Essen. Die US-Serie “Game of Thrones“ bricht zahlreiche Rekorde. Nun ist die vierte Staffel in Deutschland zu sehen - komplex, brutal und freizügig.
„Für die Jahreszeit zu mild“ melden deutsche Wetterdienste seit Tagen. Draußen vielleicht, aber nicht im Fernsehen. Jedenfalls nicht bei RTL II. Denn da wird es jetzt dienstags wieder eiskalt. Und düster sowieso. Denn es geht nach Westeros, wo ein Winter schon mal ein paar Jahre dauern kann. Nun startet die vierte Staffel „Game of Thrones“ im frei empfangbaren deutschen Fernsehen.
Zugegeben, auf den ersten Blick sieht es aus wie ein schlichtes Fantasy-Epos. Aber wer ohne Vorkenntnisse einschaltet, verläuft sich schnell in den Weiten und Wendungen der Geschichte. Immerhin ist US-Schriftsteller George R. R. Martin, der die literarische Vorlage „Das Lied von Eis und Feuer“ geschrieben hat, bereits seit 1996 damit beschäftigt, die Welt von Westeros zu entwerfen. Drachen, Despoten und Dämonen – fast 1000 Figuren hat er bereits in die Handlung geworfen oder wieder daraus entfernt. Denn bei diesen Thronspielen ist niemand sicher, kann es jeden erwischen – selbst viele Hauptdarsteller erleben das Ende einer Staffel nicht.
Man weiß nicht einmal, wer eigentlich das Gute verkörpert
Wer die Bücher nicht kennt, wird aber nicht nur deshalb überrascht sein. Denn immer wieder nimmt die Geschichte Wendungen, die kurz zuvor nicht mal zu erahnen waren. Freunde werden zu Feinden, Feinde zu Verbündeten. Und nicht mal darauf, dass das Gute am Ende siegt, ist noch Verlass. Was schon daran liegt, dass man eigentlich immer noch nicht weiß, wer das Gute in dieser Serie verkörpert.
Game of Thrones ist komplex, es ist brutal und so freizügig, wie es eine Serie in den USA nur im Bezahlfernsehen sein kann. Deshalb läuft es dort auch beim Sender HBO. Dort hat man nicht nur Mut gehabt, das Thema anzugehen, dort hat man dank mehr als 100 Millionen Abonnenten in aller Welt auch das Geld, es vernünftig umzusetzen. Allein die Pilotfolge soll an die zehn Millionen Dollar verschlungen haben, die komplette erste Staffel rund 50 Millionen. Ein großes Budget, das man der hervorragend besetzten und aufwändig in Szene gesetzten Serie aber auch in fast jeder Sekunde ansieht.
Bisher hat sich die Investition gelohnt. In über 60 Ländern ist die Reihe zu sehen, jede Staffel verkauft sich millionenfach und den etwas zweifelhaften Titel der „am häufigsten illegal aus dem Internet heruntergeladenen Serie“ trägt Game of Thrones auch.
Wanderaustellung und Reisen zu den Drehorten
Und längst strahlt sie über das Fernsehen hinaus. Es gibt eine Wanderausstellung mit den schönsten Requisiten, die im Laufe dieses Jahres auch in Deutschland Station machen soll, die Drehorte in Europa und Afrika sind längst zu Pilgerstätten geworden, und vor allem in den USA bekommen immer mehr Neugeborene den Namen eines Game of Thrones-Titelhelden. Und wehe Martin schreibt die Geschichte anders weiter, als die Fans es sich vorgestellt haben. Dann bombardieren sie ihn mit Briefen und E-Mails, „in denen scheußliche Sachen stehen“.
Noch wichtiger als das, was er schreibt, ist allerdings, dass er überhaupt schreibt. Denn noch immer hat der 76-Jährige die Saga nicht zu Ende gebracht. Und so lang sind mittlerweile die Abstände zwischen zwei Bänden, dass Fans bereits fürchten, Martin könne gar nicht mehr fertig werden. Aber der winkt ab. In seinem Kopf seien die fehlenden Bücher schon fertig, beteuert George R.R. Martin. Jedenfalls in groben Linien. „Der Rest“, hofft er, „kommt beim Schreiben.“