Essen. Wo liegt die Grenze zwischen berechtigter Vorsicht von Müttern und Vätern und jenen, die den Nachwuchs extrem überbehüten? Der Streit unserer Nutzer.

Eltern die ihre Kinder am liebsten bis zum Schulpult bringen, sind vielen Lehrern ein Dorn im Auge. Rixa Borns, die Grundschul-Expertin der Lehrergewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), hat sich in unserer Zeitung gegen den Trend des Bemutterns ausgesprochen. Auch als Erstklässler müsse man die Chance bekommen, selbstständig zu werden und lernen den Schulweg allein oder mit Freunden zu meistern.

Doch ab wann werden die fürsorgenden Eltern zu Glucken? Muss man Schulanfänger bereits alleine über die viel befahrenen Straßen des Reviers zur Schule laufen lassen? Vor allem auf Facebook ist über diese Frage eine hitzige Diskussion entbrannt.

Interessantes Detail dieser Diskussion: Der Begriff „Helikopter-Eltern“ ist bei unseren Nutzern äußerst unbeliebt. Auch jene Eltern, die vehement dafür eintreten ihre Kinder ausschließlich selbst zur Schule zu bringen, möchten so bezeichnet werden.

„Eltern die sechsjährige allein dem Straßenverkehr überlassen sind verantwortungslos!“

Sabrina Wagener hat eine klare Meinung über Eltern, die ihre Kinder auf dem Schulweg alleine lassen: „Eltern, die Sechsjährige allein dem Straßenverkehr überlassen, sind verantwortungslos!“ Ein Schulkind sei dem Verkehr in der Großstadt einfach nicht gewachsen und auf die Hilfe der Eltern angewiesen, denn „mit fünf Jahren überblickt kein Kind der Welt den Straßenverkehr.“ 

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Diese Gefahren schätzen unsere Nutzer sehr unterschiedlich ein. Während die einen die Unfallstatistik des ADAC als Beleg für die gestiegene Sicherheit auf deutschen Straßen ins Feld führen, steht für Mütter wie PinkiLady Clau Dia fest, dass sie ihre Tochter auch weiterhin auf dem Weg zur Schule begleiten wird. „Also meine geht mit sechs Jahren bestimmt nicht alleine zur Schule und muss sie auch nicht“, schreibt PinkiLady Clau Dia auf unserer Facebookseite. „Dafür ist mir das da draußen zu schlimm geworden, und das hat auch nichts mit in Watte packen zu tun! Sie muss erst noch weitere Gefahren kennenlernen.“

Mutti muss Abstand halten

An der großen Mehrheit der Diskussionsteilnehmer hätte Frau Borns ihre helle Freude, die man spricht sich klar gegen „das Beschatten der Kinder auf dem Schulweg“ aus. Viele unserer Nutzer sind selbst Eltern und berichten, wie ungern die Kinder die Mama morgens im Schlepptau haben und wie stolz sie sind, wenn sie den Weg zur Schule ganz allein gemeistert haben.

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Kirsten Roßmann erzählt von ihrem sechsjährigen Sohn, dem die Präsenz der Mutti bald zu viel wurde. „Er hat keine Notiz von mir genommen! Er war genervt, dass ich mitgelaufen bin. Ich müsste einen großen Abstand halten.“ 

Michael Martini hat sich und seine Kinder langsam an die neue Selbstständigkeit gewöhnt. „In der ersten Woche bin ich mit den Kids zusammen gegangen, damit diese den Schulweg kennen lernen. Dann durften, konnten und wollten die alleine gehen. Außer am ersten Schultag - da bin ich nicht mal auf das Gelände mit.“

Wut über unbelehrbare Eltern

Für viele Nutzer sitzt der Grund, warum sie das eigene Kind zur Schule bringen oftmals selbst hinter dem Steuer des Wagens und hört auf den Namen Mama. „Wir wohnen ganz nah an der Schule und können zum Glück zu Fuß gehen, allerdings wird man von denen, die mit dem Auto kommen, sehr schnell übersehen“, klagt Beate Bro in ihrem Kommentar. „Bei Regen und Dunkelheit ist es besonders kritisch,da sie die Kleinen in den hohen Autos schlecht sehen und es meistens eilig haben, da sie schnell zur Arbeit müssen. Deshalb laufe ich mit.“

Dat Tinchen nutzt ihren Beitrag, um sich den Frust über rücksichtslose und unbelehrbare Eltern von der Seele zu schreiben: „Bei dem ersten Elternabend wurde schon darauf aufmerksam gemacht, die Kinder loszulassen, und auch nicht mehr in die Klasse zu bringen, aber das interessiert viele Eltern gar nicht. Ich hab auch Angst, ihn alleine gehen zu lassen. aber ich traue meinem Kind das zu!"