Kunming.. Unbekannte haben in einem Bahnhof 33 Menschen mit Messern abgeschlachtet. Die Behörden sprechen von einem Terroranschlag durch uigurische Separatisten. Eine Zeugin schildert den Angriff: „Sie zerhackten, wen sie nur konnten.“
Samstagabend, kurz nach 21 Uhr: Zehn in schwarz gekleidete Personen drängen in den Bahnhof der südwestchinesischen Provinzhauptstadt Kunming. Schon auf dem Vorplatz zücken sie ihre Macheten und stechen wahllos auf die überraschte Menschenmenge ein. Vor dem Ticketschalter im Bahnhofsgebäude kommt es zu einem Massaker.
Mindestens 33 Menschenleben und mehr als 130 Verletzte – das ist die Bilanz nach dem blutigsten Anschlag, den es in China seit Jahrzehnten gegeben hat. Die Angreifer haben 29 Menschen getötet, die Polizei erschoss vier Angreifer, eine mutmaßliche Täterin wurde verhaftet. Noch drei Stunden später waren Ambulanz und Sicherheitskräfte damit beschäftigt, die vielen Opfer zu bergen, die auf dem Vorplatz und in der Bahnhofshalle zwischen blutverschmierten Koffern und Taschen lagen. Fünf der Täter konnten fliehen.
„Ich dachte zunächst an einen harmlosen Streit“, schildert Liu Chen, ein 19-jähriger Student gegenüber der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. „Aber als ich Blut sah und die Leute schreien hörte, rannte ich so schnell ich konnte.“ Yang Haifei, ein weiterer Augenzeuge, berichtet von Massenpanik. Menschen, die nicht schnell genug wegrennen konnten, seien erstochen worden. „Sie fielen einfach zu Boden.“
„Sie zerhackten, wen sie nur konnten“
Er selbst wird an Brust und Rücken verletzt und liegt nun im Krankenhaus. Die Studentin Qiao Yunao wird Zeugin, wie direkt vor ihr ein Angreifer einem Mann den Hals aufschlitzt. „Der hatte ein Wassermelonen-Messer“, berichtet sie tränenüberströmt und mit Blutflecken auf ihrer Bluse. „Sie zerhackten, wen sie nur konnten.“
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Die Spurenabsicherung ist noch mitten im Gange, da geben die Sicherheitsbehörden bereits bekannt: „Die Beweise deuten auf einen von separatistischen Kräften in Xinjiang verübten Terrortakt“. Chinas Staatspräsident Xi Jinping verurteilte die Gewalttat und rief zum „Kampf gegen Terrorismus“ auf. Konkret verdächtigen die Behörden Angehörige der muslimischen Volksgruppe der Uiguren, die in der Provinz Xinjiang im äußersten Nordwesten Chinas leben, rund 1000 Kilometer von Kunming entfernt.
Eine Mehrheit der Uiguren fühlt sich von den chinesischen Behörden unterdrückt. Sie werfen dem chinesischen Staat vor, ihre Religion nicht frei ausüben zu dürfen. Die zugezogenen Chinesen würden sie diskriminieren. Immer wieder kommt es zu Anschlägen gegen Einrichtungen der chinesischen Polizei. Die chinesischen Sicherheitsbehörden antworten mit Razzien und Festnahmen.
Uigurische Familie raste im November in Menschenmenge
Bis vor kurzem spielten sich die Auseinandersetzungen innerhalb der Provinzgrenzen von Xinjiang ab.
Anfang November aber raste eine angeblich uigurische Familie absichtlich mit einem Geländewagen in eine Menschenmenge direkt vor dem symbolträchtigen Tiananmen-Platz in Peking. Die drei Insassen und zwei Passanten starben, 38 Personen wurden verletzt.
Doch auch die chinesische Seite wertet den Konflikt auf: Vor einem Monat nahm die Polizei in Peking den prominenten uigurischen Ökonomen Ilham Tohti fest. Ihm werden „separatistischen Bestrebungen“ vorgeworfen. Tohti droht die Todesstrafe.