Genf/Freetown. Im Kampf gegen die Ebola-Epidemie in Westafrika hat die Weltgesundheitsorganisation ein 100-Millionen-Dollar Programm auf den Weg gebracht. Das Auswärtige Amt rät von nicht notwendigen Reisen in die Region ab. Und die USA wollen zwei an der Seuche erkrankte Amerikaner in die Staaten holen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verstärkt mit einem 100-Millionen-Dollar-Programm den Kampf gegen die Ebola-Epidemie in Westafrika. Der Aktionsplan soll am Freitag auf einem Krisengipfel in Conakry, der Hauptstadt Guineas, gestartet werden, wie die WHO in Genf mitteilte. Damit soll unter anderem deutlich mehr medizinisches Personal eingesetzt werden können.
Indes rät das Auswärtige Amt von nicht notwendigen Reisen nach Liberia, Sierra Leone und Guinea ab. Trotz internationaler Bemühungen sei ein Ende der Epidemie nicht absehbar, heißt es in den aktualisierten Reise- und Sicherheitshinweisen des Ministeriums im Internet. Die medizinische Versorgung in den betroffenen Staaten sei defizitär. Eine Ausbreitung der Infektionskrankheit in Nachbarländer sei nicht auszuschließen.
Die Ebola-Epidemie war im März in Guinea ausgebrochen und hatte sich schnell nach Liberia und Sierra Leone ausgebreitet. Es ist die erste in Westafrika und die schwerste bislang registrierte. Etwa 730 Menschen fielen dem Erreger nach Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bis zum 27. Juli zum Opfer.
In Conakry wollen Präsidenten westafrikanischer Staaten mit WHO-Generaldirektorin Margaret Chan konkrete Schritte zur Intensivierung des Kampfes gegen die Seuche erörtern. Chan sagte dazu: "Das Ausmaß des Ebola-Ausbruchs und die davon ausgehende Gefahr machen es notwendig, dass die WHO sowie Guinea, Liberia und Sierra Leone die Gegenmaßnahmen erheblich verstärken." Am dringendsten sei der Einsatz weiterer Ärzte und Krankenschwestern, Seuchenexperten, Logistiker sowie Sozialarbeiter. Der Aktionsplan sieht auch stärkere Maßnahmen zur Aufklärung vor. "Die Lage ist außer Kontrolle", sagte Mariano Lugli, Koordinator von Ärzte ohne Grenzen, in Genf. Das Virus sei nicht zu stoppen, lokale Gesundheitsbehörden seien überfordert.
Nationaler Notstand auch in Sierra Leone
Angesichts der fortschreitenden Ausbreitung des Ebola-Virus erklärte auch Sierra Leone den nationalen Notstand. Präsident Ernest Bai Koroma will die Seuche mit einem Maßnahmenpaket in den Griff bekommen. So sollen ganze Gebiete im Osten des Landes unter Quarantäne gestellt werden.
Das Nachbarland Liberia hatte bereits am vergangenen Wochenende den Notstand ausgerufen und seine Grenzen geschlossen. Ausnahmen sind lediglich zwei Flughäfen und drei andere Grenzpunkte, an denen aber Zentren eingerichtet wurden, um Ein- und Ausreisende auf eine mögliche Erkrankung zu prüfen. Am Mittwoch hatte Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf die Schließung aller Schulen des Landes angeordnet. Auch sollen die Märkte in Grenzregionen geschlossen werden. Freitag wurde offiziell zum Ferientag erklärt, um alle öffentlichen Gebäude desinfizieren zu können.
Reisewarnung für drei Staaten
Die USA gaben eine Reisewarnung für drei afrikanische Staaten heraus. Sie gelte für Guinea, Liberia und Sierra Leone, teilte das Center for Disease Control in Washington mit. Zwei in Westafrika an Ebola erkrankte US-Bürger sollen zur Behandlung in die Vereinigten Staaten ausgeflogen werden. Ein entsprechend ausgestattetes Charterflugzeug sei auf dem Weg nach Liberia, um die beiden Helfer - einen Mann und eine Frau - an Bord zu nehmen, berichtete der US-Sender CNN. Die beiden seien in einem ernsten Zustand, aber stabil.
Erste Ebola-Fälle waren in Guinea im März registriert worden, rückblickend wurde darauf geschlossen, dass es schon im Dezember 2013 erste Infektionen gab. Rasch wurden auch Liberia und Sierra Leone erfasst. Es handelt sich um den schwersten Ausbruch der Krankheit seit ihrer Entdeckung im Jahr 1976. Auch ist es die erste Epidemie mit dem gefährlichen Zaire-Ebolavirus in Westafrika.
Krankheit mit hoher Todesrate
Etwa 730 Menschen sind dem Erreger nach WHO-Daten bis zum 27. Juli zum Opfer gefallen - mehr als jeder zweite erfasste Infizierte. Es gibt noch keine zugelassene Impfung gegen Ebola und keine Therapie. Die einzigen Gegenmittel sind bisher Aufklärung der Bevölkerung, Isolierung der Kranken und die hartnäckige Überwachung aller Menschen, die mit Patienten Kontakt hatten. (dpa)