Köln.. Die Quoten vom „Supertalent“ bröselten im vorigen Herbst. Aber noch ist Bohlen nicht verloren. Hilfe wird ihm bald von Vorabend-Versager Thomas Gottschalk zuteil. Bringen zwei Super-Egos Super-Quote?
Am Ende waren alle Beteiligten froh, dass es vorbei war: „Gottschalk Live“ war im Ersten abgesoffen, Thomas Gottschalk hatte seinen Vorabend-Plausch rettungslos versenkt. Show-Titanic statt Show-Titan. Jetzt wagt der 62-jährige Moderator bei RTL einen neuen Anfang. Ausgerechnet an der Seite von Dieter Bohlen will der lange Blondedas „Supertalent“ suchen. Kann das gut gehen?
Im Ersten hatte der ehemalige „Wetten, dass..?“-Moderator erst getestet, wie es sich anfühlt, ohne Publikum zu plaudern: schlecht. Dann hatte der Grimme-Preisträger ausprobiert, ob er mit kleinem Studio-Auditorium zurechtkommt: auch schlecht.
Bringen zwei Super-Egos auch Super-Quote?
Jetzt reifte bei Gottschalk die Erkenntnis: „Ich habe gemerkt, dass das Publikum mich auf der großen Showbühne sehen will – und genau die hat mir RTL angeboten." Zudem ist Gottschalk wieder auf seinem angestammten Sendeplatz am Samstagabend zu sehen. Zudem freut sich Gottschalk erklärtermaßen auf Bohlen: „Denn zwischen uns sind schon immer die Funken geflogen.“
Damals, zu Zeiten von „Wetten, dass..?“, begegneten sich die beiden Strahlemänner als Rivalen auf Augenhöhe. Jetzt wird der ehemalige Gottvater des Unterhaltungsfernsehens Junior-Partner seines vier Jahre jüngeren Kollegen – für Gottschalk allemal ein Abstieg. Und ob nicht eher Fetzen als Funken fliegen, ist längst noch nicht ausgemacht.
Spektakuläre Personalie kommt nicht zufällig
Denn Bohlen wirkte in den Jurys von „Deutschland sucht den Superstar“ und „Das Supertalent“ vor allem dann stark, wenn sie Kollegen schwach waren – jedenfalls beim Sprüche-Klopfen. Sylvie van de Vaart glänzte immerhin mit Charme und niederländischem Akzent, Profi-Tänzerin Motsi Mabuse indes hat es vor allem in den Beinen. Mit Gottschalk dagegen holt Bohlen jemanden, der alle Chancen hat, ihm die Show zu stehlen: Aus der Hüfte schießt der ewige Beach Boy unter Moderatoren noch immer am besten. Doch bringen zwei Super-Egos auch Super-Quote?
Die spektakuläre Personalie kommt nicht zufällig. Zwar betonten Sänger und Gottschalk einstimmig, „Das Supertalent“ sei „Deutschlands erfokgreichste Showreihe“. Dennoch bestand für RTL Handlungsbedarf. Der Zuspruch zum „Kuriositätenkabinett“ (Branchendienst Kress) bröselte zuletzt kräftig. In der Zielgruppe der Werbe-Zielgruppe 14 bis 49 war „Das Supertalent“ im vorigen Herbst mit mehr als 30 Prozent Marktanteil zwar immer noch sehr erfolgreich. Aber RTL musste im Vergleich zur Staffel vom Herbst 2010 knapp eine Million Zuschauer abgeben – oder 6,3 Punkte bei den Marktanteilen. Und das drückte die Werbepreise.
Show wird konzeptionell neu aufgestellt
Kein Wunder, dass Gottschalks Verpflichtung nur den Anfang der Änderung bei der Show markiert; das Ende ist es nicht. „Das Supertalent“ soll „konzeptionell und dramaturgisch komplett neu aufgestellt“ werden. Details folgen, versprach RTL.
Ob der Kölner Privatsender das Niveau hebt, darf bezweifelt werden. Schon jetzt präsentierte die Truppe um Anke Schäferkordt gern Freaks wie Profi-Furzer Mister Methane. Am Ende gewannen bisher in der Regel Musiker mit schlimmem Schicksal, die in der Weihnachtszeit erfolgreich die Herzen mollgestimmter Zeitgenossen erweichten. Und die ARD?
ARD reagiert mit trockenster Nachrichten-Prosa
Unterhaltungschef Volker Herres gab trockenste Nachrichten-Prosa zum Besten. Er bestätigte lediglich das Offensichtliche: nämlich dass Gottschalk „nicht mehr exklusiv an die ARD gebunden“ sei. Ach was.
Ob es Gottschalk eine Zukunft beim Ersten hat, steht bei seiner Vergangenheit dahin. Laut Herres gibt es keine konkreten Pläne. Und noch etwas sollte den einstigen Star-Moderator misstrauisch machen: Von Dank war nirgends die Rede.