München.. Der große Gottfried John ist tot. Er wurde nur 72 Jahre alt. Der gebürtige Berliner war ein Charakter-Darsteller von internationalem Format. Der Lange wurde von Fassbinder entdeckt. Doch in seiner zweiten Lebenshälfte beeindruckte er, als Caesar wie als Bond-Schurke.

Er hatte ein Herz für Außenseiter – vielleicht weil er selbst einer war. Gottfried John lernte seinen Vater nie kennen, und seiner Mutter wurde das Sorgerecht entzogen. Der gebürtige Berliner wuchs in Heimen auf. Kein Wunder, dass ihm die Schauspielerei mehr war als ein Mittel zum Leben; sie war für ihn ein Lebensmittel. Kein Wunder, dass Gottfried John schnell in die erste Liga internationaler Charakter-Darsteller aufstieg. Zuletzt jedoch war es still geworden um den im doppelten Sinne großen Schauspieler. Er war krank, Krebs. Am Montag erlag John der Krankheit in der Nähe von München, wie der WDR am Dienstag mitteilte. Er wurde 72 Jahre alt.

Die 70er waren Johns große Zeit. Rainer Werner Fassbinder erkannte sein Talent und nahm ihn in seine Film-Kommune auf. John dankte es ihm durch markante Auftritte. Ob „Acht Stunden sind kein Tag“, „Die Ehe der Maria Braun“ oder „Berlin Alexanderplatz“ – John fiel auf, obwohl alle Fassbinder-Filme in der Regel von starken Ensembles lebten. Der Lange war schlaksig und wirkte dabei immer ein wenig ungelenk.

Mit seiner turbulenten Kindheit hatte John beizeiten Frieden gemacht. „Alles ist, wie es sein soll.“, notierte er einmal, „das sehe ich bis heute so und mache keine Pläne.“

Mal Publikumsliebling, mal Hassfigur

Mit Glamour konnte John nicht viel anfangen. Im Gespräch wirkte er leise, nachdenklich; ein leiser Hauch von Traurigkeit umwehte seine Stimme.

Dabei konnte er auch Komik. Als Julius Caesar begeisterte er in dem Kinofilm „Asterix und Obelix gegen Caesar“ Kritiker wie Zuschauer gleichermaßen. Dafür erhielt der Mann mit der sonoren Stimme im Jahr 2000 den Bayerischen Fernsehpreis.

Überhaupt lief John in der zweiten Hälfte seines Lebens immer wieder zu großer Form auf – so als Schurke in dem Bond-Abenteuer „Golden Eye“ von 1995. Er mimte den russischen General Ouromov – einen Finsterling der besonderen Art.

Mal Publikumsliebling, mal Hassfigur – genau das liebte John. „Meistens“, sinnierte er einmal im Gespräch mit dieser Zeitung, „sind Gut und Böse nicht eindeutig zu erkennen.“ Das arbeitete er so gut heraus wie kaum einer sonst.