Düsseldorf.. Markus Lanz hatte sich so viel Mühe gegeben – und dennoch läuft ihm das Publikum davon. Der Moderator ist gar nicht das Hauptproblem. Eher ist es eine Show-Idee, die nach mehr als 30 Jahren erkennbar angestaubt ist. Das ZDF hat den perfekten Zeitpunkt für ein würdiges Ende bereits verpasst.
Nur eine einzige Situation war peinlich. Als Soul-Sänger Pharrell Williams, Handlungsreisender in eigener Sache, wissen wollte, wie viel Publikum er mit „Wetten, dass..?“ erreiche, wurde es am Samstagabend beängstigend still im Düsseldorfer ISS Dome. Nach einer Schrecksekunde antwortete Markus Lanz: „Sechs Millionen, sieben Millionen, vielleicht acht Millionen.“ Am Sonntagmorgen, kurz nach acht, kam für den Moderator von Media Control die kalte Dusche: 5,85 Millionen Zuschauer hatte der ZDF-Showklassiker erreicht. So wenig waren es noch nie. Dabei hatte „Wetten, dass...?“ nicht einmal starke Konkurrenz.
Lanz musste erfahren, dass Mühe allein nicht genügt. Der 44-Jährige, mit heiserer Stimme erkennbar unter Druck, ließ alle Fettnäpfchen aus. Aber keine Fehler zu machen, bedeutet noch lange nicht, das Publikum in der Halle und vor den Fernsehern zu begeistern. Tatsächlich war Lanz nur dann locker, wenn auch seine Gäste locker waren.
Joko & Klaas verwandelten die Show zeitweise in den „Circus HalliGalli“
Wie das schräge ProSieben-Duo Joko & Klaas, das seine verspielte Rivalität zum Markenzeichen erhoben hat. Die beiden verwandelten den bunten Abend streckenweise in den „Circus HalliGalli“. Ihre anarchischen Gags erinnerten an den jungen Thomas Gottschalk, dem nichts heilig war. Auch das Geplänkel mit „Stromberg“ Christoph Maria Herbst funktionierte prächtig. Mit Charme und Unbefangenheit punktete der neunjährige Tänzer Leandro Palme aus Gelsenkirchen. Vor allem sein Spontan-Tanz zum Williams-Hit „Happy“ machte den 1600-Leute-Saal glücklich.
Wetten, dass ...
Dennoch reichen diese unterhaltsamen Momente nicht mehr aus, um das Publikum zu beglücken. Lanz verliert bei Jung wie Alt. Bei den ersten Ausgaben der Sause hatte er kein Glück, und jetzt kommt noch Pech dazu. Dem Marathon-Mann aus Köln geht die Puste aus.
Das Konzept fällt aus der Zeit
Und dennoch wäre es billig, die Krise von „Wetten, dass..?“ allein an dem allzu braven Show-Gesicht festzumachen. Das Konzept fällt nach mehr als 30 Jahren schlicht aus der Zeit. „Wetten, dass..?“ könnte so lustig sein – wenn es die Wetten nicht gäbe. Die Erklärung der Wetten und ihrer Regeln langweilt, und allzu langweilen auch die Wetten selbst. Bei der Zauberwürfel-Wette, beispielsweise, gab es buchstäblich nichts zu sehen.
Das Bedrückende an der „Wetten, dass..?“-Krise: Das ZDF hat den richtigen Zeitpunkt verpasst, für ein so würdiges wie glanzvolles Ende einer Legende. Wie auch immer auf dem Lerchenberg über die Zukunft des Formats entschieden wird: Es kann nur Verlierer geben.