Köln.. Die Serie ist wie ein VW Käfer: Im Hinblick auf Geschichten und Darstellung eher schmucklos und ganz bestimmt nicht fernsehpreis-verdächtig, aber quotentechnisch unverwüstlich. Was hat „Alarm für Cobra 11“, was den neueren RTL-Serien durchweg fehlt? Vielleicht verrät dies die Auftaktsendung der neuen Staffel in Spielfilmlänge.
Sie ist eine Art VW Käfer des Fernsehens: „Alarm für Cobra 11“ (RTL, 20.15 Uhr) läuft und läuft und läuft. Inzwischen ist die Vollgas-Serie bei Staffel 23 angekommen. Während zuletzt nahezu alle Neuentwicklungen auf RTL quotentechnisch ganz schnell auf der Felge fuhren, startet „Die Autobahnpolizei“, wie die „Cobra 11“ im Untertitel heißt, beim Publikum immer wieder durch. Was hat die Serie, was den anderen fehlt?
Kunst sicher nicht. Sämtliche Fernsehpreise werden von Hermann Joha und seiner Produktionsfirma Action Concept großräumig umfahren. Die Geschichten sind so leicht zu begreifen wie eine Automatik-Schaltung. Überhaupt greifen die Macher der Serie gern auf Muster zurück, die das Publikum in 17 Fernsehjahren so stark verinnerlicht hat wie ein Führerscheinprüfling die Abläufe bei der Gangschaltung: alle zehn Minuten eine Verfolgungsjagd in Tateinheit mit Feuerbällen und Feuergefechten. Was dazwischen liegt, wird achselzuckend hingenommen wie ein Stau auf der A 40.
Nicht nur auf dem Highway ist die Hölle los
Allerdings weiß RTL, dass auch ein Serien-Klassiker von Zeit zu Zeit überarbeitet werden muss. Der neue Golf sieht ja auch anders aus als vor 40 Jahren. Für die Auftaktfolge der neuen Staffel bedeutet das: Nicht nur auf dem Highway ist die Hölle los, sondern auch zuhause, speziell bei dem eigentlichen Gesicht der Serie, Semir Gerkan (Erdogan Atalay). Seine Ehe steht nämlich kurz vor einem Kolbenfresser.
Und Kollege Ben Jäger (Tom Beck) ahnte es schon vorher. Aber er schwieg. So ist denn Vertrauen das große Thema in dem 90-Minüter „Auferstehung“. Dass sich die Finsterlinge misstrauen, die eine schöne Architektin entführt haben, versteht sich von selbst. Gerkans Vertrauen in seinen Ex-Kollegen André (Mark Keller) wird indes bitter enttäuscht. Und sein Vertrauen zu seinem Kollegen Ben, zugleich Gerkans bester Freund, wird auf eine harte Probe gestellt.
Wahre Freundschaft gibt es nur zwischen Mann und Maschine
Blind vertrauen kann Gerkan dagegen auf seinen Dienstwagen. Mag sich bei Verfolgungsjagden auch jede Menge Blech kalt verformen – dem zivil wirkenden Sportcoupé von „Cobra 11“ kann nichts und niemand etwas anhaben. Wahre Freundschaft, so scheint es, gibt es nur zwischen Mann und Maschine, ganz gleich ob der Gasfuß das Pedal tritt oder streichelt. Auto-Erotik der besonderen Art.
Nebenher leben Gerkan und Jäger das aus, was im Zeitalter zunehmender Tempo-Limits im realen Verkehr immer weniger erlaubt ist: freie Fahrt für freie Bürger.