Essen. Die ARD zeigt am Mittwoch einen Film mit Klaus J. Behrendt. Er spielt einen Textilunternehmer, der auf einer Dienstreise in Saigon die hinreißende Prostituierte Huong (Nina Liu) kennenlernt. Der eigentliche Star des Films aber ist die Stadt Saigon.

Eigentlich ist das gemein. Aber Klaus J. Behrendt surft auf dem Ticket Max Ballauf durchs Fernsehen. Wenn der beliebte Kölner Tatort-Kommissar sich anderweitig orientiert, ist man als Zuschauer zunächst desorientiert. Zumal, wenn ein Großteil der Handlung auch noch in Köln spielt. Behrendt ist Behrendt ist Behrendt . . .

„Jahr des Drachen“ (ARD, Mittwoch, 20.15 Uhr) lautet der Titel eines recht ambitionierten Films. Behrendt, mit Vollbart und optisch etwas älter geschminkt, spielt den erfolgreichen Hemdenverkäufer Thomas Eichner. In Saigon soll er mit den Vietnamesen über ein Joint Venture verhandeln. Fern der Heimat verliebt er sich in die junge Prostituierte Huong (Nina Liu). Vielleicht ist er anfällig für diese Beziehung, weil’s daheim nicht so gut läuft: mit seinem Sohn Daniel (Florian Bartholomäi) und seiner krebskranken Frau Maren (Karoline Eichhorn). Vielleicht, weil sein drohender 50. Geburtstag eine Art Midlife Crisis auslöst.

Egal. Drehbuchautor Karl-Heinz Käfer wollte es so. Wollte das alte Klischee ein weiteres Mal bedienen, dass in Südostasien eigentlich nur Prostituierte (weiblich) rumlaufen, die davon träumen, eine Langnase (männlich) zu ergattern, zu heiraten, um ein sorgenfreies Leben in Europa führen zu können.

"Wir haben das Geld, sie haben die Körper"

Huong passt wunderbar in diese Welt- und Wertvorstellung. „Wir haben das Geld, sie haben die Körper“, lässt Käfer Eichners Vertraute Cornelia Behlke – ganz hervorragend von Jeanette Hain gespielt – in einer Szene sagen. Diesen Körper verkauft man halt. An eine Agentur, die Partner in reichen Ländern vermittelt. So landet Huong in Deutschland. Und der Freier in spe gibt die Traumfrau natürlich gerne gegen Aufschlag von ein paar Prozent an den Nebenbuhler Eichner weiter.

Tatort-Gesichter

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Simone Thomalla: Ihr Debüt vor der Kamera hatte sie 1982 in dem Fernsehfilm Abgefunden. Seit 2008 verkörpert sie im Tatort Leipzig des MDR als Kommissarin Eva Saalfeld mit Martin Wuttke als Kommissar Andreas Keppler das neue Ermittlerteam. Thomalla war jahrelang mit mit Ex-Fussball-Manager Rudi Assauer liiert. Nach der Trennung vor einigen Wochen zog sie von Gelsenkirchen nach Berlin.
Simone Thomalla: Ihr Debüt vor der Kamera hatte sie 1982 in dem Fernsehfilm Abgefunden. Seit 2008 verkörpert sie im Tatort Leipzig des MDR als Kommissarin Eva Saalfeld mit Martin Wuttke als Kommissar Andreas Keppler das neue Ermittlerteam. Thomalla war jahrelang mit mit Ex-Fussball-Manager Rudi Assauer liiert. Nach der Trennung vor einigen Wochen zog sie von Gelsenkirchen nach Berlin. © ddp | ddp
Simone Thomalla als Eva Saalfeld und Martin Wuttke als Andreas Keppler an einem Tatort-Filmset. In ihrem vierten Fall
Simone Thomalla als Eva Saalfeld und Martin Wuttke als Andreas Keppler an einem Tatort-Filmset. In ihrem vierten Fall "Schwarzer Peter" mussten beide den Mord an einem Geschäftsmann aufklären. © ddp | ddp
Axel Prahl: Als Hauptkommissar Frank Thiel ermittelte er zusammen mit Jan Josef Liefers in der Rolle des höchst eigenwilligen Rechtsmediziners Prof. Karl-Friedrich Boerne in Münster für den Tatort.
Axel Prahl: Als Hauptkommissar Frank Thiel ermittelte er zusammen mit Jan Josef Liefers in der Rolle des höchst eigenwilligen Rechtsmediziners Prof. Karl-Friedrich Boerne in Münster für den Tatort. © ddp | ddp
Jochen Senf spielte den Saarbrücker Tatort-Kommissar Max Palu.
Jochen Senf spielte den Saarbrücker Tatort-Kommissar Max Palu. © WAZ | WAZ
2008: Der Schauspieler Mehmet Kurtulus spielte den Tatort-Komissar Cenk Batu in
2008: Der Schauspieler Mehmet Kurtulus spielte den Tatort-Komissar Cenk Batu in "Auf der Sonnenseite". Der neue Hamburger Ermittler arbeitet verdeckt, ohne Polizeirevier, ohne Gerichtsmediziner und in seinem Debütfall auch ohne Leiche. Batus einzige Verbindung zur Polizei ist sein Vorgesetzter Uwe Kohnau (gespielt vom Thalia-Theater-Mimen Peter Jordan). © ddp | ddp
Der ehmalige
Der ehmalige "Tator"-Kommissar Peter Sodann wurde von der Bundestagsfraktion der Linken im Jahr 2008 sogar als Kandidat für die Wahl des Staatsoberhauptes vorgeschlagen © ddp | ddp
1985: Götz George fährt mit Motorrad zur einer Filmpremiere in der Duisburger Innenstadt vor. Legendär war seine Tatort-Hauptrolle, in der Götz George den Hauptkommissar Horst Schimanski mimte. Foto: WAZ, Ulla Michels
1985: Götz George fährt mit Motorrad zur einer Filmpremiere in der Duisburger Innenstadt vor. Legendär war seine Tatort-Hauptrolle, in der Götz George den Hauptkommissar Horst Schimanski mimte. Foto: WAZ, Ulla Michels © WAZ | WAZ
Auch Dietmar Baer gehört zu den Tatort-Ermittlern. Er stand schon an der Seite von Schimanski, später war er Kommissar Freddy Schenk.
Auch Dietmar Baer gehört zu den Tatort-Ermittlern. Er stand schon an der Seite von Schimanski, später war er Kommissar Freddy Schenk. © ddp | ddp
Schauspielerin und Sängerin Jeanette Biedermann hatte als Dana einen Gastauftritt in
Schauspielerin und Sängerin Jeanette Biedermann hatte als Dana einen Gastauftritt in "Schwelbrand" © ddp | ddp
Die Tatort-Schauspieler Udo Wachtveitl, Michael Fitz und Miroslav Nemec (v.l.). Der Muenchner
Die Tatort-Schauspieler Udo Wachtveitl, Michael Fitz und Miroslav Nemec (v.l.). Der Muenchner "Tatort"-Kommissar Michael Fitz stieg Ende 2007 bei der ARD-Krimireihe aus. © ddp | ddp
Maximilian Brückner, der Tuba spielende Saarbrücker
Maximilian Brückner, der Tuba spielende Saarbrücker "Tatort"-Kommissar Franz Kappl. © ddp | ddp
Dreh für die Folge von Schimanski:
Dreh für die Folge von Schimanski: "Der Golem" wurde 2004 ausgestrahlt wird. Hier im Bild: Götz George als Schimanski (re.) und Chiem van Houveninge als Hänschen in Duisburg am Innenhafen. Foto: WAZ, Andreas Mangen © waz | waz
Beim Dreh trafen sich v.l. Julian Weigend (Hunger), Götz George (Schimanski) und Chiem van Houveninge (Hänschen). Foto: WAZ, Andreas Mangen
Beim Dreh trafen sich v.l. Julian Weigend (Hunger), Götz George (Schimanski) und Chiem van Houveninge (Hänschen). Foto: WAZ, Andreas Mangen © waz | waz
Tatort:
Tatort: "Drei Affen" Mit Hilfe des Gerichtsmediziners (Joe Bausch, Mitte)versuchen die Kommissare Ballauf (Klaus J. Behrendt, re.) und Schenk (Dietmar Bär) herauszufinden, von wem die Ermordete ein Kind erwartete. Foto: WDR © WDR | WDR
Tatort:
Tatort: "Bittere Mandeln". Dr. Roth (Joe Bausch, re) erklärt Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, Mitte) und Staatsanwalt von Prinz (Christian Tasche) die Wirkungsweise von Zyankali. Foto: WDR © WDR | WDR
Hat gut Lachen: Ulrike Folkerts spielt die beliebte Kommissarin Lena Odenthal. Sie sagte einmal: Tatort ist nun mal auch Kult. Jeder Schauspieler möchte da mal mitspielen. Ich wäre blöd, damit aufzuhoeren.
Hat gut Lachen: Ulrike Folkerts spielt die beliebte Kommissarin Lena Odenthal. Sie sagte einmal: Tatort ist nun mal auch Kult. Jeder Schauspieler möchte da mal mitspielen. Ich wäre blöd, damit aufzuhoeren." © ddp | ddp
Apart, apart: Für die Darstellung der Tatort-Kommissarin Lea Sommer wurde Hannelore Elsner 1995 mit dem Telestar ausgezeichnet.
Foto: WAZ, Frank Vinken
Apart, apart: Für die Darstellung der Tatort-Kommissarin Lea Sommer wurde Hannelore Elsner 1995 mit dem Telestar ausgezeichnet. Foto: WAZ, Frank Vinken © frank vinken / waz | frank vinken / waz
Jan Josef Liefers Liefers, der Sohn des Regisseurs Karlheinz Liefers, studierte nach seiner Tischlerlehre am Staatstheater Dresden von 1983 bis 1987 an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Als Professor Karl-Friedrich Boerne stand er für den Tatort in Münster vor der Kamera. Foto: WAZ, Tom Thöne
Jan Josef Liefers Liefers, der Sohn des Regisseurs Karlheinz Liefers, studierte nach seiner Tischlerlehre am Staatstheater Dresden von 1983 bis 1987 an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Als Professor Karl-Friedrich Boerne stand er für den Tatort in Münster vor der Kamera. Foto: WAZ, Tom Thöne © WAZ | WAZ
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Auch wenn das Drehbuch dieses Fernsehspiels so manche Schwäche aufweist, der Film „Das Jahr des Drachen“ ist dennoch sehenswert. Zu verdanken ist diese Tatsache dem wunderbaren Regisseur Thorsten C. Fischer („Romy“, „Der Anwalt und sein Gast“). Er macht Vietnam und Saigon zu einem Hauptdarsteller. Die Mopeds, der Krach und das Chaos in dieser pulsierenden Metropole werden beeindruckend in Szene gesetzt. „All die Aufnahmen von Menschen auf den Straßen sind von uns heimlich gefilmt worden“, berichtet Fischer. So bekommt der Betrachter Einblicke in dieses Land am Chinesischen Meer, die abseits der bekannten Touristenrouten liegen.

Das Geheimnis der Fremdheit

Käfer und Fischer brauchen ihre Hauptdarsteller, um sich an einer fernsehtauglichen Geschichte entlangzuhangeln. Wichtiger sind aber die Bilder und die kleinen Geschichten, die die Familienmitglieder Huongs erzählen. Da muss man sehr genau hinschauen, weil viele Dialoge in nicht übersetztem vietnamesisch oder englisch geführt werden. Das klingt fremd und sieht fremd aus – der große Verdienst dieses Films liegt darin, dass er dieser Fremdheit Geheimnisse entreißen kann. Das ist spannend und mutig zugleich.