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Einen „Bud Spencer“-Tunnel wird’s in Schwäbisch-Gmünd auch nach der Facebook-Offensive der letzten Wochen nicht geben. Dafür wird das Freibad nach dem Haudegen benannt, hat der Gemeinderat beschlossen. Bud Spencer hat sein Okay gegeben.
Sie haben nein gesagt. Die Stadtväter von Schwäbisch-Gmünd. Nein zu einem Bud-Spencer-Tunnel. Sie haben sich nicht beeindrucken lassen von 114 542 Unterstützern auf der städtischen Internetseite, von friedlichen Demonstrationen, von dem Angebot des Sternekochs Steffen Mezger, bei Zustimmung für 3000 Menschen kostenfrei Speckbohnen zu kochen.
Sie haben sich dem „medialen Orkan“, wie Christian Baron (CDU) in der Gemeindesitzung erläuterte, entgegengestemmt. Denn in den letzten 14 Tagen haben weit über 70 000 Facebook-Besucher der 60 000 Einwohner-Stadt zu ungeahnter bundesweiter Popularität verholfen. Nach einem Namensaufruf der Stadt für einen neuen Tunnel an der Bundesstraße 29 schlugen sie Bud Spencer vor. Ausgerechnet Bud Spencer, diesen scheinbar vergessenen Haudegen aus den Prügel-Western-Komödien der 80er- Jahre. Obwohl er sich seit Jahren in Deutschland durch keinen einzigen neuen Film geprügelt hat, genießt der Italiener Kultstatus. Das zeigt auch seine Biografie „Mein Leben, meine Filme“, die in diesen Wochen in der Spiegel-Bestseller-Liste auf Platz 1 kletterte.
Das Herz einer Bäckerstochter erobert
Doch wieso ist der alte Haudegen ausgerechnet in Schwäbisch-Gmünd, dieser Kleinstadt im Schwabenländle, so beliebt? 60 Jahre ist es her, als Carlo Pedersoli, so hieß der Mann in seinem Leben vor Bud Spencer, mit der italienischen Nationalmannschaft zu einem internationalen Schwimmwettbewerb nach Schwäbisch-Gmünd kam. Damals soll der Leistungsschwimmer nicht nur den Wettkampf, sondern auch das Herz der jungen Bäckerstochter Brigitte Schall gewonnen haben. Sie stand am Beckenrand und er darunter, sozusagen. Der gebürtige Neapolitaner hatte den Beinamen „Stier von Rom“. Er schaffte die 100 Meter Freistil als erster Mensch in unter einer Minute, in 59,9 Sekunden. Ja, und da soll es dann passiert sein. Die Nichte von Brigitte Schall, Angelika Weller, plaudert gegenüber der lokalen Rems-Zeitung „Familien-Erzählungen“ aus, zeigt gemeinsame Bilder und beschreibt die römisch-schwäbische Liaison als „schöne Romanze, mehr aber nicht“.
Ganz folgenlos soll der Auftritt damals und das Internetengagement heute allerdings nicht bleiben. Bürgermeister Richard Arnold war, wie er sagte, „zutiefst beeindruckt von dieser besonnenen Facebook-Gemeinde, die eine regionale Idee globalisiert hat“, wodurch Schwäbisch-Gmünd zu einer „Pilotstadt“ wurde. Denn nach Flashmob-Aufrufen, der kollektiven Entlarvung von Doktorarbeits-Plagiate von Politikern und der Organisation ausufernder Parties hat sich die Facebook-Gemeinde erstmals in die Lokalpolitik eingemischt.