Köln.. Sieben Bände soll sein Zyklus „Das Lied von Eis und Feuer“ umfassen. Für die ersten fünf hat George R.R. Martin fast 20 Jahre benötigt. Die zweite Staffel von „Game of Thrones“, wie das Werk im Original heißt, strahlt RTL2 nun aus. Die Drehbücher - zumindest einige - stammen auch aus Martins Feder.
Grauer Bart zu schwarzer Schiffermütze, große Brille zu weitem Beinkleid. Dazu Hosenträger und Bäuchlein. Wer George R.R. Martin so sieht, der könnte ihn für den Weihnachtsmann auf Urlaub halten. Oder für einen Aalverkäufer auf dem Hamburger Fischmarkt. Dabei ist er Schriftsteller – Abteilung Fantasy. Das „Time“-Magazin hat ihn bereits auf die Liste der 100 einflussreichsten Menschen gesetzt und ihn den „amerikanischen Tolkien“ genannt. Martin ist einer der Erfolgreichsten seines Fachs. Aber auch einer der Langsamsten.
George R. R. Martin schwärmt für Ritter und Burgen
Sieben Bände soll sein Zyklus „Das Lied von Eis und Feuer“ mal umfassen. Für die ersten fünf hat Martin fast 20 Jahre benötigt. Muss man sich da wundern, dass mancher Fan sich mittlerweile sorgt, er könnte das Ende der Saga nicht mehr miterleben? Weil er selbst schon so alt und der Autor mit 64 Jahren auch nicht mehr der Jüngste ist. Und das Fernsehen sitzt Martin mittlerweile auch im Nacken. Denn die ersten drei Bände wurden unter dem Titel „Game Of Thrones“ bereits verfilmt – pro Buch eine Staffel. RTL 2 zeigt an diesem Wochenende an drei Abenden die zweite davon (ab Freitag, 20.15 Uhr). Martin schreibt auch die Drehbücher – zumindest einige davon.
Er hat ja immer schon gerne geschrieben, schon als er ein kleiner Junge im Arbeiterviertel von Ba-yonne, US-Staat New Jersey, war und den Kindern der Nachbarn kurze Geschichten verkauft, in denen er von mysteriösen Morden unter seinen Schildkröten erzählt. In den 1970er-Jahren erzählt er schon erste Fantasy-Stories, ist lange Zeit Geheimtipp, bevor er mit dem Epos über den Machtkampf um den Eisenthron der Sieben Königreiche von Westeros zum Bestseller-Autor avanciert. „Ich habe schon als kleines Kind für Ritter und Burgen geschwärmt“, erinnert er sich. Offenbar kein Einzelfall. Mittlerweile haben 15 Millionen Menschen seine Bücher gekauft.
Fantasy für Leute, die kein Fantasy mögen
Das liegt vielleicht auch daran, dass sie anders sind, als die meisten anderen Fantasy-Romane. Irgendwie Fantasy für Leute, die eigentlich kein Fantasy mögen – allen Drachen und Zwergen zum Trotz. Tolkien habe die Vorlage für seine Arbeit geschaffen, gibt sich Martin bescheiden. „Ich wandele nur auf seinen Spuren.“ Manchmal beschreitet er aber auch eigene Wege. „Ich habe“, sagt der Schriftsteller, „den harten Realismus guter historischer Romane zur Fantasy gegeben.“ Und dann das Ganze mit Politik gewürzt. Manchmal hat man dann das Gefühl, dass Westeros auch Washington sein könnte. Er wolle, bestätigt Martin, die Leser dazu bringen, „über politische Fragen nachzudenken“.
HBO machte eine Serie aus der Buchvorlage
Das konnte den US-Sender HBO nicht schrecken. Er hat eine Serie daraus gemacht. Weil die Handlung für einen einzigen Film viel zu komplex ist. Wo doch schon das Personenregister inzwischen mehrere Dutzend Seiten umfasst. Genau das wird mittlerweile auch zu Martins Problem. „Ich jongliere mit vielen Kugeln“, beschreibt er seine Arbeit an den Büchern. „Und manchmal fällt mir eine Kugel auf den Kopf.“ Will sagen: Hin und wieder macht er einen Fehler, und irgendwas passt nicht mehr zu den Ereignissen auf den vielen tausend Seiten zuvor. „Dann muss ich ein Stück zurück.“
Grund zur Sorge besteht aber angeblich nicht. In seinem Kopf seien die fehlenden Bücher schon fertig, beteuert George R.R. Martin. Jedenfalls in groben Linien. „Der Rest“, so hofft er, „kommt beim Schreiben.“