wurden im Erzgebirge und im
Thüringer Wald nur noch vereinzelt Werte unter minus 20 Grad erreicht.
Vielerorts lagen die Temperaturen im Osten Deutschlands zwischen minus 16 und
minus 19 Grad. (dapd)