Duisburg.. Dass Scherze über Christen und Muslime nicht immer zu Spannungen führen müssen, zeigt Kabarettist Jürgen Becker mit der Show „Kabarett am Minarett“. An diesem Samstag ist Beckers Programm im WDR-Fernsehen zu sehen, gesendet “aus einer der größten Städte des Orients - Duisburg“.

Witze reißen in einer Moschee? Ohne böse Folgen für das christlich-islamische Miteinander, sondern für beide Seiten höchst vergnüglich? Es geht. Bei „Kabarett am Minarett“ (Samstag, 21.45 Uhr, WDR Fernsehen), das im Gebetsraum unter der größten Moschee Deutschlands in Duisburg-Marxloh aufgezeichnet wurde, schafft Jürgen Becker spielend den Spagat zwischen den beiden Kulturen, getreu seinem Credo: „Man muss einander respektieren und sich gegenseitig kräftig verarschen.“

Für Jürgen Becker, der den Rheinischen Kapitalismus so herrlich erklären kann, ist Kabarett mehr als die Bespaßung Gleichgesinnter. Den Weg zur Merkez-Moschee, die 2008 eröffnet wurde, kennt er aus dem Eff-Eff, denn es war schon sein dritter Auftritt unter der großen Kuppel, „in einer der größten Städte des Orients – Duisburg.“ Nur war diesmal das Fernsehen dabei, für ein Special der Reihe „Baustelle Deutschland“.

Handtuch oder Kopftuch?

Die angekündigte freundschaftliche Veräppelung funktioniert jedenfalls vorzüglich am Minarett.

Murat Topal, bundesweit bekannter Ex-Polizist in Kreuzberg, allerdings mit Neuköllner Migrationshintergrund, erzählt von der Verhaftung eines durchgeknallten Neonazis, der sich partout nicht von einem Türken einbuchten lassen will. Und dann völlig ausflippt, als dessen deutsche Kollegen mit polnischem Akzent sprechen.

Meltem Kaplan wiederum, laut Becker die türkische Wiedergeburt von Trude Herr, kokettiert mit ihren üppigen Formen und ihrer Musical-Karriere („Ich war die fette Katze unten rechts in ,Cats’.“ Warum sie kein Kopftuch trage, will Becker wissen. „Ich komme aus einer Sportlerfamilie. Da waren Handtücher wichtiger.“ Kabarettist Özgür Cebe verweist auf sein Haustier: „Ich habe einen Schäferhund, ich bin integriert.“

Taufe ist Wakeboarding

Und: Wenn die Beschneidung Körperverletzung sei, müsse die Taufe als Waterboarding gelten.

   Bonmots am laufenden Band, aber auch viele ernsthafte Gedanken liefert die illustre Talkrunde mit Zehra Yilmaz, der eindrucksvollen Leiterin der Begegnungsstätte, die Anglistik, Germanistik und evangelische Theologie studiert hat.

Daneben sinnieren noch Manfred Lütz, Kölner Arzt, Psychiater, Theologe und Bestseller-Autor (Titel: Irre, wir behandeln die Falschen) und die jüdische Schauspielerin und Regisseurin Adriana Altaras, die in Steven Spielbergs Shoah Foundation mitarbeitet, locker über das, was die Welt im Innersten zusammenhält.

Es geht um jüdischen Witz und darum, dass im Islam der Humor „noch Luft nach oben hat“ (Yilmaz). Am Ende steht – natürlich – der gegenseitige Respekt. Und die Erkenntnis, dass Religion immer wieder missbraucht wird, um einen Machtanspruch durchzusetzen. Das kommt gut an im Publikum, in dem Moslems fast völlig fehlen. Vielleicht der einzige Schwachpunkt.

Zum guten Schluss bringt Ozan Akhan, bekannt aus der Kölner Stunksitzung, einen völlig neuen Akzent: „Mer baue de Dom in Kölle“, in der Domstadt hochaktuell, und „wenn et Trömmelche jeht“ als Oriental-Rock., heftig beklatscht. Karneval in einer Moschee, auch das ist möglich.