Rom. Zu Beginn der Osterfeierlichkeiten hat Papst Franziskus sich am Gründonnerstag erneut für neue Wege in der katholischen Kirche stark gemacht. In der Chrisammesse im Vatikan rief das Kirchenoberhaupt die Priester auf, ihre Kirchen zu verlassen und sich zu den Menschen zu begeben. Am Abend feierte Franziskus eine Messe in einem Jugendgefängnis in Rom und wusch dabei in einer symbolischen Geste auch die Füße von zwölf Häftlingen.
Papst Franziskus fährt fort, das vatikanische "Protokoll" zu revolutionieren: Am
Gründonnerstagabend feierte der neue argentinische Pontifex den traditionellen
Abendmahlsgottesdienst erstmals in einem römischen Jugendgefängnis und nicht,
wie sonst üblich, in einer der großen Basiliken Roms. Dabei wusch der 76-Jährige
- stellvertretend für die zwölf Apostel - zwölf jungen Häftlingen die Füße.
Erstmals waren unter den Gewaschenen auch zwei junge Frauen: Wie italienische
Medien berichteten, eine junge muslimische Serbin und eine katholische
Italienerin.
"Es ist das erste Mal in diesem päpstlichen Ritual", feierte die
linke römische Zeitung "La Repubblica" (Onlineausgabe) den päpstlichen
Regelbruch. Für den argentinischen "Papa Bergoglio" ist es normal. Schon als
Erzbischof von Buenos Aires, als "Kardinal der Armen", wie er genannt wurde,
feierte er die Zeremonie am Gründonnerstagabend stets mit Armen und Kranken.
Frauen waren auch häufiger darunter. Das Ritual erinnert an die Fußwaschung der
Apostel durch Jesus.
Papst: "Die Füße zu waschen heißt, dass ich Dir diene"
"Das ist ein Symbol und ein Zeichen: Die Füße zu waschen heißt, dass
ich Dir diene", erklärte der Papst während der Messe in der Jugendstrafanstalt.
"Der, der an oberster Stelle steht, muss den anderen dienen", wiederholte
Franziskus sein schon bei seiner "Krönungsmesse" erläutertes Konzept des
Papsttums als Dienst an den Menschen. Der Messe wohnten neben Kirchenmitgliedern
und dem Geistlichen des Jugendgefängnis 50 Häftlinge bei, darunter elf junge
Frauen.
Am Morgen hatte der Argentinier mit dem anspruchsvollen Namen des
Heiligen Franz von Assisi seine Kirche schon mit klaren Worten aufgefordert,
sich weniger um sich selbst und mehr um die Armen und Ausgestoßenen zu kümmern.
Die Kirche müsse hinausgehen in die "Randgebiete, wo Leiden herrscht,
Blutvergießen; Blindheit, die sich danach sehnt zu sehen, wo es Gefangene so
vieler schlechter Herren gibt", beschwor der neue Papst seine Priester bei der
morgendlichen Messe zur Weihe der Salböle im Petersdom.
Papst verurteilt Selbstbezogenheit der Kirche
Die Kirche müsse sich wieder mehr um die "die Armen, die Gefangenen,
die Kranken und (...) die, welche traurig und einsam sind", bemühen, mahnte
Franziskus die Priester. Andernfalls riskiere sie "statt Mittler zu sein,
allmählich ein Zwischenhändler, ein Verwalter" der christlichen Botschaft zu
werden. "Es ist eben gerade nicht in den Selbsterfahrungen oder den wiederholten
Introspektionen, dass wir dem Herrn begegnen", sagte der argentinische
Pontifex.
Jorge Mario Bergoglio war am 13. März als erster Nichteuropäer seit
fast 1.300 Jahren zum Papst gewählt worden. Er ist der erste Lateinamerikaner
und erste Jesuit auf dem Stuhl Petri. Als erster Papst wählte er für sich den
Namen Franziskus, in Anlehnung an den Heiligen Franz von Assisi, der für ihn
"der Mann der Armen und des Friedens" ist. Seit seiner Wahl sprach sich der
76-Jährige schon mehrfach für eine "arme Kirche der Armen" aus. Auch vor dem
Konklave hatte er bereits die Selbstbezogenheit der Kirche als eigentliches Übel
angeprangert. (dapd/afp)