Witten/Bochum..
Der Wetter-Moderator Jörg Kachelmann soll seine Ex-Freundin nach einem Streit vergewaltigt haben. Kein Einzelfall, wie Paartherapeuten bestätigen. Zwei Experten erklären, warum Männer in Beziehungen sexuell gewalttätig werden.
Der Wittener Paartherapeut Thomas Mürmann-Golding ist überzeugt, dass sexuelle Gewalt in Beziehungen häufiger vorkommt als in der Öffentlichkeit wahrgenommen. „Es ist ein Thema, das im Verborgenen stattfindet“ und das in den aller meisten Fällen von Männern ausgeht.
Aus Sicht des Experten entscheiden sich solche Männer bewusst, Grenzen zu überschreiten, um ihre eigenen Wünsche durchzusetzen. „Sie glauben, sie nicht anders erfüllen zu können und dass sie sogar ein Recht darauf haben.“ Oft handelten die Täter aus einem Ohnmachtsgefühl heraus. Dahinter, so meint er, steht die Idee einer hierarchischen Beziehung. „In einer gleichberechtigten Beziehung zwischen Mann und Frau ist so etwas nicht denkbar.“
Er bezeichnet Gewalt in der Sexualität daher als besonders destruktive beziehungstötende Form. Mürmann-Golding rät Betroffenen, das Thema in der Beziehung so früh wie möglich anzusprechen. Ansonsten sei es unmöglich, sich vertrauensvoll in einer Beziehung zu öffnen.
„Kränkung der männlichen Identität“
Nach Einschätzung der Paartherapeutin Bettina Schimanski aus Bochum liegen die Ursachen für sexuelle Gewalt in der Kindheit begründet. Oft hätten solche Täter in der Kindheit eine Kränkung ihrer männlichen Identität erlitten. Dabei spiele eine entscheidende Rolle, wie die Eltern ihre Beziehung vorgelebt hätten.
Nach ihrer Meinung können sich solche Menschen später nur schwer auf eine Beziehung einlassen. Werden sie verlassen, seien sie derart gekränkt, dass sie besonders aggressiv reagierten. Mit Gewalt wollten sie die Kontrolle und ihr Selbstwertgefühl wiedererlangen. „Es ist das Muster des unreifen, verletzten Kindes, das sich holt, worauf es glaubt, ein Anrecht zu haben“, so die Expertin. Dahinter könnte eine narzistische Persönlichkeitsstörung stecken. Solche Menschen seien unfähig, die Verantwortung für eine gescheiterte Beziehung mit zu übernehmen.