Köln. Fahrraddiebe haben es oft auf teure E-Bikes abgesehen. Um mehr Fahrraddiebstähle aufzuklären, gibt es nun in NRW spezielle Ermittlungsgruppen.


Es war kein Zufallsfund, den die Kölner Polizei am Mittwoch machte: Ein weißer Transporter, beladen mit mindestens 36 gestohlenen Fahrrädern, teils versteckt unter Elektroschrott und Autoreifen. Immer wieder treffen die Beamten nach eigenen Angaben im Stadtteil Meschenich auf Hehler. Auch der 37-jährige Fahrer des Transporters wollte das Diebesgut wohl nach Südosteuropa bringen, wie die Polizei mitteilte.





Es ist ein Muster, das der Polizei immer größere Sorgen bereitet: Banden, die teure Fahrräder stehlen, sammeln und ins Ausland schaffen. Deshalb hat in Köln nun die sechsköpfige «Ermittlungsgruppe Fahrrad» ihre Arbeit aufgenommen. Schon 2018 war sie während der Sommersaison im Einsatz. «Wir wollen organisierte Strukturen aufdecken», sagte Leiter Jürgen Haese. Auch bei der Bonner Polizei gibt es seit diesem Frühjahr ein ähnliches Team.

Dunkelziffer der Diebstähle ist enorm

Zwar wurden in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr laut Polizeilicher Kriminalstatistik 71 000 Räder als gestohlen gemeldet, ein Rückgang von 3,5 Prozent im Vergleich zu 2017. Doch das muss nach Einschätzung von Experten nicht viel heißen - die Dunkelziffer ist enorm. Viele zeigen den Diebstahl gar nicht erst an. Denn noch immer wird nicht einmal jede zehnte Tat aufgeklärt.

Dabei ist der Sachschaden enorm: Allein in Köln belief sich die Summe nach Polizeiangaben 2018 auf über 6,5 Millionen Euro. Im Durchschnitt war jedes der 9000 dort gestohlenen Fahrräder über 700 Euro wert. Ins Visier der Diebe geraten zunehmend E-Bikes, die im Trend sind und oft mehrere tausend Euro kosten. Allein deshalb schon wolle man Fahrraddiebstahl nun härter bekämpfen, sagte Ermittlungsgruppe-Leiter Haese.

Jedes Rad sollte registriert werden

Zur Strategie gehören einerseits Schwerpunktkontrollen, um gestohlene Räder aufzuspüren. Andererseits werden Haese und fünf Kollegen analysieren, wo und wann Räder gestohlen werden. Zunächst sei aber jeder selbst verantwortlich für sein Rad, sagte Haese: «Es bringt nichts, wenn ich mein 1000-Euro-Rad mit einem 20-Euro-Schloss sichere, das in Sekunden zu knacken ist.»

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) in NRW empfiehlt zudem, sein Rad registrieren zu lassen. In Münster, wo pro 100 000 Einwohner NRW-weit die meisten Räder gestohlen werden, hat die Polizei eigens eine Online-Halterdatei dafür eingerichtet. Zudem bietet der ADFC in Diebes-Hochburgen wie Bonn an, Räder mit geprägten Nummern zu codieren, damit der rechtmäßige Eigentümer immer erkennbar ist. «Da haben wir schon enormen Zulauf», sagte eine ADFC-Sprecherin. (dpa)