Entdecken die Privaten den harten investigativen Journalismus? Günter Wallraffs Team recherchiert verkleidet bei RTL, und Sat.1 lässt ab heute Daniel Lange undercover auf das Böse in der Welt los. Der Sendeplatz 23.15 Uhr verrät allerdings, dass es Sat.1 entweder nicht ernst genug ist mit harten Fakten oder der Sender seinem eigenen Format nicht traut. Oder beides.


„Lange jagt die Menschenhändler“ heißt das Spätstück im Untertitel, und es geht um das traurige Thema Zwangsprostitution in Deutschland. „Ich will den Sachen auf den Grund gehen, gerade wenn es gefährlich wird“, sagt der bullige Glatzkopf Lange (39), aber richtig gefährlich wird es kaum bei seinen Stippvisiten auf dem Straßenstrich. Auch nicht im Herzen der Finsternis, sprich: in Rumänien, wo Väter ihren Kleinkindern für ein paar Euro auf der Straße die Hose runterziehen.

Routiniert wird das Pflichtprogramm wie für einen Beitrag im „Akte“-Magazin von Sat.1 abgearbeitet. Aus dem „Akte“-Team kommt Lange auch. Da macht sich durchaus beim Zuschauer Betroffenheit breit. Für 45 Minuten ist das Material aber deutlich zu dünn. Einzige gute Idee: Langes Wohnungsbordell, in dem er dem armseligen Freier „Klausi“ eine Falle stellt. Der freut sich ungerührt auf 30 Minuten Sex für 25 Euro mit einer Frau, die ihm ausdrücklich als Zwangsprostituierte vorgestellt wird.

Es geht mehr um Voyeurismus, denn um Aufklärung. Die politische wie die moralische Seite der Legalisierung von Prostitution in Deutschland vor einem Jahrzehnt wird gar nicht erst angesprochen. Das wäre einem Wallraff nicht passiert.