Halle.. Thomas Gottschalk hat am Samstag in seiner „Wetten, dass..?“-Show in Halle seinen Abschied angekündigt. Der 60-Jährige kann nach dem Unfall von Samuel Koch in seiner Sendung keine unbeschwerte gute Laune mehr verbreiten.
Kurz nur überlegt die Mittfünfzigerin am Souvenirstand des ZDF im überfüllten Foyer der Messe in Halle (Sachsen-Anhalt), dann greift sie zu beim Buch über die Geschichte von „Wetten, dass..?“. „Man weiß ja nicht , wie lange das noch läuft hier.“
Nicht mehr lange, wie sich gleich zu Anfang der Show herausstellt. Jedenfalls nicht mit Thomas Gottschalk. Von einem „Schatten“ spricht er, der über der Sendung liege, seit jener Sekunde, in der Samuel Koch am 4. Dezember vergangenen Jahres in Düsseldorf mit dem Kopf gegen den Audi prallte, den er eigentlich überspringen wollte. Von „einem Schatten, der es mir schwer machen würde, jemals wieder zu der guten Laune zurückzufinden, die Sie zu Recht von mir erwarten.“ Deshalb will er aufhören mit der Wettshow. Nicht sofort, aber Ende des Jahres. Seinem Intendanten, Markus Schächter, und ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut hat er das bereits am 20. Dezember angekündigt.
Man kann nicht sagen, dass er geht, wenn es am schönsten ist. Im Gegenteil. Thomas Gottschalk verlässt „Wetten, dass..?“ zu einer Zeit, in der die Show in der Krise steckt. Und ohne ihn wird diese Krise wohl noch größer werden. Denn die Sendung soll weitergehen, wie Bellut bestätigt. Mitte 2012 und mit überarbeitetem Konzept. Nur wer Gottschalk ersetzen soll, das verrät er nicht. Trotzdem machen auf der After-Show-Party im Hotel Maritim natürlich Namen die Runde. Markus Lanz ist einer, Hape Kerkeling ein anderer. Keiner aber fällt so oft wie Jörg Pilawa. Angeblich, so heißt es zwischen Sekt und Häppchen, sei ihm bei seinem Wechsel zum ZDF auch die Gottschalk-Nachfolge versprochen worden. Bellut kommentiert solche Gerüchte nicht. „Ich kommentiere keine Namen“, sagt er. Schon weil der Thomas es sich ja vielleicht doch noch anders überlegten könnte. Nicht sehr wahrscheinlich, aber: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, so Thomas Bellut.
Gottschalk hat den Laden zusammengehalten
Der Wunsch des ZDF kommt nicht von ungefähr. Denn Gottschalk war es zuletzt, der „den Laden zusammenhielt“, wie es ein ZDF-Mitarbeiter ausdrückt. Vielleicht, weil er mittlerweile ebenso bekannt war wie die Stars, die gerne zu ihm kamen. Manchmal sogar bekannter. Man hat ihm oft vorgeworfen, oberflächlich zu fragen, Belanglosigkeiten auszutauschen. Das hat ihn schon immer geärgert. Weil es nie sein Ziel war, investigativ zu sein. Er will unterhalten. Das kann er. Vielleicht besser, als jeder andere im deutschen Fernsehen.
Doch seit einiger Zeit ist das nicht mehr genug. Weil die Konkurrenz längst attraktive Programme gegen das ZDF-Zugpferd setzt. Und weil jeder Star mittlerweile schon einmal da war. Vor allem aber, weil man die meisten Wetten so ähnlich schon einmal gesehen hat. Deshalb hat das ZDF in den letzten Jahren immer wieder auf Angebote zurückgegriffen, die es früher vielleicht abgelehnt hätte. Weil sie zwar spektakulär aber auch riskant waren. Und es auch bei bester Vorbereitung blieben. Nicht nur im Fall Samuel Koch.
Wer Gottschalk erlebt hat in der Unglücksshow vom Dezember, der hat gemerkt, dass er mit dieser Entwicklung schon lange nicht mehr glücklich war. Aus Angst davor, dass irgendwann einmal etwas passieren könnte, das sich nicht mit einem Scherz wegmoderieren lässt.
„Familienfreundlich“, aber auch „langweilig“
„Kein Risiko mehr“ lautet deshalb das Motto für die Zukunft. So durften am Samstag Kandidaten mit Frisbees Kerzen ausblasen oder mit den Ohren Kronkorken in Biergläser schnippen. Das kann man „familienfreundlich“ nennen. Aber auch „langweilig“. Auf Dauer jedenfalls dürfte es zu wenig sein, um den Niedergang der Show zu stoppen.
Jemand wie Gottschalk weiß das natürlich. Aber einer wie er will selbst entscheiden, wann er geht. „Sie sollten nicht verzweifeln“, hat er am Samstag den Zuschauern in seiner angenehm sachlichen Abschiedsrede gesagt. „Irgendwann wär’s ja sowieso passiert.“ Das klang wie ein Scherz. Dabei war es wohl völlig ernst gemeint.