Essen.. Warum nicht mal wieder auf eine romantische Art sagen „Ich liebe Dich“? In Zeiten von E-Mail und SMS ist der Liebesbrief vom Aussterben bedroht.
Ich liebe dich! Drei bedeutende Worte. Zusammen ein Satz, der es verdient hat, ab und an hübsch verpackt zu werden. Dann hält er länger als eine Schachtel Pralinen oder ein Strauß Blumen. Warum nicht mal romantisch werden? So ein Liebesbrief kann zu Tränen rühren und große Gefühle auslösen. Er wird bewahrt in Herz und Herzchenkarton – und das ein Leben lang. Passend zum Valentinstag.
Wer sollte schreiben?
Die Antwort ist einfach: Wer in den Spiegel schaut, bekommt sie. „Jeder Liebende sollte sich etwas Zeit nehmen, um in sich zu gehen und seine Gedanken auf Papier zu bringen“, rät Profi-Liebesbriefschreiberin Laura Elisa Nunziante. Ein Brief – in Zeiten von E-Mail, SMS und Facebook erscheint diese Form der Kommunikation geradezu archaisch. Retten wir den Briefverkehr doch bitte vor dem Aussterben!
„Ich bin manchmal in Gedanken eifersüchtig und stelle mir vor, dass Dir ein anderer besser gefallen könnte, weil ich viele Männer hübscher und angenehmer finde als mich selbst. (...) Du musst mich für den Besten halten, weil ich Dich ganz entsetzlich lieb habe und mir außer Dir nichts gefällt.“
Johann Wolfgang von Goethe an Christiane Vulpius (1792)
Der richtige Zeitpunkt
Hier sollte man auf zwei gute Freunde hören: auf sein Gefühl und auf die innere Stimme. „Viele Menschen werden nach einem Streit oder bei großer Verzweiflung aktiv“, stellt Nunziante fest. Dagegen gibt es nichts einzuwenden. Aber auch schöne Zeiten haben es verdient, als Impuls zu dienen. Frisch Verliebten rät der Profi allerdings, genau zu überlegen, ob ein Liebesbrief wirklich schon angemessen ist: „In dieser Zeit kann man noch viel falsch machen, weil man den Partner noch nicht so gut kennt.“
„Wenn jemand Dich verletzt, schicke mir einfach eine Zeile ,Notfall’ oder ,Brauch Dich’ oder einfach nur das Zauberwort ,Elizabeth’, und ich werde da sein – schneller als der Schall.“
Richard Burton an Elizabeth Taylor (70er-Jahre)
Rosenpapier oder schlicht?
Das ist Geschmackssache. Wer seine Wohnung mit pummeligen Rauschgoldengeln teilt und den Fußboden mit getrocknete Rosenblüten ausgelegt hat, der wird sich über rosa Papier mit Blümchen wahrscheinlich freuen. Doch bei allem Schein sollte eines nicht vergessen werden: „Es geht um den Inhalt, um das Geschriebene, alles andere lenkt ab.“ Übrigens: Der Brief muss nicht kilometerlang sein. Zwei bis drei handschriftliche Seiten sind der klassische Umfang. Doch auch einige wenige, ehrliche Sätze können vollkommen in Ordnung sein.
„Liebste und Geliebte, hier bin ich nun und Du bist bei den Antipoden. O fluchwürdiges Leben, das unseren Lippen verwehrt, sich zu küssen, wenn auch unsere Seelen vereint sind. (...) Ich fühle Deine Finger in meinem Haar und Deine Wange an meine geschmiegt.“
Oscar Wilde (1854-1900) an seine Frau Constance (1858-1898)
Die passenden Worte
Ein Tipp, der kreativ macht: den Brief in zwei Etappen verfassen. Zunächst gemütlich zu Hause hinsetzen, Handy und Radio ausschalten, den Fernseher auch – und dann in Ruhe alle Gedanken niederschreiben. Zu diesem Zeitpunkt dürfen es ruhig noch acht Seiten werden. Danach das Manuskript mit in ein Café nehmen, dort kürzen und ins Reine schreiben: „An diesem öffentlichen Ort legt sich im Kopf ein Schalter um, es wird einem bewusst, dass man für Publikum schreibt“, sagt Laura Nunziante.
„Ich liebe Dich, wie die Löwin ihren Gefährten liebt. Ich liebe Dich wie eine leidenschaftliche Frau, die bereit ist, bei der geringsten Geste ihr Leben aufs Spiel zu setzten. Ich liebe Dich mit der Seele, die Gott seinen Geschöpfen verliehen hat, um außergewöhnliche Menschen wie Dich bewundern zu lassen.“
Juliette Drouet (1806-1883) an Victor Hugo (1802-1885)
Bloß nicht
„Deine Lippen sind so rot wie ein Strauß Rosen. . .“, „Deine Augen funkeln wie Diamanten“, „Dein Lachen ist süß wie Honig. . .“ — bitte nicht! Denn: Vorsicht, Schleimspur! Ein Liebesbrief sollte persönlich formuliert sein, das wirkt glaubhafter als abgegriffene Komplimente, die sich aus dem Internet kopieren lassen. Noch etwas: Ein guter Liebesbrief fragt nicht, er stellt fest.
„Teuerste Freundin! Kein schönerer Frühling als der heurige, das sage ich und fühle es auch, weil ich Ihre Bekanntschaft gemacht habe. Wie lieb sind mir die wenigen Tage, wo wir zusammen schwatzten.“
Ludwig van Beethoven an Bettina Brentano (1810)
Die Übergabe
Einen solch wertvollen Brief drückt man einem lieben Menschen nicht einfach in die Hand. Passender ist es, ihn zu verschicken oder in der Wohnung zu deponieren. Der Brief sollte als Schatz betrachtet werden, der entdeckt und geborgen werden will. Meistens wird er ja auch hinterher sorgfältig aufbewahrt. Diese Zeilen sind so kostbar, dass sie für immer an einem sicheren Ort gelagert werden – oft auch dann noch, wenn die Liebe längst vergangen ist .
Der Profi hilf
Wer nun partout nicht selbst einen Liebesbrief schreiben kann oder möchte, der bekommt bei Laura Elisa Nunziante Hilfe. Die junge Frau ist schon von Berufs wegen sehr romantisch veranlagt, sie arbeitet als Liebesbriefe-Ghostwriterin.
Außerdem lässt sich die Halb-Italienerin, die in London Kreatives Schreiben studiert hat, in einem Internet-Blog literarisch aus. Sie sorgt dafür, dass der Liebesbrief für ihren Auftraggeber sehr persönlich gestaltet wird, dazu führt sie ein etwa einstündiges Telefongespräch mit dem Kunden. Der Brief-Service kostet ab 50 Euro. Weitere Infos im Netz unter lauraelisanunziante.de
Buchtipps: „Liebesbriefe großer Männer“ (u.a. mit Heine, Luther und Goethe) und „Liebesbriefe großer Frauen“ (u.a. mit Katharina von Aragon, Clara Schumann und Rosa Luxemburg), Marixverlag, jeweils 6 Euro.