Seoul. Das Funkprotokoll zwischen der verunglückten Fähre “Sewol“ und der Schifffahrtskontrolle hat offenbart, dass die Besatzung zögerte, das Schiff zu evakuieren. Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye hat das Verhalten des Kapitäns der Unglücksfähre “Sewol“ nach der Havarie mit einem Mord verglichen.

Die Aufzeichnung des Funkverkehrs zwischen der verunglückten südkoreanischen Fähre "Sewol" und der örtlichen Schifffahrtskontrolle haben Chaos und Panik auf der Brücke des Schiffes offenbart. Die veröffentlichten Aufzeichnungen zeigten, dass die Besatzung zögerte, das Schiff zu evakuieren, als sich dieses gefährlich zur Seite neigte. "Wir neigen uns. Wir sind kurz davor runter zu gehen", sagte ein nicht identifiziertes Besatzungsmitglied der Fähre, die am Mittwochmorgen mit 476 Menschen an Bord gesunken war. "Es neigt sich so sehr, wir können uns kaum bewegen."

An anderer Stelle sagte das Besatzungsmitglied, dass die Sicherheitsanweisungen nicht an die Passagiere durchgegeben werden konnten, da das Lautsprechersystem nicht funktionierte. Der Vertreter der Schifffahrtskontrolle erwiderte, sie sollten dennoch die Passagiere anweisen, ihre Rettungswesten und möglichst viele Lagen Kleidung anzuziehen. "Werden die Passagiere sofort nach der Evakuierung gerettet werden?", fragte daraufhin das Besatzungsmitglied. "Lassen Sie sie wenigstens einen Rettungsring tragen und lassen Sie sie schwimmen. Jetzt!", drängte der Vertreter.

Südkoreas Präsidentin: Verhalten des "Sewol"-Kapitäns wie Mord

Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye hat das Verhalten des Kapitäns der Unglücksfähre "Sewol" nach der Havarie mit einem Mord verglichen. Der mittlerweile inhaftierte Kapitän und andere Besatzungsmitglieder hatten zu den Ersten gehört, die sich gerettet hatten. Unter dem Gesichtspunkt des gesunden Menschenverstands sei deren Verhalten unverständlich, sagte Park nach Angaben der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap am Montag bei einem Treffen mit ihren Sekretären in Seoul. "Das kommt einem Mord gleich."

Kritiker werfen der Besatzung vor, die Evakuierung des Schiffes zu spät angeordnet zu haben. Demnach hätten womöglich zahlreiche Menschenleben gerettet werden können, wenn die Passagiere bereits angewiesen worden wären, das Schiff zu verlassen, als sich dieses zu neigen begann. Der Kapitän und zwei weitere Besatzungsmitglieder wurden deswegen festgenommen. Bisher wurden 59 Tote geborgen, doch werden noch 243 Menschen vermisst, viele davon Schüler, die auf einem Schulausflug waren. Bis Sonntag bargen Taucher 19 Leichen aus dem gesunkenen Wrack. (afp/dpa)