Paris.. Die Elefanten “Baby“ und “Nepal“ aus dem Zoo von Lyon sollen eingeschläfert werden, da sie angeblich an Tuberkulose leiden. Es besteht Angst, der Bazillus könnte auf den Menschen überspringen. Promis wie Brigitte Bardot und Prinzessin Stéphanie von Monaco wollen den Tieren zu Hilfe kommen.
Die Demonstranten vor dem Zoo von Lyon sind ergriffen von kalter Wut. Einige haben sich an diesem ersten Januarsonntag putzige Elefantenkostüme übergestreift, andere halten trotzig Transparente in die Höhe. Darauf steht: "Rettet Baby und Népal".
Das Schicksal der beiden todgeweihten Elefanten wühlt inzwischen die ganze Nation auf. Da der Präfekt und die Justiz fest entschlossen sind, die angeblich tuberkulosekranken Dickhäuter einzuschläfern, ruhen die letzten Hoffnungen der wackeren Demonstranten jetzt auf dem Staatschef höchstpersönlich. "Wir bitten den Präsidenten um einen Gnadenakt", sagen sie.
Wettlauf gegen die Zeit
Der Kampf für "Baby" und "Népal" ist auch ein Wettlauf gegen die Zeit. Denn die Einschläferung muss auf Geheiß der Präfektur eigentlich spätestens heute vollzogen sein – genau 30 Tage nach dem umstrittenen Beschluss vom 11. Dezember.
Doch längst haben "Baby" und "Népal" überall im Land Beschützer gefunden – allen voran die Schauspielerin Brigitte Bardot, die seit geraumer Zeit als fanatische Tierschützerin für Schlagzeilen sorgt. Auch Prinzessin Stéphanie von Monaco bietet ihre Unterstützung an. Sie will ihren Tierarzt nach Lyon schicken. Im Protestmedium Internet hat sich die Zahl der Sympathisanten binnen zwei Wochen auf 85 000 vervierfacht.
"Baby" und "Népal", 42 und 43 Jahre alt, haben die freie Wildbahn niemals kennengelernt. In der ersten Lebenshälfte versahen sie ihren Dienst als brave Zirkuselefanten, seit 1999 zählen sie zu den Attraktionen im Zoo von Lyon.
"Baby" und "Népal" seit über zwei Jahren isoliert
Doch schon seit mehr als zwei Jahren bekommen die Besucher die beiden Elefanten nur noch selten zu Gesicht. Denn im August 2010 keimt der Verdacht auf, sie könnten von einem Tuberkulose-Bazillus befallen sein. Von einem, der von der Kreatur auf den Menschen überspringe und lebensgefährlich sein könne. Den endgültigen Beweis finden die Tierärzte nicht, trotzdem treffen sie Vorsichtsmaßnahmen: "Baby" und "Népal" werden isoliert, die Pfleger meiden jeden direkten Kontakt und tragen Schutzmasken.
Seit dem vergangenen Sommer überschlagen sich die Ereignisse. Denn am 14. August stirbt die Elefantenkuh "Java". Die Obduktion führt zu einem beunruhigenden Ergebnis: Das Tier war von einem hoch ansteckenden Tuberkulose-Bazillus befallen. Die Verantwortlichen in Lyon beschließen am 11. Dezember: "Baby" und "Népal" müssen vorsorglich eingeschläfert werden.
Tierschützer halten dieses Todesurteil für überzogen
Tierschützer halten dieses Todesurteil für eine überzogene Panikreaktion und schwadronieren von "Hinrichtung". Auch Gilbert Edelstein hält seine beiden Elefanten keinesfalls für tickende Zeitbomben, vielmehr wittert er "ein Komplott, um die Elefanten loszuwerden".
Brigitte Bardot ruft unterdessen dazu auf, "Baby" und "Népal" zu heilen, anstatt sie einzuschläfern.
Ob sie Erfolg mit ihrem Protest hat, ist fraglich. Frankreichs Staatschef François Hollande will sich aus dem Streit in Lyon heraushalten. Da sich inzwischen die Justiz mit dem Fall befasse, ließ er wissen, stehe der Regierung ein Eingreifen nicht zu.