Berlin. Der erste Weltaltenindex misst die Lebensverhältnisse von älteren Menschen in 91 Ländern. Spitzenreiter sind Schweden und Norwegen. Deutschland landet immerhin auf Rang drei, allerdings steigt die Zahl der Senioren, die sich mit Hilfe von Minijobs über Wasser halten.

Die Erde wird zum Planet der Senioren: Mitte des Jahrhunderts wird es weltweit mehr über 60-Jährige geben als Kinder unter 15 Jahren. Das geht aus dem ersten Weltalten-Index hervor, der die Lebenssituation von älteren Menschen in 91 Ländern misst. Deutschland landet im internationalen Vergleich auf Rang drei. Spitzenreiter sind Schweden und Norwegen.

Nicht nur in Deutschland wächst die Gruppe der Älteren schneller als alle anderen. Für die meisten Nationen gilt: Im Jahr 2050 wird jeder dritte Bewohner älter als 60 Jahre sein. In Nordrhein-Westfalen ist bereits heute rund jeder Fünfte im Rentenalter – im Ruhrgebiet liegt die Quote laut statistischem Landesamt sogar noch höher.

Im Kreis Soest wohnen die meisten Alten

Den höchsten Anteil älterer Menschen fanden die Statistiker allerdings in der Gemeinde Bad Sassendorf im Kreis Soest: Fast jeder dritte Einwohner ist dort 65 Jahre oder älter. Überdurchschnittlich alt sind die Menschen auch in Bad Salzuflen und in Heimbach im Kreis Düren. Die jüngsten Gemeinden in NRW sind Heek und Schöppingen im Kreis Borken sowie Augustdorf im Kreis Lippe. Hier ist nur jeder Siebte über 65 Jahre alt.

Für den internationalen Alten-Index, den die Entwicklungsorganisation HelpAge zusammen mit Experten der Vereinten Nationen künftig jedes Jahr veröffentlichen will, werden vier Lebensbereiche geprüft: Einkommen und Gesundheit, Beruf und Bildung sowie das soziale Umfeld.

Das heißt: persönliche Sicherheit, Kontakte und Teilhabe am öffentlichen Leben. Spitzenreiter beim Einkommen ist Luxemburg, bei der Gesundheit liegt die Schweiz vorne, Norwegen ist Nummer eins bei Bildung und Beschäftigung, und das beste Umfeld haben laut Index die niederländischen Senioren.

Norwegen ist Nummer eins bei Bildung und Beschäftigung

Deutschland landet in der Gesamtbewertung auf Platz drei. Zu Recht – findet Lutz Leisering, Experte für internationale Sozialsysteme an der Uni Bielefeld: „Den Alten in Deutschland geht es gut.“ Alte Menschen hierzulande hätten im internationalen Vergleich einen „sehr hohen Lebensstandard“.

Die heutige Generation der über 60-Jährigen sei mehrheitlich gut gesichert: „Neun von zehn sind nicht arm.“ Allerdings steigt die Zahl der Senioren, die sich mit Hilfe von Minijobs über Wasser halten, Sozialverbände warnen vor Altersarmut.

Auch Leisering sieht die Gefahr, den dritten Platz auf Dauer zu verlieren: „In 20 Jahren ist mit viel mehr armen Alten zu rechnen, wenn wir nicht gegensteuern.“ Die Debatte über Armut im Alter sei deshalb wichtig für die kommenden Jahre. Anders als in den Niederlanden und in Schweden fehle in Deutschland die Pflicht zur privaten Altersvorsorge. Leisering rechnet zudem damit, dass das Renteneintrittsalter weiter steigt: „Rente mit 70 – das wird es geben.“

Im Norden und Westen Europas geht es besser als im Osten

Der gestern in Osnabrück vorgestellte Alten-Index zeigt eindrücklich, dass die Zunahme der Lebenszeit in vielen Ländern nur wenig über die tatsächlichen Lebensbedingungen im Alter aussagen. Die besonders schnell alternden Länder Indien, Indonesien, Mexiko, Russland und die Türkei landen im letzten Drittel der Skala.

Die lateinamerikanischen Staaten, deren ältere Bevölkerung sich laut Index bis zur Jahrhundertmitte verdoppeln wird, schneiden dagegen vergleichsweise gut ab. In den Ländern Nord- und Westeuropas, mit ihrer langen sozialstaatlichen Tradition, geht es den Älteren deutlich besser als etwa in Polen, Serbien oder der Ukraine. Besonders schlecht geht es den Älteren laut Index in extrem armen, krisengeschüttelten Ländern wie Afghanistan, Pakistan oder Ruanda.