London.. Das Leck einer Ölpipeline vor der schottischen Küste könnte die schlimmste Ölkatastrophe in der Nordsee seit zehn Jahren zur Folge haben. Shell schätzt, dass rund 1300 Barrel Öl ins Meer geflossen sind. Naturschützer sorgen sich um Vogelarten.

Aus dem Leck der Nordsee-Pipeline vor der schottischen Küste ist weit mehr Öl ausgeströmt als bislang bekannt. Der Mineralölkonzern Royal Dutch Shell räumte am Montag ein, es seien mehr als 200 Tonnen oder rund 1300 Fass Öl ins Meer geflossen. Das britische Ministerium für Energie und Klimawandel schätzt, dass bereits einige hundert Tonnen Öl ausgelaufen seien. Es könnte die schlimmste Ölkatastrophe in der Nordsee seit 2000 sein, als 500 Tonnen Öl ins Meer strömten. Das Leck an der Plattform war am vergangenen Mittwoch entdeckt worden.

Die Abdichtungsarbeiten hätten den Ausfluss rund 180 Kilometer östlich von Aberdeen auf inzwischen etwa fünf Fass täglich beschränkt, erklärte Shell. Der Konzern äußerte sich erstmals konkret zum Ausmaß der Havarie. Der Ölfilm bedecke eine Fläche von etwa sechs mal sechs Kilometern, löse sich aber durch die Wellenbewegung auf.

Vogelarten in Gefahr

Auch das britische Energieministerium bezeichnete den Ölteppich als klein im Vergleich zu der Katastrophe im vergangenen Jahr im Golf von Mexiko. Für Großbritannien handele es sich jedoch um einen bedeutenden Vorfall. Die Küstenwache fliege zwei Mal täglich Kontrollflüge, um die Lage zu überwachen.

Die Umweltorganisation Greenpeace warf Shell unterdessen einen Mangel an Transparenz vor. Der Konzern habe erst nach zwei Tagen über das Ölleck informiert, kritisierten die Umweltschützer. Nach Angaben des Direktors der Vogelschutzorganisation Royal Society for the Protection of Birds Scotland, Stuart Housden, sind mehrere Vogelarten, wie Tordalk, Papageitaucher und Trottellumme, die sich im Spätsommer in der Nordsee tummeln, gefährdet. Tausende Jungvögel seien durch den Ölteppich bedroht. „Wir wissen, dass auch kleine Mengen Öl am falschen Platz, zur falschen Zeit verheerende Auswirkungen auf Meerestiere haben kann“, sagte Housden.

Der Ölkonzern Shell hatte in der vergangenen Woche erklärt, das Ölleck nahe der Gannet-Alpha-Plattform etwa 180 Kilometer östlich der schottischen Stadt Aberdeen entdeckt zu haben. Am Wochenende erklärte das britisch-niederländische Unternehmen, das Leck unter Kontrolle zu haben. Shell zufolge ist die Anlage, die gemeinsam mit dem US-Konzern ExxonMobil betrieben wird, weiterhin in Betrieb. Shell steht derzeit auch wegen eines UN-Berichts unter Beschuss, demzufolge der Konzern für massive Verschmutzungen durch Erdöl in Nigeria verantwortlich ist. (rtr/afp/dapd)