London.. Der Südafrikaner Martin Pistorius lag fast zwölf Jahre im Koma. Doch sein Überlebenswille war übermächtig. Heute führt er ein fast normales Leben.

Martin Pistorius ist zwölf, als es passiert. Als er plötzlich Halsschmerzen bekommt, erst nicht mehr sprechen, dann nicht mehr laufen kann, schließlich ins Wachkoma fällt. „Hirnhautentzündung, ausgelöst durch Kryptokokken“ diagnostizieren die Ärzte und nehmen den Eltern jede Hoffnung: „Das wird ihr Kind nicht überleben.“ Aber der Junge stirbt nicht. Nach zwei Jahren ändert sich sein Zustand, ohne dass seine Familie es merkt. Denn Martin bekommt fortan alles mit, kann aber nicht reden, kann sich nicht bewegen.

Mehr als ein Jahrzehnt muss er hilflos zusehen, wie das Leben an ihm vorbeizieht. „Als ich unsichtbar war“ (Bastei Lübbe; 8,99 Euro), heißt das Buch, in dem er seine Geschichte mittlerweile niedergeschrieben hat.

"Ich hoffe, du stirbst", sagte seine Mutter

Rodney und Joan Pistorius pflegen ihren Sohn, fahren ihn jeden Morgen in ein Heim, holen ihn abends wieder ab. „Danach fütterten wir ihn, brachten ihn ins Bett, und ich stellte meinen Wecker auf zwei Stunden später, um ihn auf die andere Seite zu drehen, damit er sich nicht wund liegt“, hat der Vater jetzt in einer englischen Talk-Show erzählt. Seine Eltern tun, was sie können. Aber irgendwann können sie nicht mehr. „Ich hoffe du stirbst“, sagt seine Mutter. Ihr Sohn kann nicht mal darüber weinen.

Aber er will leben, sich befreien aus dem Gefängnis, in dem sein Körper steckt. Für sich, seine Familie und weil er die Kinderserie mit dem Dinosaurier „Barney“ nicht mehr sehen kann, die sie an seinem Bett in der Klinik in Endlosschleife laufen lassen, weil keiner der Betreuer davon ausgeht, dass er es überhaupt merkt. „Ich habe Barney gehasst“, erinnert sich der heute 39-jährige Südafrikaner.

Die Hochzeit war die Krönung

Irgendwann gewinnt seine Willenskraft die Oberhand, beginnt er auf Tests zu reagieren, erkämpft sich nach und nach die Kontrolle über seinen Körper zurück. Heute sitzt er zwar noch immer im Rollstuhl, kann sich aber nur mit Hilfe eines Computerprogramms so gut verständigen, dass er ein fast normales Leben führen kann. Er verliebt sich in Joanna, eine Freundin seiner Schwester. Sie erwidert seine Liebe, die beiden heiraten. Und Martin weiß noch, wie das war als sie „ja“ sagte. „Mein Gesicht schmerzte, weil ich nicht aufhören konnte zu lächeln.“