Mannheim. Seine früheren Aussagen? Das waren Missverständnisse, die längst klar gestellt sind. So zumindest sieht es Sänger Xavier Naidoo jetzt.
Interviews wollte Xavier Naidoo den Medien am Donnerstag nicht geben. Nach einem Tag voller Kritik an der ARD und an ihm als Deutschlands Teilnehmer beim Eurovision Song Contest meldete sich der 44-Jährige aber am Abend zu Wort. Kurfassung: Er ist ganz anders als in den Medien dargestellt. In der Öffentlichkeit waren zahlreiche Zitate des Sängers verbreitet worden, in denen er krude Theorien vertrat. Er widerspricht dem Eindruck in einer Stellungnahme, auf der Seite des NDR, der für die deutsche Teilnahme am Wettbewerb verantwortlich ist. Das erklärt der Musiker wörtlich:
„Seit meinen ersten Bühnenauftritten trete ich bekanntlich öffentlich für Werte wie Freiheit, Toleranz und Liebe ein. Keiner, der mich persönlich kennt, hat mir jemals auch nur annähernd das Gegenteil vorgeworfen.
Mir widerstrebt, mich jetzt bekennerhaft für etwas zu rechtfertigen, was ich nicht bin und was ich schon mehrfach erläutert habe.
Nur soviel: Ich bin froh, in einem „bunten“ Deutschland zu leben, mit einer Vielfalt an Lebensentwürfen und Religionen, über die ich mich freue. Ich habe auch immer betont, dass ich die Auffassung der sogenannten Reichsbürger nicht teile, von denen ich mich auch öffentlich deutlich distanziert habe. Mit meinem ganzen Wesen stehe ich für ein weltoffenes und gastfreundliches Deutschland und einen respektvollen sowie friedlichen Umgang miteinander.
Ich stehe für Meinungsfreiheit. Es ist allerdings schade, dass Menschen, die mich ganz offensichtlich nicht kennen, aufgrund unzutreffender Darstellungen substanzlos und schlecht über mich reden.“
Kritiker werfen Naidoo eine Nähe zu Verschwörungstheorien sowie Schwulenfeindlichkeit vor. Die Entscheidung war auch innerhalb des NDR umstritten. So twitterte Extra3, Satiresendung des Senders, eine Ergebnistafel, auf der die „BRD GmbH“ keine Punkte erhalten hat.
Wir legen uns schon mal fest #Naidoo #ESC2016 pic.twitter.com/OCepoWQwCh— extra3 (@extra3) 19. November 2015
Und auf den Seiten des ARD-Magazins „Panorama“ kommentierte Patrick Gensing, Nachrichtenredakteur des NDR: „Es ist schlicht ein falsches Signal, dass Deutschland nun einen Kandidaten ins Rennen schickt, dessen fragwürdige Positionen zu massiven Protesten gegen den ESC führen.“ So hatte der Bundesvorstand des Schwulen- und Lesbenverbands dem epd gesagt, es sei „nicht nachvollziehbar, wie man jemanden in Zeiten von Pegida als deutschen Vertreter nominieren kann, der die Souveränität Deutschlands infrage stellt“.
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Der NDR, der den Wettbewerb für die ARD betreut, hatte am Donnerstag angekündigt, dass Naidoo für Deutschland beim ESC in Stockholm im Mai antrete. Die Zuschauer sollen im Februar nur noch das Lied bestimmen. ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber hatte gegenüber dpa erklärt: „Für uns war es wichtig, mit jemandem anzutreten, der über eine hervorragende Bühnenpräsenz verfügt, der ein sehr guter Sänger ist und der mit uns auf die Suche nach einem Lied geht.“ (law/dpa/epd)