Wacken.. Wenn Wacken zum Festival ruft, heißt’s wacker handeln. Die Karten für das weltgrößte Metal-Festival der Welt waren ratz-fatz weg. Logo, in diesem Jahr wird das 25-jährige Jubiläum gerockt. Hinter der Schwermetall-Sause steckt ein kluger Kopf: Thomas Jensen.
Mann trägt schwarz. Frau übrigens auch. Meistens jedenfalls. Und beide tragen das Haar gerne lang, wenn sie nach Wacken kommen. 75.000 Menschen machen das einmal im Jahr und verwandeln das ansonsten eher beschauliche 1800-Seelen Dorf in das weltgrößte Heavy-Metal-Festival. In diesem Jahr nun schon zum 25. Mal. Schuld ist Thomas Jensen. Er hat das Wacken Open Air, kurz W:O:A, erfunden.
Jensen ist schwer zu kriegen in diesen Tagen. Aber das hat nichts mit dem Jubiläum zu tun, das ist in jedem Jahr so. „Klar, vieles ist Routine mittlerweile“, sagt er. „Aber die Verantwortung wird ja immer größer.“ Für die Fans, wie für die Mitarbeiter. Und Arbeit gibt es reichlich. Sie machen das Dorf ja praktisch für ein paar Tage zu einer Stadt. Und zwar zu einer, die doppelt so groß ist, wie das nahe gelegene Itzehoe. Mit Geschäften, Zelten, Toiletten – mit allem was man so braucht auf rund 220 Hektar.
Nein, viel ändern will er nicht in diesem Jahr, sagt der Mann, der meist Turnschuhe, Jeans, T-Shirt und Sonnenbrille zu langem Haar trägt. „Wir waren das letzte Mal schon nahe am Optimum“, findet Jensen. Und dennoch ist nicht alles so, wie es immer ist. Aber das macht der Veranstalter mehr an sich selber fest. Weil 25 Jahre Wacken auch ihn 25 Jahre älter gemacht haben. Bald wird er 50. „Das halbe Hundert“, sagt er. „Da denkst du schon mal drüber nach.“
Mittlerweile ist Wacken ein Selbstläufer
Aber nur kurz. Nicht umsonst gilt Jensen als Mann der Tat. Ein Meister der Improvisation mit Hang zum Perfektionismus. So haben er und Mitgründer Holger Hübner das Festival groß gemacht. Größer, als sie es sich selber vorstellen können, damals in der Kneipe, in der sie die Idee dazu haben. Weil sie es leid sind, dass niemand auf solchen Veranstaltungen Heavy Metal spielt. Zum Debüt steht Jensens Band „Skyline“ auf der Bühne, dann legte Hübner Platten auf. 800 Leute kommen nach Wacken, in die Kuhle, wie das ursprüngliche Festivalgelände bis heute genannt wird. Später treten Bands wie Saxon oder Rammstein auf. Doch so bescheiden die Anfänge sind, für Jensen erfüllt sich ein Traum. Bands engagieren, Konzerte ausrichten, Festivals organisieren: „Im Grunde wollte ich nie was anderes machen.“
Obwohl es zwischendurch harte Zeiten gibt. Mehrfach steht Jensen vor der Pleite, liegt am Boden. Wird das Geld knapp, schweißt er auch schon mal Absperrgitter zusammen oder baut Kulissen für ein Musical, bis die Kasse wieder ein wenig gefüllt ist. Mittlerweile ist das Festival ein Selbstläufer, ausverkauft in Tagen wenn nicht in Stunden, selbst wenn noch gar nicht fest steht, wer auftritt. „Ich kann davon leben. Nur reich hat es mich nicht gemacht.“
Auch die Wackener profitieren
Auch für Wacken selbst fällt etwas ab. Bewohner vermieten ihre Zimmer an Festival-Besucher, weil sie gemerkt haben, „dass das eigentlich ganz nette Leute sind“. Andere verkaufen Getränke oder Kuchen im Vorgarten, selbst wenn sie mit Heavy Metal ansonsten so wenig anfangen können, wie ein Veganer mit einem Stückchen Fleischwurst. Beschwerden jedenfalls gibt es kaum, obwohl das Festival seinem Ruf „Laut, lauter, Wacken“ alle Ehre macht. Das hat nicht nur was damit zu tun, dass Jensen so gut wie jeden kennt in seiner alten Heimat und viele von denen, die er kennt, eingebunden hat. „Die meisten“, glaubt er, „sind auch ein wenig stolz auf diese Veranstaltung.“ Schon weil ihre Feuerwehr-Blaskappelle jedes Jahr als erste Nummer auf der Bühne steht.
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So wird es auch am 30. Juli wieder sein, wenn Wacken 2014 beginnt. Und in diesem Jahr will Jensen versuchen, was ihm in all der Zeit zuvor kaum gelungen ist. Ein wenig vom Programm sehen, das er selber zusammengestellt hat. „Vom Publikum aus“, sagt er, nicht vom Rande der Bühne. „Ich sehe die Bands gerne von vorne.“
Wenn dann alles vorbei ist und in Wacken wieder Ruhe einkehrt, beginnen die Vorbereitungen für das kommende Jahr. Und für die Heavy Metal-Kreuzfahrten, die Jensen mittlerweile anbietet. Wie lange er das noch machen kann, jetzt wo „die halbe Hundert“ naht? „Habe ich mich auch schon gefragt“, sagt Jensen. Und? „Ich glaube noch sehr lange.“